netSCHOOL Oberstufe: Differential- und Integralrechnung

Oberstufenskript
Differential- und Integralrechnung
für Grund- und Leistungskurse von Jürgen Rohde
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 4.3 Berechnung von Funktionswerten nach dem Horner-Schema

4.4 Nullstellen von Polynomen

 Definition:
x0 heißt Nullstelle des Polynoms f (x), wenn f (x0) = 0 .
Aus 4.3 folgt:
 Für jedes Polynom f (x), welches nicht das Nullpolynom ist, und für alle x0 gibt es ein Polynom g (x), so dass
(1)f (x) = f (x0) + ( x - x0 ) · g (x)
 ist. Der Grad von  g  ist um  1  kleiner als der Grad von  f .
Damit ergibt sich folgender Satz:
Satz 1Wenn x0 Nullstelle des Polynoms f (x) ist,
dann ist f (x) durch ( x - x0 ) teilbar (ohne Rest).           
Denn wegen (1) ist f (x) = ( x - x0 ) · g (x) .
 x - x0 heißt Linearfaktor zu x0 .
Satz 1 in Kurzfassung: Wenn f (x0) = 0 , dann ist der Linearfaktor ( x - x0 ) Teiler von f (x).

Aus Satz 1 folgt unmittelbar ( vgl. Aufgabe 15 )
Satz 2Ein Polynom n-ten Grades hat höchstens  n  Nullstellen.
Hieraus ergibt sich die
Folgerung: Wenn ein Polynom unendlich viele Nullstellen hat, dann ist es das Nullpolynom.

Beispiel: Die Nullstellen von f (x) = 2 x4 + 4 x³ - 14 x² - 16 x + 24
Man sieht leicht, dass  1  Nullstelle ist:

  24-14-1624   
 26-8-24 
x = 1 |26-8-240    f (x)= ( x - 1 ) · ( 2 x³ + 6 x² - 8 x - 24 )
 -4-424 
x = -2 |22-120  = ( x - 1 ) · ( x + 2 ) · ( 2 x² + 2 x - 12 )
 412 
x = 2 |260  = ( x - 1 ) · ( x + 2 ) · ( x - 2 ) · ( 2 x + 6 )
 -6 
x = -3 |20  = 2 · ( x - 1 ) · ( x + 2 ) · ( x - 2 ) · ( x + 3 )

Wir haben damit das Polynom in Lienarfaktoren zerlegt. Es hat die Nullstellen 1; ( -2 ); 2 und ( -3 ).
Nicht alle Polynome lassen sich in Linearfaktoren zerlegen, z.B. f(x) = x² + 4 .

Auf die angegebene Weise lassen sich höchstens ganzzahlige Nullstellen finden. In der Regel ist man auf Näherungslösungen angewiesen, vgl. z.B. die Kurve des Beispiels in 4.3 .
Wirksame Näherungsmethoden liefert die Differenzialrechnung.

Das Polynom f (x) = xn - x0n hat die Nullstelle x0. Das Horner-Schema ergibt:
 1000 . . . 00 - x0n
  x0x0²x0³ . . . x0n-2x0n-1  x0n
 
x = x0 |1x0x0²x0³ . . . x0n-2x0n-1   0

Also ist    xn - x0n = ( x - x0 ) · ( xn-1 + x0 xn-2 + x02 xn-3 + . . . + x0n-1 ) .

( Vergleiche auch Aufgabe 17 zu 3. vollständige Induktion )

 
4.5 Symmetrische Funktionen

achsensymmetrisch / punktsymmetrisch

 Definition:
Die Funktion  f  heißt achsensymmetrisch bzgl. der y-Achse, wenn f (-x) = f (x) über D ( f  heißt auch gerade ).
Die Funktion  g  heißt punktsymmetrisch zum Ursprung oder ungerade, wenn g (-x) = -g (x) über D gilt.

Symmetrische Funktionen haben besonders einfache Gestalt:
Satz 3Wenn das Polynom
f (x) = a0 + a1 x + a2 x² + . . . + a2k x2k + a2k+1 x2k+1 + . . . + an xn    ( 2 2k + 1 n )
achsensymmetrisch ist, dann sind alle  ai = 0  für ungerade  i  .

Denn nach Voraussetzung ist in    f (-x) = f (x), also in

a0 + a1 (-x) + a2 (-x)² + . . . + a2k (-x)2k + a2k+1 (-x)2k+1 + . . . + an (-x)n
         = a0 + a1 x + a2 x² + . . . + a2k x2k + a2k+1 x2k+1 + . . . + an xn

Aus dieser Gleichung fallen alle Terme mit geradem Index heraus. Man erhält schließlich
(2)     2 a1 x + 2 a3 x³ + . . . + 2 a2k+1 x2k+1 = 0     ( 2 k + 1 = n  oder  2 k + 1 = n - 1 )     für alle  x  .
Also ist jede reelle Zahl Nullstelle des Polynoms  f (x)  . Also ist nach Folgerung aus dem Satz  f (x)  das Nullpolynom, also sind  a1 = a3 = a5 = . . . = a2k+1 = 0  .

 

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