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Lernen mit beiden Gehirnhälften
 

 
Prof. Lutz von Werder

Besser schreiben und denken
durch kreative Methoden

Übersicht
Was ist Kreatives Schreiben?
Brainwriting & Co
Aufgabe
 
In seinem Buch „Brainwriting & Co“, Die 11 effektivsten Methoden des kreativen Schreibens für die Schule und das Studium, Schibri-Verlag, 2002, erläutert Prof. Lutz von Werder sehr anschaulich und differenziert kreative Methoden für besseres Denken und Schreiben. Er behandelt sechs „Befreiende Schreibmethoden“ und fünf „Geregelte Schreibmethoden“.

Die „Befreienden Schreibmethoden“ sind: Freewriting, Automatisches Schreiben, Meditatives Schreiben, Brainwriting & Co, Clustern, und Mind-Map-Writing.

Die „Geregelten Schreibmethoden“ sind: Journal schreiben, Schreibautobiographie, Modelling, Rhetorisches Schreiben, Metaphorisches Schreiben.

Hier sind Auszüge aus „Brainwriting & Co“ und „Mind-Map-Writing“ zu finden.
Die Beteiligung von linker und rechter Gehirnhälfte spielt überall eine besondere Rolle.

 

Nach der Pisa-Studie: Besser schreiben und denken durch kreative Methoden

Was ist Kreatives Schreiben?

Kreatives Schreiben lässt sich generell durch Befreiung von alten Schreibnormen oder durch besonders intensive Verengung der Schreibnormen erreichen. Bei der Verwendung befreiender Schreibmethoden wird das Schreib-Ich vom Druck durch das Schreib-Über-Ich befreit und in produktiven Kontakt mit dem kreativen Schreib-Es gebracht. Mit geregelten Schreibmethoden wird das Schreib-Ich unter erhöhten Kontrolldruck durch das Schreib-Über-Ich versetzt und so zu originellen Schreiblösungen gezwungen. Beide Methodengruppen erweitern damit die Kompetenz des alltäglichen Schreib-Ichs, dessen Qualifikation der Alphabetisierung und schulischen Schreibsozialisation geschuldet ist. Diese alltägliche Schreibqualifikation reicht aber für höhere Schreibniveaus, die das wissenschaftliche Schreiben erfordert, nicht aus. Die methodische Erweiterung der Schreibqualifikation in Schule und Hochschule durch entsprechende Schreibmethoden ist heute, nach den Ergebnissen der Pisa-Studie, unabdingbar.
Diese Methoden des kreativen Schreibens stammen aus verschiedenen Disziplinen, die von der Kreativitäts- und Gehirnforschung bis zur Schreibforschung und Rhetorik reichen.

In unserem Buch werden deshalb sechs Methoden für befreiende Schreibverfahren und fünf Methoden für geregelte Schreibverfahren vorgestellt. Diese Methoden werden die Schreibkompetenz jedes Schülers und Studenten verbessern helfen. Sie sind die besten elf Methoden, die in allen amerikanischen Lehrbüchern zum kreativen Schreiben ausführlich dargestellt werden, weil sie in den USA seit 30 Jahren umfassend erprobt worden sind.

Diese Methoden haben folgende generelle Wirkungen:

Die Zuordnung der besten Methoden des kreativen Schreibens für die Phasen des wissenschaftlichen Schreibprozesses ergibt folgendes Bild:

Phasen und Methoden des wissenschaftlichen Denk- und Schreibprozesses
1. Ideen sammeln 2. Gliedern 3. Schreiben 4. Überarbeiten
Freewriting
Automatisches Schreiben
Brainwriting
Meditatives Schreiben
Clustern
Mind-Mapping
Journalschreiben
Schreibautobiographie
Rhetorisches Schreiben
Metaphorisches Schreiben
Rhetorisches Schreiben
Mind-Mapping
Metaphorisches Schreiben

Die 11 Methoden erweitern die Gehirnleistung des Studenten, weil sie sowohl die linke wie die rechte Gehirnhälfte, das Bewusstsein wie das Unbewusstsein ansprechen. Diese Methoden sind außerdem für die Textproduktion wie für das Selbstmanagement bei Lern- und Lebenskrisen von Bedeutung. Sie haben damit vorbeugende Wirkung gegen das Ausbrechen von Lern- und Leistungsstörungen in Schule und Universität.

Diese 11 Methoden lassen sich auch nach dem Studium im nachfolgenden beruflichen Schreiben anwenden. Sie können auch am Computer praktiziert werden. (S. 6-8)
 

 

Brainwriting & Co

Ein wichtiger Schritt in die Welt der Gedanken wird durch das Assoziieren eröffnet. Sir Francis GALTON (Inquirier into Human Facultiy and its Development. London 1883) hat als erster exakt das Phänomen der spontanen Einfälle von sinnhaften Wort- und Bildverbindungen im Bewusstsein untersucht. Er entwickelte auch einen Assoziationstest:
„Auf Zettel schrieb er 75 ausgewählte Wörter, die er nach geraumer Zeit einzeln las, und den Inhalt der ersten beiden Assoziationen sowie die Zeit, die er dazu benötigte, notierte. Galton teilte erste statistische Werte mit: 1,3 Sekunden als durchschnittliche Zeit pro Assoziation, mehrfache Wiederkehr derselben Assoziation bei späterer Wiederholung des Versuchs, zahlreiche Assoziationen aus der eigenen Biographie, knapp die Hälfte aller Assoziationen aus der Alltagssprache: Namen, Phrasen, Fragen“ (G. STRUBE: Assoziation. Der Prozess des Erinnerns und die Struktur des Gedächtnisses. Berlin 1984, S. 20).
GALTONS Anregung schuf die Wortassoziationsteste, die in der klinischen Psychologie (KRAEPELIN, C.G. JUNG, WERTHEIMER, S. FREUD) und In der Erforschung des menschlichen Gedächtnisses eine lange Weiterentwicklung durchmachten (vgl. H. HILTMANN: Wortassoziation und verbale Ergänzungsverfahren. In: R. HEISS (Hrsg.): Psychologische Diagnostik. Göttingen 1964, S. 533-555) Neueste Forschungen der Assoziationsnetze der Erinnerung haben Erkenntnisse bestätigt, die schon ARISTOTELES (Parva naturalia. Oxford 1955) beschrieben hat.

Die wichtigsten Assoziationsgesetze heißen:

  1. Gedächtnisinhalte werden als in der Vergangenheit erlebte Wahrnehmungen verstanden und treten wieder ins Gedächtnis, wenn sie ein aktueller Reize weckt. Je lebhafter die ursprünglichen Empfindungen waren, um so enger und stärker scheinen die Glieder einer Assoziationskette miteinander verknüpft zu sein. Die Glieder einer Kette werden um so leichter erinnert, je häufiger das geschieht.

  2. Auf der Abfolge der Gedächtnisinhalte beruht deren Wiederfinden und damit das Erinnern. Je länger wir bei einem Gegenstand verweilen, desto sicherer kann er damit in der Zukunft erinnert werden.

  3. Bei allen Assoziationsleistungen bedarf es eines geeigneten Ausgangspunktes. Alle Assoziationen sind mit spezifischen Erfahrungsbildern assoziiert, die beim Reiz der Assoziation sich wieder im Bewusstsein einstellen.

  4. Die Geschwindigkeit, mit der Assoziationen produziert werden, ist am Anfang relativ hoch und nimmt im weiteren Verlauf zusehens ab. Beim längeren Assoziieren werden Pausen sichtbar, und individuelle Unterschiede des Assoziierens setzen sich durch.

  5. Die Assoziationstendenzen werden durch die jeweilige Stimmung der assoziierenden Person modifiziert. Rausch und Krankheit verändern die Assoziationsfähigkeit.

  6. Frühe Lebens- und Denkgewohnheiten haben immer einen prägenden Einfluss auf die Spannweite des Assoziationsprozesses (WARREN, H.L.: History of the Association Psychology. New York 1921, S. 73).

Die Assoziationstechnik kann also die im Gedächtnis gespeicherten Kenntnisse abrufen. Sie ermöglicht es den Studenten, bei jedem wissenschaftlichen Thema erste Kenntnisse zu erschließen, die Sinn-Netzwerke eines Themas zu erforschen und die Bilder und Ideen in Schrift umzusetzen, die mit dem Thema schon in seinem Gedächtnis verbunden sind. Die Assoziationstechnik ist deshalb eine einfache Schreibtechnik. Sie verlangt noch keine Sätze und geschlossenen Argumentationen, sondern sondiert erst mal in Worten die Inhalte, die das Gedächtnis zum Thema schon gespeichert hat. Die Übung der Assoziationsfähigkeit ist wichtig für die Einübung in die Technik des wissenschaftlichen Schreibens (vgl. W. ZIELKE: Handbuch der Lern-, Denk- und Arbeitstechniken. Bindlach 1991 S. 55-57).

Assoziationsketten

Assoziationsketten

Innerhalb von drei Minuten sollten Sie sich Ihr Thema als Stichwort vorgeben, und zu diesem Stichwort sollten Sie dann möglichst viele Assoziationen bilden, indem das folgende Wort in der Kette immer einen sinnhaften Bezug zum vorhergehenden Wort haben sollte.
 

Assoziationsdelta

Assoziationsdelta

Wieder in drei Minuten sollten Sie zu Ihrem Startwort Assoziationen finden, die untereinander keine Verbindung zu haben brauchen.
 

Assoziationskreis

Assoziationskreis

In fünf Minuten bilden Sie eine Assoziationskette zu Ihrem Startwort, die sich am Ende sinnvoll mit dem Ausgangswort verbindet.
 

Assoziationsfächer

Assoziationsfächer

Um die verschiedenen Ebenen des Startwortes erforschen zu können, sollten Sie einen Assoziationsfächer entwickeln. Das Startwort wird dafür in Unterbegriffe aufgegliedert, zu denen dann ihrerseits weitere Worte assoziiert werden.
 

Assoziationsgleise

Assoziationsgleise

Vom Startwort ausgehend werden zuerst drei oder mehr Worte assoziiert, die dann zum Beginn von längeren parallel laufenden Wortketten werden können.
 

Solche Assoziationsübungen sind leicht und spielerisch zu entwickeln. Sie gewinnen mit diesen Übungen erste Kenntnisse über Ihr Thema: Zusammenhänge, Strukturen, und Ordnungsmuster. Es werden aber auch bei diesen Übungen kognitive und emotionelle Dissonanzen deutlich, die das Thema bei Ihnen auslöst.

Das Gruppen-Brainstorming wurde in den 40iger Jahren von A. OSBORN (Applied Imagination - Principles and Procedures of Creative Thinking. New York 1953) vorgestellt. Es basiert auf den Erkenntnissen der Assoziationspsychologie, die W. WUNDT, S. FREUD und C. G. JUNG entwickelt haben. Das Brainstorming ist die bekannteste Methode, durch freie Assoziationen Ideen zu produzieren. Sie hat sich auch bei der Produktion und Auswertung von Ideen im wissenschaftlichen Schreiben bewährt. Als Gruppen-Brainstorming kann sie den Fokus eines wissenschaftlichen Themas klären helfen.

Gruppen-Brainstorming entwickelt sich nach vier Prinzipien:

J. WONDER und P. DONOVAN haben 1985 (Whole-Brain-Thinking. New York 1985) das individuelle Brainstorming entdeckt.
Es umfasst meist fünf Schritte:

 

Aufgabe

Bearbeiten Sie Ihr Thema mit Gruppen- und Individual-Brainstorming.
Diese Grundmethoden des Brainstorming sind nun vielfältig erweitert worden. Auch Sie können sie beim Start der Arbeit an einem wissenschaftlichen Thema mit gutem Erfolg anwenden.

Das Brain-Floating basiert auf einer sehr schlichten Theorie der beiden Gehirnhälften. Das Brain-Floating zielt darauf ab, die Kraft der rechten Gehirnhälfte mit den meist in der linken Gehirnhälfte bearbeiteten wissenschaftlichen Problemen zu synchronisieren.
Es arbeitet in drei Schritten:

  1. Umpolung
  2. Simultanaktion
  3. Doppelkopf
    Zwei Studenten sollten sich zur Bearbeitung eines wissenschaftlichen Themas zusammenfinden. Der einer spielt die logisch analytische, der andere die emotionelle Rolle.

Das Brain-Writing kombiniert den individuellen Ideenfluss und die kooperative Arbeit an den Ideen in der Gruppe. Der Prozess des Brain-Writing gliedert sich in vier Phasen:

Das Brain-Writing-Verfahren lässt sich auch als Brain-Writing-Pool vereinfachen. Es werden der Gruppe leere Papierbögen zur Verfügung gestellt, auf die jeder nach Lust und Liebe seine Einfälle zum Thema eintragen kann, bis das Thema erschöpft ist


 

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