Kann man davon sprechen, dass wir in einer musikalischen Zeit leben?
Welche Bedeutung hat die Musik für uns?
Ist sie lediglich Ablenkung, Zerstreuung?
Ist sie eine Sucht?
Ist sie ein Konsumgut wie Parfum oder der Fernseher?
In einer "Einführung in musikalisches Verstehen und Gestalten"
schreibt E. Bozetti:
Die musikalische Zeit:
Musik ist heute dank ihrer Verbreitung durch technische Medien allen Menschen zugänglich.
Die Mehrzahl der Hörer erwartet von der Musik, dass sie klanglich angenehm wirkt
- davon wird später die Rede sein - und dass sie Rhythmus besitzt.
Was versteht der musikalische "Normalverbraucher" unter Rhythmus?
Gibt es überhaupt eine Musik ohne Rhythmus?
Was unterscheidet den Rhythmus vom Takt?
Ist Rock- und Jazzmusik stärker rhythmus-orientiert als "klassische Musik"?
Es lohnt sich, solchen und ähnlichen Fragen nachzugehen,
weil Erkenntnisse über Musik und Erfahrungen mit Musik unser Musik-Erleben bereichern. (S. 7)
Es lohnt sich, noch vielen Fragen nachzugehen, die im Zusammenhang mit der Musik stehen,
konkret praktischen und fundamental menschlichen.
Als eine sehr elementar menschliche Frage taucht dabei die Frage
nach der Bedeutung des Hörens als einem unserer Sinne auf.
Wir schätzen Menschen, die besonders gut "zuhören" können,
weil wir zu ihnen Vertrauen haben, da wir bei ihnen erkennen, dass sie nicht nur sich selbst sehen,
sondern offen für die Probleme und Gedanken anderer sind.
Diese Fähigkeit zuhören zu können steht natürlich
in einer Wechselbeziehung zur Musik als eine Erscheinung,
die uns vor allem über unseren Hörsinn zugänglich ist.
Die grundlegende Bedeutung des Hörsinns beschreibt J.-E. Berendt
in seinem sehr lesenswerten Buch "Das Dritte Ohr" so:
HÖRE, SO LEBT DEINE SEELE JETZT
Die Entfaltung der Augenkultur - die stetig wachsende Dominanz
(ein Wort, das Herrschaft bedeutet) des Sehens und des Sichtbaren hat unser Leben entspiritualisiert.
Sie läuft parallel mit der Entwicklung zu Rationalismus und Materialismus.
Immer seltener war bewusst und wurde gesagt, dass unsere inneren Augen genauso wichtig sind
wie die äußeren und dass es nicht nur auf den Blick in den äußeren Raum,
sondern auch auf den «Blick nach innen» ankommt. So Plotin,
der hellenistische Nachfahre Platons, der daran erinnert, dass der Mensch das Schöne nicht sehen könne,
wenn er seine Augen nicht vorher "gereinigt" habe.
Goethe fordert die "geistigen Augen".
Im Vorwort zu seiner Farbenlehre schreibt er:
"Das bloße Anblicken einer Sache kann uns nicht fördern."
Jahrhunderte lang haben wir das Ohr nur noch als "Zulieferorgan" für das Auge benutzt.
Aber das Hören ist (später wird deutlicher werden, dass dies sogar in einem physikalischen Sinne gilt)
der spirituellste unserer Sinne. Ich habe in "Nada Brahma" daran erinnert,
dass das Tibetanische Totenbuch - eines der wichtigsten Bücher der Menschheit -
zunächst einmal eine Höranweisung ist.
In seiner eigenen Sprache heißt dieses Buch "Bardo Thödol" - zu deutsch:
Befreiung durch Hören.
Fast alle seine Anweisungen beginnen mit dem Satz - O Edelgeborener, höre! (S. 48)
J.-E. Berendt macht sehr gut deutlich, welche geschichtlichen, sozialen, kulturellen und psychologischen Ursachen
für die heutige falsche Herrschaft des Auges über das Ohr verantwortlich sind:
DAS AUGE SAGT: ICH!
Für die Chinesen ist das Auge ein Yang-Sinn, also sonnenhaft-männlich, während das Ohr ein Yin-Sinn ist,
mondhaft-weiblich. Auch in unserer westlichen Welt ist das einsichtig: Das Auge dringt hinaus in die Welt,
in vielen Kulturen ist sein Symbol der Pfeil, seit alters ein Phallus-Symbol.
Das Ohr nimmt auf, es wird mit der Muschel und diese wiederum mit dem weiblichen Geschlechtsorgan verglichen.
Die Kultur des Auges - auch seine Defizienz - hat sich parallel zur Ausbildung des Patriarchats
und dessen Entartung und Niedergang entwickelt.
Der im Matriarchat lebende frühe Mensch war Johann Jakob Backofen (1815 -1887) hat als erster darauf hingewiesen -
ein vorrangig hörender. Auch in "historischer" Sicht also ist das Auge der "Sieger".
Es passt dazu, dass in einer Zeit, in der das Patriarchat an Kraft verliert,
die Kultur des Hörens und das Wunder unseres Ohres neu entdeckt werden.
Das Herrengefühl des herrschenden Augenmenschen wird am bündigsten in Jakob Grimms Wort deutlich:
"Das Auge ist ein Herr, das Ohr ein Knecht." Es ist klar, dass Grimm selbst sich zu den Herren zählte und nicht daran dachte,
den negativen Implikationen seines Anspruches nachzudenken, der ja auch gelesen werden kann als:
Das Auge zwingt, das Ohr dient. Das Auge weist an, das Ohr (ge-)horcht.
In "Nada Brahma" habe ich auf die Beziehung zwischen dem menschlichen Auge und dem Auge des Adlers -
dem so leidenschaftlich besungenen und gepriesenen Symbol für die schneidende Schärfe des Blicks - hingewiesen.
Nicht umsonst ist der Adler so beliebt in Wappen und Emblemen machtbewusster Staaten und Städte.
Englischsprachige Autoren haben auf den Gleichklang der Worte eye (= Auge) und I (= Ich) aufmerksam gemacht.
Wenn man sie außerhalb des jeweiligen Zusammenhangs hört, kann man sie nicht unterscheiden.
Krishnamurti: "Das Auge sagt: Ich!"
Zwar sagt mein Auge "Ich!", aber es kann mich - es kann das, was in einem gesteigerten Sinn für mein "Ich" steht:
mein Gesicht nicht sehen. Kaum jemand macht sich dies deutlich:
Wir können uns selber hören (um so unmittelbarer, als es einen direkten Kanal vom Rachenraum in das Innenohr gibt;
der Ton braucht nicht zum Mund hinaus- und durch die Ohrmuschel wieder hereinzudringen),
wir können uns selber fühlen, riechen und schmecken.
Aber um mich selber - um mein Gesicht- sehen zu können, brauche ich einen Spiegel.
Oder ein Bild von mir. Das Auge sagt zwar « Ich! Ich! Ich!», aber es sagt es den anderen.
Es weiß nur ganz wenig von mir selbst.
Dem "Ich" gegenüber steht das "Selbst": unser eigentliches Wesen,
das in der spirituellen Überlieferung Indiens Atma genannt wird.
Erkenne dich selbst: Das ist die große Aufgabe,
vor die wir alle gestellt sind, gleichermaßen in der Überzeugung östlicher Traditionen -
der Upanischaden, Buddhas, des Zen, wie in der des westlichen Denkens - von Sokrates bis C. G. Jung.
Der Beitrag, den das Auge zur Erfüllung dieser Aufgabe leisten kann, ist geringer als der unserer anderen Sinne.
ja, indem es ständig nach außen dringt, lenkt es uns von Selbsterkenntnis - von dem Weg nach innen - ab.
Es zerstreut.
DAS OHR NICHT OHNE DAS AUGE. UND DAS AUGE NICHT OHNE DAS OHR
Wir haben keine Alternative zwischen dem Ohr und dem Auge.
Das Ziel bleibt, was Bhagwan so wunderbar die «Demokratie der Sinne» nennt.
Sie ist durch die Dominanz des Auges verlorengegangen. Das Auge ist zum "Diktator" geworden.
Was ich angreife, ist lediglich die Hypertrophie des Sehens, die Überbetonung des Optischen in unserer Kultur und seine Entartung.
Und ich bin erschrocken über die Jahrehunderte lange Hypotrophie - die Unterbewertung - von Ohr und Hören.
Wir denken in Relationen. Wir sehen und hören in Relationen. Die entscheidende, alles beinhaltende Relation, in der sich das Ohr befindet, ist die zum Auge - und für das Auge: die zum Ohr.
Nichts - oder zuwenig - ist also gesagt, wenn ich die vielen Möglichkeiten und
Fähigkeiten des Ohrs lediglich aufzeige
und nicht gleichzeitig deutlich mache (und belege), in welcher Beziehung sie sich zu denen des Auges befinden.
Einige Beispiele: Der Hinweis auf die bemerkenswerte Bandbreite des Hörbereiches - zehn Oktaven! -
wurde sinnvoll erst durch die Hochrechnung auf die eine Oktave, über die sich der Sehbereich erstreckt.
Die Ausführungen darüber, dass das Ohr sowohl (subjektiv) werten wie (objektiv) messen kann,
erhalten ihr eigentliches Gewicht erst durch die Kenntnis der Tatsache,
dass das Auge nur die Wertungsfähigkeit besitzt und über mathematische Möglichkeiten
allenfalls im Sinne ungenauen Schätzens verfügt. Was es bedeutet,
dass im Ohr - über das Hören hinaus - drei weitere wichtige Befähigungen angelegt sind,
nämlich die Steuerung unseres Gleichgewichtssinns, die "Einspeisung" von Mathematik in unser Sensorium
und die Fähigkeit zur Transzendierung, wird in seiner vollen Tragweite erst deutlich,
wenn die Relation klar ist: Nichts Vergleichbares besitzt unser Sehsinn.
Natürlich können wir uns bewusst machen,
dass die meisten unserer Sprachen Genauigkeit, Zugehörigkeit, Geborgenheit auf Hör-Worte beziehen,
aber eigentlich belangvoll wird dies erst, wenn wir in zahllosen Sehworten die diametral entgegengesetzte Tendenz zu Täuschung,
Ver-sehen, Schein-haftigkeit, Ein-bildung, Flüchtigkeit vernehmen. Und die Aggressivität,
die die Psychologen als Folge der Überbetonung des Sehsinns beobachtet haben, gewinnt ihr wahres Gewicht in Bezug auf das,
was sie für unsere Zivilisation bedeutet, erst dann,
wenn gleichzeitig die entsprechenden Ergebnisse für den Hörsinn beachtet werden:
Rezeptivität, Milde, Feminität, Verständnis, Zurückhaltung, Aufnahmefähigkeit, Offenheit, Toleranz. (S. 53 ff)
Dieses beeindruckende Plädoyer für eine neue Bereitschaft der Menschen das Hören
wieder zu entdecken, seine wirkliche Bedeutung zu erkennen, liefert uns noch viele hervorragende Gründe
und Beispiele für die Notwendigkeit einer Neubesinnung,
einer neuen Betrachtungsweise unserer Sinne und einer Erneuerung unserer Sensibilität für das Hören.
Das Wesen der Musik als das, was wir hören, was wir aber auch selbst gestalten und ausüben,
was auch ein wichtiger Teil von uns selbst ist,
wird letztlich von jedem einzelnen für sich selbst bestimmt.
In jeder Gesellschaft und in jeder Zeit gibt es aber auch allgemeine Betrachtungsweisen der Musik,
Tendenzen innerhalb der allgemeinen Bedeutung der Musik.
Diese werden erkennbar in der jeweiligen Musikästhetik.
In einem "Deutschen Abiturienten Lexikon" heißt es zum Wesen der Musik
und verschiedenen Betrachtungsweisen der Musik:
Was ist Musik? Vom Wesen der Musik
Schon die ältesten Menschheitszeugnisse über Musik geben den Hinweis,
dass dem Klang eine geheimnisvolle Doppelfunktion innewohnt: zu erregen und zu beruhigen.
Ein magisches Fluidum hebt die Musik aus der natürlichen Dingwelt heraus
und lässt sie dem naiven Gemüt als Äußerung der Dämonen erscheinen,
guter oder böser, göttlicher oder teuflischer. Das biblische Bild des David,
der einmal als verzückter Derwisch vor der Bundeslade tanzt
und ein anderes Mal als von Gott gerufener Psalmist mit seinem Harfenspiel das verstörte Gemüt Sauls heilt,
veranschaulicht diesen Kontrast.
Im griechischen Mythos verkörpern diesen Gegensatz Marsyas mit dem zur Ekstase aufreizenden Klang des Aulos (Doppelflöte),
gefolgt von rasenden Mänaden, und Apollo, der Lichtbringer, der den Menschen Orpheus mit dem Saitenspiel sendet,
dessen Wohlklang alle Lebewesen und selbst den Gott des Todes milde zu stimmen vermag.
Die Musik hat ihre eigene Geschichte und eigene Gesetzmäßigkeit.
Im Vergleich zu anderen Künsten weist sie die geringste Stofflichkeit auf
und ist in besonderem Maß an den Zeitablauf gebunden. Andererseits erstreckt sich ihr Wirken in viele Lebensbereiche hinein,
deren Rang, Bedeutung und Sinngebung sie beeinflusst, von denen wiederum aber auch sie zum Teil beeinflusst wird:
Kult, Staat, Gesellschaft, Ethnologie, Ästhetik, ja sogar Psychotherapie.
Will man die Grenzen der Musik als Kunst abstecken, so ist nicht die physikalische Klangwelt,
wie sie die Akustik aufzuzeigen imstande ist, als Musik zu bezeichnen, sondern nur der sinnvoll beziehbare Tonbereich.
Auch die Äolsharfe, Vogelrufe,
auf eine Tonne fallende Tropfen oder »singende Telefondrähte« erklingen als Naturgegebenheiten
außerhalb der Musik. Andererseits zeigen elektrisch erzeugte »Sinustöne«
und ähnliche Klänge und Geräusche,
wie wesentlich sich gerade in unserem Jahrhundert die Grenzen der Musik verschoben und erweitert haben.
Die Frage »Was ist Musik?« ist daher heute wie eh und je aktuell. Wenn man auch nicht mehr glaubt,
dass das vielschichtige Phänomen Musik eindeutig definiert werden könne,
so wird in allen Umschreibungsversuchen doch wohl als wesentlichster Gedanke
der Hinweis auf ihre Mensch-Bezogenheit enthalten sein müssen:
Es ist der Geist, der sich den Klangraum schafft und ihn mit Klanggestalt füllt.
Ursprung der Musik
Das Nachdenken über das Phänomen »Musik« hat schon im Altertum
zu Hypothesen über ihren Ursprung geführt.
Gemeinsam ist den Mythen fast aller Hochkulturen und auch der Naturvölker das Urbild,
die Musik sei überirdischer Herkunft, sie stamme von Göttern oder Dämonen
und sei über Halbgötter oder Heroen den Menschen als Geschenk gebracht worden.
Daneben werden allerdings für das Ausüben der Tonkunst gelegentlich auch »Erfinder« genannt;
als inventores musicae gelten u. a. Pythagoras und Jubal (Meister der Geiger und Pfeifer, Genesis 4, 21).
Rationalistisch ist die These, der Mensch habe als »homo faber« selbst die Musik durch Nachahmung der in der Natur
vorhandenen Klänge geschaffen. Im griechischen Denken galt Kunst primär als Nachahmung (Mimesis).
Musik als Weiterbildung, Steigerung oder Abart der Sprache deuten Rousseau, Herder, Schlegel, Spencer, Wagner.
Einen Sonderfall stellt Stumpfs Theorie dar, dass die Menschen im Frühstadium ihrer Geschichte
zur Verstärkung von Verständigungsrufen mit der Fixierung der Tonhöhe »zufällig«
und zugleich zwangsläufig vom Sprechen ins Singen geraten seien.
Psychophysiologisch erklärt Darwin die Musik als eine Lebensfunktion des Menschen,
die dem Brunstschrei der Tiere entspreche.
Im Gegensatz zu diesen Thesen glaubte K. Bücher den Ursprung der Musik nicht vom Klang und der Melodie,
sondern vom Arbeitsrhythmus her erklären zu können.
Eine weitere These führt den Ursprung der Musik auf die Steigerung menschlicher Hochstimmung im Kult,
also auf den religiösen Eros im »Urschrei« und im »Urlaut« zurück.
Musikästhetik
Die Betrachtungen über das Wesen der Musik, über die Formen ihres Erscheinens und ihres Wirkens
sind Inhalt der Musikästhetik.
Als selbstständige philosophische Disziplin hat sie sich erst in der Frühromantik entwickelt
(Herder, Wackenroder, Tieck, Schlegel, E. Th. A. Hoffmann, Schopenhauer).
Im Mittelalter war der Sinn der Musik durch ihre Einordnung im Quadrivium festgelegt,
sie war mit Arithmetik, Geometrie und Astronomie als ars libera verbunden, also Kunst und Wissenschaft zugleich.
Ihr Wirken stand ganz unter dem Aspekt theologischer bzw. kosmologischer Weltdeutung.
Im Barock hingegen wird das Theoretisieren über das Wesen der Musik immer mehr von der praktischen Musiklehre beeinflusst.
Die Affektenlehre und die Nachahmungstheorie werden als wichtige Funktionen des Komponierens auch ästhetisch gewertet;
akustische Erkenntnisse werden nach ihren Prinzipien untersucht und der Ästhetik zugrunde gelegt (Mersenne, Mattheson, Schubart).
Romantische Musikästhetik.
In der Romantik schließlich wird die Musik in den Bereich des Metaphysischen und Transzendentalen erhoben
als Offenbarung des Unsichtbaren (Herder), als Ausdruck des Unendlichen (Schelling).
Während Tieck betont, das Kunstwerk lebe und regiere sich in unserem Inneren,
und die Instrumentalmusik sei so unabhängig und frei, dass sie sich ihre Gesetze selbst vorschreibe,
deutet Hanslick Musik als »tönend bewegte Form«.
Musik als Kunst sei Phantasie ohne kausale Gedankenverbindung.
Musikalische Ideen bedeuten musikalische Gestaltvorstellung.
Die Formen freilich sind nicht leer, sondern von innen sich gestaltender Geist.
Spekulative Musikästhetik (Zusammenfassung)
In der Geschichte der (romantischen) Musikästhetik, soweit sie spekulativ verfuhr,
lassen sich schematisch folgende Hauptrichtungen unterscheiden:
-
Musik ist eigengesetzlich im Absoluten als Form (Kant, Nägeli, Hanslick, Strawinskij)
oder als Kräfteprojektion (Halm, Kurth, Mersmann) oder als Logik (Riemann);
-
Musik ist eine Sprache eigener Art, symbolisch oder schildernd
(Schumann, Becker, Kretzschmar, Schweitzer) oder unlöslich mit dem Wort verbunden (Wagner);
-
Musik hat metaphysische Funktionen als Weltabbild (Hegel, Schopenhauer) oder als Menschenabbild (v. Hausegger).
Schopenhauers Musikdeutung
Besonders bedeutsam wurde Schopenhauers Deutung der Musik.
Für ihn ist die Musik eine allgemeine Sprache, die an Deutlichkeit sogar die der anschaulichen Welt selbst übertrifft.
Musik ist das Nachbild eines Vorbildes, das selbst nicht unmittelbar vorgestellt werden kann:
sehr innig, unendlich wahr und richtig treffend.
Musik sei unmittelbare Objektivation, Abbild des ganzen »Willens«; daher existiere Musik auch ohne Welt.
Musik gebe allerdings keine unmittelbare Ähnlichkeit, sondern nur einen Parallelismus zu dem Vorgestellten,
sie vermittle Quintessenzen: die Freude usw.
Im 20. Jh. übernahm die Musikästhetik Gedanken Nicolai Hartmanns.
So die Unterscheidung von subjektivem, objektivem und absolutem Geist:
Der zum »Werk« gewordene objektivierte Geist hat seine eigene Wirklichkeit und Geschichte.
Im Musizieren "verflüssigt sich" objektiver Geist in lebendige Aktualität.
Für das Beurteilen eines musikalischen Kunstwerks ist das Erkennen seiner verschiedenen »Schichten« entscheidend.
Krise der Musikästhetik im 20.Jh.
Es ist nicht zu leugnen, dass die Musikästhetik angesichts der radikalen Wandlungen
und nach dem Vorstoß in musikalisches Neuland in eine Krise geraten war.
Denn die Äußerungen der Philosophen (als Musiklaien) waren auf die Praxis häufig kaum anwendbar,
ästhetisierende Musiker dagegen brachten (als Laien-Philosophien) kein gedankliches System zustande.
Strawinskij z. B. bestreitet jegliche Ausdrucksfähigkeit der Musik,
wie sie u.a. Schönberg und seine Schüler als wesentliches Merkmal gerade hervorheben.
In Strawinskijs Anschauung spielt das Ordnungsprinzip fast die gleiche Rolle wie im mittelalterlichen Theoretisieren.
Der Mangel eines ganzheitlichen, umfassenden Musikbegriffs, der dem Gesamtphänomen Musik gerecht würde,
beschattet heute die Musikästhetik, und es erscheint durchaus denkbar, dass er,
angesichts einer immer mehr zunehmenden Spezialisierung in allen Bereichen, auch gar nicht mehr möglich ist.
(aus: "Deutsches Abiturientenlexikon", "Musik", Kindler Verlag, München, 1968, S. 7 - 11)
Dieser 1968 beklagte Mangel eines ganzheitlichen Musikbegriffes
ist sicher in der heutigen Betrachtungsweise der Musik bei vielen Menschen noch anzutreffen.
Aus Unkenntnis neuerer Forschung, aus der einfachen speziellen persönlichen Betrachtungsweise der Musik,
wie sie aus dem alltäglichen Umgang mit der Musik erwächst,
sehen viele Menschen in der Musik lediglich ein akustisches Phänomen, das der Erbauung, aber auch der Kosumsteigerung dient.
Sie ahnen zwar intuitiv eine größere Bedeutung der Musik, können diese Ahnung jedoch nicht konkretisieren.
Der vielleicht nur unbewusst vorhandenen Ahnung möchte netSCHOOL Hintergrundwissen zuordnen,
so dass Schülerinnen und Schüler wie Lehrerinnen und Lehrer endlich wissen,
warum die Musik so grundlegend wichtig für uns Menschen ist, warum sie unser Selbst,
unser eigenes Wesen nicht nur anspricht, sondern sogar beinhaltet.
In einem Arbeitsbuch für den Musikunterricht in der Oberstufe
heißt es unter der Überschrift: Sphärenmusik
"Die mathematischen Konstellationen, die der Naturtonreihe zugrunde liegen,
sind Urbilder einer universellen Ordnung im Makro- und Mikrokosmos.
Dieses harmonikale Denken der Antike war bis zur Neuzeit gültig, man denke etwa an den Physiker Kepler (1571-1630).
In unserem Jahrhundert erlebt es teilweise eine Wiederbelebung im allgemeinen Denken (vgl. etwa Rudolf Steiner)
und in der Musikwissenschaft (Haase, Kayser).
Einige Auszüge mögen eine Vorstellung von diesem Denken geben." (S. 48)
Es gibt also naturwissenschaftliche Forschungen,
die beweisen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Natur und der Musik besteht,
dass wir als Menschen also elementar mit der Musik verbunden sind.
Es wird dann ein Text zitiert, der diesen Zusammenhang genauer erklärt:
Die Proportionen der Teiltonreihe als universelles Prinzip der Natur
Die Töne der Obertonreihe haben Frequenzen, die im Verhältnis 1: 2: 3: 4: 5: 6 usw. stehen,
wie wir schon andeuteten (wobei 1 als Frequenz des Grundtones gilt).
Den gleichen Sachverhalt gibt es aber nicht nur in der Akustik, sondern auch an anderen Stellen in der Natur,
wie der berühmte Physiker Max Planck nachgewiesen hat.
Er stellte nämlich fest, dass Energie (z. B. Wärme) nicht stetig zunimmt, vergleichbar einem Glissando in der Musik,
sondern sprungweise um ganz bestimmte Beträge,
und diese Energiestufen (= Quanten) erwiesen sich als ganzzahlige Vielfache einer bestimmten Grundeinheit h.
Die Skala der Quanten lässt sich daher auch durch die Proportionenfolge 1:2:3:4:5:6 usw. angeben,
wobei diesmal h als 1 bezeichnet wird.
Damit aber ist der Tatbestand der Analogie zwischen Obertonreihe und Quanten gegeben
und eine harmonikale Interpretation der Quantenphysik prinzipiell möglich.
Eine weitere Analogie liefert das sogenannte periodische System der Elemente,
die wichtigste Grundlage der Chemie,
insofern die Anzahlen von Kernladungen und Elektronen der einzelnen Elemente sich ebenfalls wie 1: 2: 3: 4: 5: 6 usw. verhalten,
also wiederum eine Analogie zu den Frequenzen der Obertöne bilden.
Es existieren nun weitere Naturgesetze aus solchen Zahlen, die auch Intervalle bilden,
in den verschiedensten Wissenschaften (Astronomie, Kristallographie, Physik, Chemie, Botanik, Zoologie, Anthropologie),
durch die ebenfalls Analogien zwischen diesen Gebieten entstehen,
und alle diese Proportionsgesetze lassen sich leicht sinngemäß auf einem Monochord einstellen und hörbar machen,
wodurch sich auch der psychische Zugang zu diesen Gesetzen ergibt.
Dabei wird außerdem offenbar, dass die verschiedenen Bereiche der Natur viel mehr miteinander zusammenhängen,
als es die sich immer stärker spezialisierenden Naturwissenschaften festzustellen vermögen.
Freilich besteht dieser große Zusammenhang nicht aus Ursache-Wirkungs-Verhältnissen,
wie sie die Naturwissenschaftler vorwiegend darstellen, sondern eben aus Analogien.
Und mit Hilfe dieser harmonikalen Methodik wird schließlich eine harmonikale Struktur der Natur dargestellt,
die man auch als harmonikalen Strukturalismus bezeichnen kann.
An diesem Punkt endet die wissenschaftliche Harmonik, doch mündet sie notwendig in eine philosophische Fragestellung ein.
Wenn da nämlich eine zusammenhängende Struktur der Welt mit analogen Gesetzen
in den verschiedenen Bereichen glaubhaft gemacht werden kann,
so zwingt diese Vorstellung geradezu zur Annahme eines einheitlichen Planes, der diesen Fakten zugrunde liegt,
und wenn ein derartiger Weltplan angenommen werden muss, dann muss auch auf einen Erdenker dieses Planes geschlossen werden.
Es gibt daher auch eine harmonikale Metaphysik,
die von Rudolf Haase als Folgerung aus den harmonikalen Naturgesetzen skizziert wird
(R. Haase, Der messbare Einklang, S. 118ff.).
Eine andere Schlussfolgerung ist aber speziell für unseren Zusammenhang vielleicht noch wichtiger.
Wenn nachweislich wichtige Naturgesetze aus den gleichen mathematischen Gegebenheiten bestehen,
wie sie auch Grundlagen der Musik seit der Antike sind, und wenn obendrein, wie ebenfalls feststeht,
besonders beim Menschen eine Vielzahl solcher harmonikaler Gesetze existiert, dann liegt die Vermutung nahe,
dass die Natur, insbesondere die menschliche, auch durch Musik beeinflussbar sein muss.
Man könnte sich eine Art Resonanz zwischen Musik und harmonikal strukturierter Natur vorstellen
und damit eine Begründung formulieren für die weit über den ästhetischen Konsum hinausgehende Wirkung von Musik,
beispielsweise bei der Musiktherapie und auch bei der Meditation.
Haase geht mit diesem "harmonikalen Resonalismus" so weit,
dass er sogar die Wirkung von Mantras bei bestimmten Arten von Meditation
auf die tiefgreifende harmonikale Beschaffenheit der menschlichen Person glaubt zurückführen zu können
(R. Haase, "Harmonikale Forschung und Transzendentale Meditation", in: Grenzgebiete der Wissenschaft, Jg. 27, Heft 2, Innsbruck 1978).
Diese Ausführungen über harmonikale Forschung sollten nur die wichtigsten Aspekte beleuchten und dadurch deutlich machen,
wie sich das esoterische Wissen und Ahnen der Alten mit der wissenschaftlichen Methodik von heute
verbinden und erklären lässt." (aus: Peter Michael Hamel, "Durch Musik zum Selbst", München 1980, S. 120f.)
Solche wissenschaftlichen Forschungsergebnisse sind natürlich leider bisher den Wenigsten von uns bekannt,
daher ahnen wir die grundlegende Bedeutung der Musik mehr, als dass wir uns das Phänomen erklären können.
Da wir jetzt mehr wissen, wird uns nun klarer,
warum die Bedeutung der Musik für Entspannung und optimales Lernen so groß ist.
Wie wir vielfältig im Bereich Denken, Lernen, Selbstlernen
dargestellt und erklärt bekommen, wie bei Superlearning bzw.
Suggestopädie deutlich wird, sind Denken, Lernen und Behalten nicht von Musik zu trennen.
J.-E. Berendt bringt in seinem lesenswerten Buch "Das Dritte Ohr"
die Erkenntnisse der Gehirnforscher
bezüglich der optimalen Denk- und Lernstrategien hervorragend in Verbindung mit der Musik
und der neu zu entwickelnden Sensibilisierung unseres Hörsinnes, wenn er schreibt:
Neurologen meinen, der westliche Mensch gebrauche seine rechte Gehirnhälfte verhältnismäßig weniger als seine linke.
Die linke steuert Sprache, rationales, kausales, mechanistisches, geradlinig von einer Ursache auf ein Ziel gerichtetes Denken,
Zweckmäßigkeit, den Sinn für Konformität und Realität,
jedenfalls tut sie das stärker und bei einer größeren Anzahl von Menschen.
Andererseits: Gefühl, Intuition, unser Sinn für Innovation und neue Ideen, ein Denken,
das um unsere Verbundenheit mit der Natur und dem Kosmos weiß - die Kybernetiker würden sagen:
ein Denken in -Regelkreisen- , das weniger an Analyse als an Beziehungen interessiert,
mehr künstlerisch und spirituell als rational und utilitaristisch orientiert ist:
all das kommt stärker aus der rechten Hemisphäre - und wirkt deshalb mehr auf die linke Körperhälfte.
Das linke Hirn denkt logisch, das rechte analog.
Lao Tse bringt es im "Tao Te King" auf den Nenner: "Der Weise bevorzugt links, der Krieger bevorzugt rechts."
Wer vorwiegend - oder gar ausschließlich - rationalistisch denkt, wer glaubt,
dass Mensch-Sein und rationales Denken synonym seien - und das haben wir ja im Abendland seit Descartes und Bacon geglaubt -,
schöpft nicht das volle Potential seiner b e i d e n Gehirnhälften aus.
Er denkt zwar nicht (wie es in den Anfangsjahren dieser Entdeckungen simplifizierend dargestellt wurde)
nur mit einer Hälfte des Gehirns, aber er gebraucht nur die eine voll und setzt die andere lediglich teilweise ein.
Er nutzt nicht a l l e seine Möglichkeiten.
Diese Erkenntnisse der modernen Neurologie widersprechen keinesfalls der Erfahrung,
dass jede Zelle the full message - die ganze Botschaft - enthält.
Es ist derselbe Forscher - Karl Pribram -, auf den beide Entdeckungen zurückgehen.
Zwar verfügt jede Zelle über alle Informationen, aber dennoch brauchen wir Millionen von Zellen,
die - verteilt auf unsere Gehirnteile - verschiedene Funktionen haben.
Bezögen wir die volle Info aus nur einer einzigen Zelle,
erhielten wir zuviel blurr (siehe das physikalische Kapitel «Total Listening»),
wir würden verwirrt durch "Unschärfe" und Verwaschenheit.
Wie ingeniös rechte und linke Gehirnhälften zusammenarbeiten, wird deutlich, wenn wir uns vergegenwärtigen,
dass zwar die linke Hälfte die Sprache schafft, dass aber trotzdem die rechte nicht "stumm" ist.
Sie steuert den Ausdruck der Sprache, ihre Musikalität, ihr Melos, ihre Intonation, das Gefühl und die - Seele -,
die wir in einen Satz, in eine Geste, in einen Gedanken, in eine Handlung hineinlegen. Aus dem rechten Hirn kommt die Musik.
(Freilich kann sie - wandern - wie wir im Kapitel "Wer hört, improvisiert" sehen werden.
Weil jede Zelle potentiell die ganze Botschaft enthält,
können die Hirn-Hemisphären ihre Funktionen ganz oder teilweise austauschen,
doch geschieht dies immer nur bei verhältnismäßig wenigen Menschen.)
Wenn ich nun auch in diesem Zusammenhang auf das Ohr und das Hören zu sprechen komme, so ist deutlich:
die Gerichtetheit des Sehens speist sich stärker aus dem linken Hirn,
die empfangende Qualität des Hörens stärker aus dem rechten.
Richten ist eine männliche, Empfangen eher eine weibliche Gabe.
Und dennoch: Zwar haben wir nur ein Herz, das links sitzt,
aber wir verfügen über zwei Augen und zwei Ohren - und über zwei Hirnhälften! -, die links und rechts sitzen.
Wir haben gesehen: Es gibt keine Alternative zwischen dem Sehen und dem Hören,
wie es sie auch nicht zwischen dem rechten und dem linken Hirn gibt.
Aber in der Situation, in die wir geraten sind - nach der Jahrhunderte langen Bevorzugung des Sehens,
im Zustand des "regredierten Hörers" (Adorno) -,
täten wir gut daran, unserem Hörsinn erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.
Wenn wir unsere Lage als (milde ausgedrückt) unbefriedigend empfinden, dann wissen wir auch:
Wir sind als vorwiegend sehende Menschen dahin geraten - als primär männlich, rechts und rationalistisch orientierte.
Es scheint also sinnvoll - und nun nicht mehr nur aus biologischem, spirituellem, anthropologischem, psychologischem,
sondern auch aus politischem Kalkül,
in d i e s e r Situation jetzt stärker auf das Hören zu setzen.
Auf das weniger Aggressive als Rezeptive. Auf das weniger Patriarchalisch-Maskuline als Feminine.
Auf das weniger Rechte als Linke (man beachte die Komparative: sie haben einen relativierenden Sinn). (S. 238 ff)
Wenn wir es schaffen Hören und Sehen gleichberechtigt werden zu lassen, werden wir feststellen,
was die Komponisten E.T.A. Hoffmann im Jahre 1810 und Györgi Ligeti im Jahre 1968 zur Erschließung der Musik
durch den Menschen und zur Bedeutung der Musik für den Menschen gesagt haben:
E. Th. A. Hoffmann, 1810:
»Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf;
eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußeren Sinnenwelt,
die ihn umgibt und in der er alle durch Begriffe bestimmbaren Gefühle zurücklässt,
um sich dem Unaussprechlichen hinzugeben.«
(Hoffmann, E. T. A., in: Allgemeine Musikalische Zeitung, Leipzig, 12. Jahrg., 4. 7. 1810, Sp. 630)
Györgi Ligeti, 1968:
»Für mich spielen die Zusammenhänge von verschiedenen Sinneseindrücken,
taktilen (Fühlen), olfaktilen (Riechen), visuellen (Sehen), akustischen (Hören), eine große Rolle.
Wenn ich Musik höre, dann sehe ich auch Farben, Figuren.
Das bedeutet aber nicht eine literarische oder illustrative Musik im Sinne einer Programmmusik.
[ ... ]
Die Musik zieht bei Mahler und Debussy, wie ein Komet seinen Schweif,
einen ganz breiten Bereich aus Assoziationen aus allen Ebenen der menschlichen Erlebnisse nach sich.
Auf diese Weise ist für mich Musik, oder das artifizielle Produkt »Kunstwerk«,
tatsächlich mit allen Ebenen der Vorstellung, auch des realen Lebens, verbunden.
Aber alles wird in Musik umgesetzt! Ich würde also sagen:
Programmmusik ohne Programm, eine stark assoziativ durchwirkte Musik, aber reine Musik. Alles, was direkt und eindeutig ist,
ist mir fremd. Ich liebe Anspielungen, Doppeldeutigkeiten, Mehrdeutigkeiten, Doppelbödigkeiten, Hintergründigkeiten.
Mehrdeutig sind auch die verschiedenen bildhaften Assoziationen zu meiner Musik,
die ich sage und die ich denke und spüre, während ich mir Musik vorstelle.«
(Nordwall, Ove, György Ligeti, Schott, Mainz 1971, S. 137f.)
Die von Ligeti beschriebenen Mitempfindungen in und aus anderen Sinnesgebieten, sogenannte Synästhesien, belegen,
dass Musik nicht nur als Folge von Schallereignissen aufgenommen wird, sondern im Hörer auch Bilder und Vorstellungen weckt,
weil dieselben Gefühle und Vorstellungen durch verschiedene Sinneseindrücke geweckt werden können.
Bedingt durch Lernvorgänge ruft der primäre Eindruck jeweils subjektive sekundäre Eindrücke hervor.
(aus: "Musik um uns", Lehrbuch für 11.-13. Schuljahr, Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, 1983, S. 77)
Da wir wissen, dass wir auch in Assoziationen denken, lernen und behalten, (siehe "Denken, Lernen, Selbstlernen") wird deutlich,
dass uns die Musik dabei helfen kann, unser Denken und Fühlen, unser ganzes Wesen zu harmonisieren.
Wir müssen uns zunächst also über diese grundlegenden Zusammenhänge klar werden und sie verinnerlichen.
Danach wird es wichtig, dass wir uns dann mit dem Wissen über die Musik
und der Musik selbst ernsthaft beschäftigen.
In der Schule und im Alltag begegnen wir der Musik überwiegend als Hörer.
Daher sollten wir wissen, dass die "Psychophysik des Hörens" auch beinhaltet, dass wir nicht nur passiv hören,
sondern das Ohr beispielsweise nicht Gehörtes im Gehör hörbar macht.
Zwangsläufig führt "Musikalische Sozialisation" zu einem bestimmten geprägten "Hörverhalten".
Wenn wir die "Beschaffenheit der Musik" kennen, ist "die der Musik angemessene Hörweise" leichter zu entwickeln.
Die "Hörsituation" und "Funktion und Wirkung" der Musik in verschiedenen Situationen führen zu einer "Hörtypologie".
Schließlich werden "Hören und Verstehen" immer besser eins sein können.
Das Schulfach "Musik" ist als ein sogenanntes "Nebenfach" leider in den meisten Schulen
immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden. Schüler/innen und Lehrer/-innen sollten aber für sich selbst erkennen,
dass die Einteilung in Haupt- und Nebenfächer sehr gefährlich ist,
weil gleichwertige Lebensbereiche und menschliche Fähigkeiten nicht gleichrangig behandelt
und entsprechend gefördert werden und das wiederum zu einer Verschiebung unserer Aufmerksamkeit
gegenüber diesen menschlichen Fähigkeiten führt, die nicht zu verantworten ist!
Das gilt nicht nur für das Fach Musik.
Wir von netSCHOOL wollen helfen, dass Schüler/-innen und Lehrer/-innen
wieder den richtigen Blick für die Wertigkeit von Fähigkeiten und Wissen bekommen,
eine Wertigkeit, die sich an ganzheitlichen Gesichtspunkten und persönlichen Wünschen und Bedürfnissen orientiert.
Denn nur so kann der Einzelne wirklich mit Spaß und Erfolg lernen
und nur so kann dann unsere ganze Gesellschaft eine positive Entwicklung nehmen!
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