Lernen mit beiden Gehirnhälften | |||
Linkshirnig? Rechtshirnig? Ganzhirnig?
Übersicht |
Linkshirnig? Rechtshirnig? Ganzhirnig? Zwei unterschiedliche Hälften Fakten Wie können wir unser Gehirn richtig nutzen? Grundsätzliche Folgen Was können und müssen wir tun? |
Bist du auch ein Linkshirni wie die meisten Menschen, die vorwiegend ihre linke Gehirnhälfte benutzen? Setzt auch du nur 10% deines Gehirns ein wie der Durchschnittsmensch? Oder lernst und lebst du ganzhirnig, indem du die beiden verschiedenen Gehirnhälften mit ihren verschiedenen Möglichkeiten gleichermaßen nutzt? Du wirst wahrscheinlich wie die meisten Menschen überhaupt nicht wissen, wie viele Fähigkeiten überhaupt nicht entwickelt werden können, weil das Gehirn zu einseitig trainiert und genutzt wird.
Der amerikanische Forscher R. W. Sperry hat 1981 den Nobelpreis für Medizin dafür erhalten, dass er viele Jahre die funktionelle Spezialisation der beiden Gehirnhälften erforscht und die Grundlagen für unser Verständnis vom Funktionieren unseres Gehirns neu mitgeschaffen hat.
Unser Gehirn besteht aus zwei verschiedenen Hälften (Hemispheren),
deren Unterschiede aber erst im Verlauf unserer Entwicklung nach der Geburt entstehen.
Bis zum 4. Lebensjahr kann diese zunehmende Spezialisierung der beiden Gehirnhälften (Lateralisierung) sogar wechseln.
Kinder in der Vorschulzeit benutzen beide Hemispheren gleichermaßen.
Viele sensorische (Verarbeitung von Sinneseindrücken) und motorische
(willkürliche Steuerung der Körperbewegungen) Regionen sind von Geburt an
symmetrisch in beiden Gehirnhälften vorhanden und jeweils für die andere Körperseite zuständig,
also die rechte Gehirnhälfte für die linke Körperseite und umgekehrt.
Die Differenzierung der asymmetrisch ausgebildeten Verarbeitungsfunktionen und Denkweisen (siehe Übersicht unten)
in den beiden Gehirnhälften ist im Prinzip nach der Pubertät mit 14 bis 16 Jahren abgeschlossen,
eine relative Festigung ist jedoch schon mit ca. 8 Jahren erreicht.
Physiologisch (vom Aufbau und der Funktion des Körpers her)
ist sie auf die Ausbildung und Entwicklung der Leitfähigkeit (Myelinisierung) der Nervenbahnen des Corpus callosum,
der Brücke zwischen beiden Gehirnhälften, angewiesen.
Wenn beide Hälften mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten
optimal gleichberechtigt zusammen arbeiten,
können auch Lernerfolg und Entwicklung von Fähigkeiten optimal verlaufen.
Bei Jungen entwickeln sich Spezialisierung und Verknüpfung beider Hälften etwas langsamer als bei Mädchen,
was die unterschiedlichen Leistungen in Bereichen wie z. B. Lesen, Schreiben oder Rechnen auf gleicher Altersstufe erklärt.
Die Entwicklung der Lateralitätsbildung ist auch für die verschiedenen Fähigkeiten des Menschen unterschiedlich. Für die Sprache beginnt sie beispielsweise im 2. Lebensjahr, für die Motorik im 3. Lebensjahr und für das Sehen erst im 4. Lebensjahr. Das Ergebnis der unterschiedlichen Entwicklung der beiden Gehirnhälften ist abhängig von der geerbten Veranlagung und von der Übung. Es bleibt aber nicht völlig unveränderbar, bis zum Alter kann es zu Schwerpunktverschiebungen oder Ergänzungen in einzelnen Bereichen durch Erfahrungen und unterschiedliche Nutzung kommen.
Hier wird es nun durch unterschiedliche Forderung und Förderung der beiden Gehirnhälften vor allem in der Schul- und Ausbildungszeit ganz besonders problematisch!
In unserer technisierten, wissenschaftlich ausgerichteten Welt, - vor allem der westlichen Welt - trainieren wir vornehmlich die linke Gehirnhälfte. In unseren Schulen wird spätestens nach dem 4. Schuljahr auf den weiterführenden Schulen unterrichtet und gelernt, wie es vor allem für unsere linke Gehirnhälfte gut ist. Wenn wir uns die Übersicht in der Tabelle ansehen, wird deutlich, dass in der Schule viel mehr für die linke Gehirnhälfte getan wird. Die linke Gehirnhälfte wird dominant (führend), während die rechte Gehirnhälfte nicht mehr so benutzt wird, wie es für einen bestmöglichen Erfolg sinnvoll wäre.
Wir denken und lernen nicht ausgewogen ganzheitlich mit unserem ganzen Gehirn, sondern viel zu sehr mit unserer linken Gehirnhälfte.
Die Auswirkungen dieser Tatsache sind für jeden einzelnen Menschen und für unsere ganze Gesellschaft extrem bedeutsam, auch wenn wir uns dessen natürlich nicht bewusst sein können, da wir den Vergleich ja nicht haben, wie es wäre, wenn wir stärker mit beiden Gehirnhälften denken und lernen könnten. Die Folgen sind im Prinzip ungeheuerlich, ja verheerend, weil wir als einzelne Menschen und als Gesellschaft immense Möglichkeiten und Fähigkeiten mit ihren Entwicklungschancen ungenutzt lassen! Viele Probleme in unserem Schulsystem, in unserer Wirtschaft und in unserem privaten und gesellschaftlichen Zusammenleben sind darauf zurückzuführen. Wir könnten das ändern!
Linke Gehirnhälfte | Rechte Gehirnhälfte | ||
---|---|---|---|
Spezielle Fähigkeiten |
Arbeitsweisen des Bewusstseins |
Arbeitsweisen des Bewusstseins |
Spezielle Fähigkeiten |
begriffliches Denken
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logisch, sieht Ursache und Wirkung
realitätsorientiert analytisch, zergliedert in überschaubare Abschnitte verbal abstrakt zeitorientiert sequentiell, in Reihenfolge linear regelgeleitete Ideenbildung: hält sich an vorgegebene, festliegende Strukturen, ist weitgehend abhängig von gespeicherter, organisierter Information |
intuitiv
planlos phantasievoll, kreativ parallele Verarbeitung auftretender Informationen non-verbal konkret nicht zeitorientiert sprunghaft ganzheitlich emotionell |
bildliches Denken
Visualisierung entwickelt neue Ideen erkennt Zusammenhänge Körpersprache, Tastsinn Muster- und Gesichtserkennung Schätzungen kann komplexe Informationen bewerten Kunst - Tanz - Musik erkennt Gefühle ist analog: sieht Entsprechungen und Ähnlichkeiten ist stumm: benutzt Bilder, keine Worte |
Fakten
Zusammenfassend sind also folgende Tatsachen festzustellen:
Einige Regionen des Gehirns, z. B. für die sensorischen (Verarbeitung von Sinneseindrücken) und motorischen (willkürliche Steuerung von Körperbewegungen) Bereiche sind symmetrisch in beiden Gehirnhälften vorhanden und dann für die jeweils andere Körperseite zuständig, das heißt die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperseite und umgekehrt.
Viele wichtige Funktionen und Fähigkeiten sind jedoch asymmetrisch, nur oder überwiegend einer Gehirnhälfte zugeordnet. Die linke Gehirnhälfte denkt logisch, analytisch, in Sprache und festgelegten Strukturen und erkennt und ordnet Einzelheiten, um für die handlungsorientierte Umsetzung zu sorgen, während die rechte Gehirnhälfte unmittelbar in Bildern, Zusammenhängen, Gefühlen, mit Fantasie, Kreativität und Intuition ganzheitlich denkt. Das Rohmaterial der Gedanken, die aufblitzenden Ideen und der Überblick kommen aus der rechten Gehirnhälfte.
Dass es entscheidend darauf ankommt, beide Denkweisen miteinander zu kombinieren und zu harmonisieren, wird jedem klar, der erkannt hat, dass die unterschiedlichen Fähigkeiten beider Gehirnhälften dem Menschen nur zusammen die Verwirklichung höherer Ziele ermöglichen und die wahre Fülle aller Möglichkeiten des menschlichen Gehirns zum Vorschein bringen können!
Tatsächlich haben wir heute aber eine
Überbetonung der linkshirnigen Denkfunktionen.
Dadurch fehlt es der rechten Gehirnhälfte an Training.
Die Prägung der beiden Gehirnhälften geschieht natürlich durch verschiedene Ursachen,
wie Erbanlagen, Kultur, Erziehung, Geschlechterrolle, Rolle in der Gesellschaft (Beziehungen, Beruf),
eigene Ziele und Lernen im Leben und in der Schule.
Die eingeprägten Denkbahnen und Gewohnheiten führen dazu,
dass auch dann die linke Gehirnhälfte Lösungen unseres Denkens bestimmt,
wenn eigentlich besser die rechte Gehirnhälfte bestimmend
oder zumindest gleichberechtigt am Denkprozess beteiligt sein sollte.
Wir denken zu oft mit der falschen Gehirnhälfte.
Wie können wir unser Gehirn richtig nutzen?
Wir müssen grundsätzlich alles,
womit wir uns beschäftigen oder was wir lernen wollen,
nicht isoliert, sondern im Zusammenhang mit bereits Gelerntem,
mit anderen Fachbereichen, mit uns als ganzem Menschen und mit übergeordneten Aspekten sehen.
Dadurch werden zwangsläufig unsere beiden Gehirnhälften aktiviert und an Denkprozessen und deren Lösungen beteiligt.
Wenn wir möglichst viele Eingangskanäle unserer Sinne
(Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken) beim Lernen benutzen,
kann unser ganzes Gehirn den Lernstoff viel besser abspeichern,
verknüpfen und langfristig abrufbar erhalten.
Lernbiologisch richtiges Lernen
hat schon der 2003 verstorbene Biochemiker und Biokybernetiker Frederic Vester
in den 1970er Jahren mit seinem Klassiker
„Denken, Lernen, Vergessen“ gefordert und konkrete Hilfen angeboten
( Auszug ).
Dieses Buch und sein Bericht an den Club of Rome (Internationales Gremium zur Lösung weltweiter Probleme),
dessen Mitglied er seit 1993 war,
„Die Kunst vernetzt zu denken“
beinhalten empfehlenswerte Informationen für uns alle.
Frederic Vester wird zurecht als Personifizierung vernetzten Denkens bezeichnet.
Sein computerunterstütztes Planungsinstrumentarium „Sensitivitätsmodell Prof. Vester“
wird heute erfolgreich in Wirtschaft und Verwaltung
zur Lösung von komplexen Wirtschafts- und Verwaltungsaufgaben eingesetzt.
Er selbst hat einmal gesagt:
„Ein Problem isoliert zu betrachten, hat keinen Sinn.
Man muss immer die Zusammenhänge mit einbeziehen, um zu einer zukunftsorientierten Lösung zu gelangen.“
Das Prinzip der Ganzheitlichkeit als sein wissenschaftlicher Ansatz
kommt hier deutlich zum Ausdruck.
Dieses Prinzip ist heute in Forschung und Wirtschaft anerkannt und findet dort vielfältige Anwendung.
Im Vorschul- und Primarbereich unseres Bildungssystems wird es auch oft berücksichtigt,
an den weiter führenden Schulen spielt es aber meist keine Rolle mehr.
Konkrete Tipps und Hilfen für den Alltag des Vorschul- und Primarbereichs
finden wir in den beiden Büchern von Dr. Charmaine Liebertz,
der Leiterin der Gesellschaft für ganzheitliches Lernen,
„Das Schatzbuch ganzheitlichen Lernens“ und „Spiele zum ganzheitlichen Lernen“.
Beispiele aus diesen Büchern verdeutlichen konkrete Anwendungsmöglichkeiten,
genauso wie die unterhaltsamen und informativen Hinweise und Erläuterungen
der drei folgenden Spezialisten für ganzheitliches Denken und Lernen:
die mehrfache Jugendweltmeisterin im Gedächtnistraining Christiane Stenger
( Gedächtnistraining ),
der Hauptvertreter der philosophischen Lebenskunst Prof. Lutz von Werder
( Schreibmethoden
Denkmethoden )
und
die amerikanische Sprachforscherin und Dozentin für Anglistik und Kunstpädagogik
Gabriele L. Rico
( Clustering ).
Kreativität und ganzheitliches Lernen gehören zusammen.
Motivation und Spaß sind zwangsläufige Folgen davon.
Grundsätzliche Folgen
Wenn der Mathe-Lehrer mit der Kunstlehrerin oder dem pubertierenden Schüler Probleme klären will,
wenn der Computer-Spezialist mit seinem Werbefachmann ein Konzept besprechen will
oder wenn Mutter und Vater miteinander oder mit Kindern Konflikte lösen wollen,
immer wieder kommt es dabei zu Verständigungsproblemen.
Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Denkweisen
sorgt in vielen Lebenssituationen im Privatleben wie im Beruf für schwer überbrückbare Gegensätze.
Es kommt oft dazu, dass man sich nicht versteht.
Beim Lernen, ob in der Schule oder im Leben, finden wir nicht den richtigen Zugang zu dem,
was wir lernen wollen und sollen.
Wissensinhalte und Zusammenhänge gelangen nicht an die richtigen Stellen im Gehirn
und können dort nicht wirklich verankert werden.
Wir verschenken einen Großteil unserer Fähigkeiten
und verpassen einen Großteil unserer Bildungsmöglichkeiten.
Dass diese Tatsachen unseren Erfolg und unsere Zufriedenheit im Privat- und Berufsleben enorm einschränken, leuchtet jedem ein. Private Probleme, beruflicher Misserfolg und erhebliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Schwierigkeiten sind zwangsläufige Folgen!
Jeder fragt sich da sofort: Wie ist es möglich, dass so etwas passiert, obwohl es doch so offensichtlich ist, wie es zu vermeiden ist?
Vor allem sind es Nicht-Wissen und Nicht-Wissen-Wollen. Die meisten Menschen wissen leider nicht, wie unser Gehirn funktioniert und können daher die negativen Folgen unseres Erziehungs- und Schulsystems nicht einschätzen. Dieses Erziehungs- und Schulsystem ist historisch gewachsen und basiert auf altem überholtem Wissen. Es besteht überwiegend aus Menschen, die zumeist nicht wissen, wie der neueste Stand der Wissenschaft ist, oder die Menschen wollen aus persönlichen Interessen und/oder Machtinteressen heraus nicht wissen, was anders gemacht werden muss. Viel vertrautes Falsches müsste abgeschafft werden, die Menschen müssten ihre Einstellung zum täglichen, lebenslangen Lernen und damit auch ihr Leben ändern, große Anstrengungen und Kosten müssten eingesetzt werden, und das wollen viele in unserem jetzigen Erziehungs- und Schulsystem nicht.
Das muss sich ändern!
Was können und müssen wir tun?
Das Wichtigste ist zunächst, allen
Menschen das nötige Wissen zu vermitteln.
Wenn alle Menschen wissen, was für sie wichtig ist, weil es mehr Glück und Erfolg bringt,
wollen sie es auch verwirklichen.
Dieses Wissen muss Allgemeinwissen werden.
Das hat sich netSCHOOL zum Ziel gesetzt.
In der Folge werden dann Änderungen in unserem persönlichen und gesellschaftlichen Leben viel schneller und konsequenter umgesetzt werden, weil diese Änderungen zu einem allgemeinen Willen bei allen Menschen geworden sind. Dabei möchte netSCHOOL helfen.
Der Weg zu einer menschlicheren Schule, einer
Gemeinschaftsschule
für alle Kinder ist der richtige Weg in eine bessere Zukunft.
Selbst in der Politik hat sich das bereits herumgesprochen
und wird schon in einzelnen Bundesländern von einzelnen Parteien zumindest plakativ gefordert
und in Ansätzen angestrebt.
Diesen Prozess müssen wir beschleunigen und mit dem richtigen Wissen unterstützen!
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