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Denken, Lernen, Selbstlernen
 

  Denken, Lernen, Selbstlernen

Chancengleichheit für alle?

Frühförderung

Die Entwicklung des Gehirns und seiner Fähigkeiten muss von Geburt an ständig gefördert werden. Frühe Förderung ist das Wichtigste überhaupt! Unsere angeborenen Begabungen und die Fähigkeit, ja Notwendigkeit, ständig zu lernen, sind ein ungeheures Potential, das aber leider meistens nicht richtig genutzt wird. Eltern, Erzieher, Lehrer und auch die jungen Menschen selbst wissen zu wenig darüber.

Hirnforschung, Pädagogik, Psychologie und Soziologie gemeinsam können uns helfen, unser Lernen zu verbessern, indem sie uns eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Lernens mit verschiedenen Blickwinkeln ermöglichen.

Eindeutig steht fest:
Frühförderung mit gedanklicher und gefühlsmäßiger Zuwendung und Anregung legt die Grundlage für eine gute Entwicklung.

In einem Interview „Die Verblödung fängt mit der Geburt an“ erklärt die Hirnforscherin Prof. Dr. Anna Katharina Braun diese Zusammenhänge für jeden nachvollziehbar. Frau Prof. Braun und die Pädagogin Michaela Meier haben bei ihrem ganzheitlichen Ansatz „Wie Gehirne laufen lernen“ für die interdisziplinäre Forschungsrichtung „Neuropädagogik“ ausführlich erläutert, was man darüber wissen sollte.

Lernen, Spiele und Gefühle gehören zusammen. Frühförderung ist unentbehrlich!

Chancengleichheit lässt sich nur verbessern, wenn alle Beteiligten wissen, was getan werden muss. Dann können sie entweder selbst dafür sorgen, dass es geschieht, oder fordern an den entsprechenden Stellen ein, dass das Richtige geschieht!
 

IQ und EQ als Maßstäbe für Intelligenz und Gedächtnis?

Als Grundvoraussetzung für jegliches Denken, Lernen und Erinnern gilt bei uns die Intelligenz. Diese Fähigkeit genauer zu bestimmen und zu erklären, ist jedoch sehr schwierig.

Der Schüler-Duden "Psychologie" sei mit seinem lesenswerten Artikel unter dem Stichwort "Intelligenz" zitiert:

Trotz enormer, von der empirischen Psychologie in den letzten 100 Jahren unternommener Anstrengungen liegt bis heute keine allg. anerkannte Definition der Intelligenz vor. Setzt man Intelligenzmaße und Maße für Schulleistungen miteinander in Beziehung, so erhält man regelmäßig positive Korrelationskoeffizienten von zumeist mittlerer Größe. Bislang kann mit keinem anderen Merkmal schulischer Lernerfolg derart gut vorausgesagt werden wie mit Hilfe der Testintelligenz; Intelligenz ist daher auch schon als »schulische Lernfähigkeit« definiert worden. Nachdem
A. BINET 1905 im Auftrag der frz. Schulverwaltung eine Untersuchungsmethode für die Platzierung schwachbegabter Kinder in speziellen Klassen entwickelt hatte, wurden Intelligenztests häufig zur Vorhersage des Schulerfolgs konstruiert und entsprechend normiert.
W. STERN definierte Intelligenz als allg. geistige Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben und Bedingungen des Lebens, während
D. WECHSLER unter Intelligenz die globale Befähigung eines Individuums verstand, «zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken und sich erfolgreich mit seiner Umwelt auseinander zu setzen».
F. R. HOFSTÄTTER definierte die Intelligenz dagegen informationstheoretisch, als Fähigkeit zum Auffinden von Ordnungen und Regelhaftigkeiten im überzufälligen Neben- und Nacheinander von Ereignissen.

Bei den zahlreichen Definitionsversuchen werden im wesentlichen vier Aspekte unterschieden:

  1. Intelligenz ist eine Begabung (oder eine Gruppe von Begabungen), die Lebewesen in unterschiedlichem Maße besitzen können; 
  2. Intelligenz ist die Fähigkeit zur Lösung konkreter und abstrakter Probleme sowie zur Bewältigung neuartiger Situationen; 
  3. durch die Intelligenz erübrigt sich oft das Lernen durch Versuch und Irrtum; 
  4. Intelligenz ist die Fähigkeit zur Erfassung, Deutung und Herstellung von Sinnzusammenhängen.(S. 182ff)

Viele wichtige und interessante Informationen werden hier kritisch dargestellt, von der der Intelligenz selbst über das Intelligenzalter, die Intelligenzdiagnostik, die Intelligenzentwicklung, die Intelligenzgrade, die Intelligenzmessung, den Intelligenzquotienten, das Wesen von Intelligenztests bis hin zum Intelligenztraining.

Wer genaueres wissenschaftliches Interesse an Intelligenztestverfahren hat, dem sei beispielsweise die "Enzyklopädie der Psychologie" (Hogrefe Verlag, Göttingen, 1983) empfohlen. Hier werden der in Deutschland sehr verbreitete "Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder" (HAWIK) und für Erwachsene (HAWIE) sowie die international bedeutsame  "Halstead-Reitan Neuropsychological Battery" ausführlich dargestellt und auf vielfältige Fachliteratur hingewiesen.

Wichtig zu wissen ist, dass alle Tests aus vielen Teilen bestehen. Beim "Hamburg-Wechsler"  gibt es zum Beispiel 10 Untertests, 5 Untertests für die Verbal-Intelligenz der linken Gehirnhälfte und 5 Untertests für die Handlungs-Intelligenz der rechten Gehirnhälfte, aus denen der Gesamtintelligenzquotient und die Einzelveranlagungen ermittelt werden. Der durchschnittliche IQ von 90-110 ist demnach bei 50 % der Bevölkerung anzutreffen.

Für das Problem der Entwicklung und verschiedenen Bedeutung von unterschiedlichen Formen der Intelligenz in Abhängigkeit vom Lebensalter sind die beiden Unterscheidungen von "fluider" und "kristallisierter" Intelligenz wichtig. Bei fluider Intelligenz handelt es sich demnach um die "grundlegende biologische Lernkapazität des Individuums, um die (neuronalen) Vernetzungen des kognitiven Systems". " Kristallisierte Intelligenz umfasst vornehmlich jene Fähigkeiten, die zur Lösung vertrauter kognitiver Probleme notwendig sind. ... Kristallisierte Intelligenz bezieht sich also auf die inhaltliche Ausgestaltung des Denkens und Wissens." (S. 50 f) Dieses Zitat aus dem wissenschaftlich Interessierten empfohlenen Buch "Psychologie der Erwachsenenbildung" ( Hogrefe Verlag, Göttingen, 1997) unterscheidet weiterhin zwischen "faktischem" (zu kristallisierter Intelligenz) und "prozeduralem" (zu fluider Intelligenz) Wissen.

Gleichzeitig taucht ein wichtiger anderer Begriff auf, der die Fähigkeiten und Fertigkeiten bezeichnet, die Menschen in der Auseinandersetzung mit alltagsbezogenen Anforderungen (z.B. im beruflichen Alltag, im Haushalt oder in der Freizeit) entwickelt haben: die praktische Intelligenz. Ihre unbestreitbare Bedeutung führt zwangsläufig zu einer berechtigten Kritik aller Intelligenztests, die eher "abstrakt" oder "akademisch" seien und Fähigkeiten testen, die ein unserem sicher veralteten Schul- und Bildungssystem von Vorteil sind, die aber für privates Glück und gesellschaftlichen Erfolg für Lebenstüchtigkeit, nicht wirklich entscheidend sind.

Zusammenfassend kann man aber festhalten, dass Intelligenztests hilfreich sein können, wenn man (Institutionen oder der einzelne selbst) Informationen über bestimmte Fähigkeiten und Veranlagungen eines Menschen haben möchte. Diese Informationen dürfen aber niemals zu einer umfassenden Beurteilung seiner Persönlichkeit führen, geschweige denn für Zukunftsprognosen bezüglich seiner Entwicklung oder sogar als alleinige Grundlage von Entscheidungen über seine Zukunft verwendet werden. Ein höherer oder niedrigerer IQ können und dürfen kein Grund für Lebensentscheidungen, für Einstufungen sein, die von außen den Lebensweg eines Menschen bestimmen.

Dies gilt umso mehr, als in den letzten Jahren immer mehr Gesichtspunkte intelligenten Verhaltens und intelligenter Veranlagung erkannt worden sind. Ähnlich wie die oben erwähnte Praktische Intelligenz ist eine weitere Form der Intelligenz in letzter Zeit in den Vordergrund getreten, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit getreten, da sie Thema eines vielbeachteten Bestsellers ist: "Emotionale Intelligenz" von Daniel Goleman (DTV, München, 11. Aufl. 1999). ( siehe auch Wikipedia: Multiple Intelligenzen / Emotionale Intelligenz )

Die Menschen wissen, dass wir alle die Fähigkeiten der emotionalen Intelligenz wirklich brauchen, um mit den Problemen des Lebens fertig werden zu können. Goleman berichtet über eine grundlegende Definition von emotionaler Intelligenz, die diese Fähigkeiten in fünf Bereiche gliedert: 

  1. Die eigenen Emotionen kennen. Selbstwahrnehmung - das Erkennen eines Gefühls, während es auftritt - ist die Grundlage der emotionalen Intelligenz. Wie wir im 4. Kapitel sehen werden, ist die Fähigkeit, seine Gefühle laufend zu beobachten, entscheidend für die psychologische Einsicht und das Verstehen seiner selbst. Wer die eigenen Gefühle nicht zu erkennen vermag, ist ihnen ausgeliefert. Wer sich seiner Gefühle sicherer ist, kommt besser durchs Leben, erfasst klarer, was er über persönliche Entscheidungen wirklich denkt, von der Wahl des Ehepartners bis zur Berufswahl.
  2. Emotionen handhaben. Gefühle so zu handhaben, dass sie angemessen sind, ist eine Fähigkeit, die auf der Selbstwahrnehmung aufbaut. Das 5. Kapitel befasst sich mit der Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, Angst, Schwermut oder Gereiztheit, die einen beschleichen, abzuschütteln - und was geschieht, wenn man diese elementare emotionale Fähigkeit nicht beherrscht. Wer darin schwach ist, hat ständig mit bedrückenden Gefühlen zu kämpfen, wer darin gut ist, erholt sich sehr viel rascher von den Rückschlägen und Aufregungen des Lebens.
  3. Emotionen in die Tat umsetzen. Emotionen in den Dienst eines Ziels zu stellen, ist, wie das 6. Kapitel zeigen wird, wesentlich für unsere Aufmerksamkeit, für Selbstmotivation und Könnerschaft sowie für Kreativität. Emotionale Selbstbeherrschung - Gratifikationen hinausschieben und Impulsivität unterdrücken - ist die Grundlage jeder Art von Erfolg. Wer sich in den »fließenden« Zustand versetzen kann, ist zu herausragenden Leistungen jeglicher Art imstande. Was er auch unternimmt, er macht es produktiver und effektiver.
  4. Empathie. Zu wissen, was andere fühlen - eine weitere Fähigkeit, die auf der emotionalen Selbstwahrnehmung aufbaut - ist die »Grundlage der Menschenkenntnis«. Das 7. Kapitel untersucht die Wurzeln der Empathie, die sozialen Kosten des mangelnden Unterscheidungsvermögens zwischen verschiedenen Emotionen und die Gründe, warum Empathie Altruismus hervorruft. Wer einfühlsam ist, vernimmt eher die versteckten sozialen Signale, die einem anzeigen, was ein anderer braucht oder wünscht. Er wird in den Pflegeberufen, als Lehrer, Verkäufer oder Manager erfolgreicher sein.
  5. Umgang mit Beziehungen. Die Kunst der Beziehung besteht zum großen Teil in der Kunst, mit den Emotionen anderer umzugehen. Das 8. Kapitel ist der sozialen Kompetenz und Inkompetenz und den spezifischen Fähigkeiten gewidmet, um die es dabei geht. Sie sind die Grundlage von Beliebtheit, Führung und interpersonaler Effektivität. Diejenigen, die in diesen Fähigkeiten glänzen, sind erfolgreich in allem, was darauf beruht, reibungslos mit anderen zusammenzuarbeiten - sie sind »soziale Stars«.

Natürlich sind die Menschen nicht in jedem dieser Bereiche gleich gut; jemand mag zum Beispiel ganz geschickt mit der eigenen Angst umgehen können, aber ziemlich unfähig sein, die Aufregung eines anderen zu beschwichtigen. Das Niveau unserer Fähigkeit stützt sich ohne Zweifel auf eine neurale Grundlage, doch das Gehirn ist, wie wir sehen werden, von bemerkenswerter Plastizität und lernt ständig dazu. Mängel in den emotionalen Fähigkeiten lassen sich beheben: Diese Bereiche setzen sich weitgehend aus Gewohnheiten und Reaktionen zusammen, in denen man, wenn man sich nur rechte Mühe gibt, Fortschritte machen kann. (S. 64f)

Wie wir ja bereits wissen, werden wir von unserem Gefühlsgedächtnis, dem Mandelkern,  entscheidend gelenkt und beeinflusst. Daher ist es sicher sofort einleuchtend, dass Gefühle (Emotionen) für unser Lernen und das Wissensgedächtnis von entscheidender Bedeutung sind. (Siehe dazu auch F. Vester "Denken, Lernen, Vergessen") Der sinnvolle Umgang mit unseren Gefühlen und den Gefühlen anderer, der soziale (gesellschaftliche) Rahmen unseres Lebens sind nicht zu trennen von unseren Denk- und Gedächtnisfähigkeiten. In unserer "kopflastigen" Verstandesgesellschaft, da nüchternes Denken scheinbar die wichtigste Fähigkeit ist, weil Wissenschaft und Fortschritt doch so "offensichtlich" nüchtern und sachlich sind, müssen wir uns auch auf unsere emotionale Intelligenz besinnen. Nüchtern und sachlich sind Wissenschaft und Fortschritt aber nur teilweise, als Ganzes prinzipiell sicher nicht.

Schon Max Frisch hat in seinem weltberühmten Roman "Homo faber" gezeigt, dass der moderne Glaube an die Macht des nüchternen Verstandes ein Irrglaube ist. Gefühle sind auch hier stärker. Den Roman sollte jeder gelesen haben!

Superlearning und Supergedächtnis  

 

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