Denken, Lernen, Selbstlernen |
aus: S. u. N. Ostrander/L. Schroeder, "Superlearning"
Die revolutionäre Lernmethode, Leichter lernen ohne Stress,
Goldmann Verlag TB, München, 1990, S. 66 - 126 (Fortsetzung)
Atmen im Takt (voriger Abschnitt)
Der »Musik-Weg« zu anderen Bewusstseinsebenen
Nicht nur der Atemvorgang kann veränderte Bewusstseinszustände herbeiführen, sondern auch Musik und Ton können die Tätigkeit der Gehirnwellen verändern. Dr. Motio Owaki, ein Forscher aus Tokio, studierte zehn Jahre lang die spezifischen Klangmuster, die Alpha-Gehirnwellen hervorrufen.
Für Musikwissenschaftler ist es nichts Neues, dass bestimmte Klangmuster das Bewusstsein beeinflussen können, und gern erzählen sie folgende Geschichte als Paradebeispiel dafür:
Es war längst nach Mitternacht, und der russische Gesandte Graf Keyserlingk wälzte sich wie schon so oft schlaflos auf seinem Krankenlager. Schließlich befahl er einem Diener: »Rufen Sie Goldberg!« Johann Goldberg, ein Musiker, wurde aus dem Bett geholt und zum Grafen geführt. »Ach, Goldberg, würden Sie bitte die Freundlichkeit haben, mir wieder eine
ihrer Variationen vorzuspielen?« Goldberg ging ans Cembalo und spielte eine Komposition, die Johann Sebastian Bach eigens
für Graf Keyserlingk geschrieben hatte, der Bach von seinen schrecklichen schlaflosen Nächten erzählt hatte. »Könnten Sie nicht irgendeine Musik komponieren, die mir Hilfe schafft?« fragte er. »Etwas Ruhiges, aber auch heiter, freundlich!«
Bach erfüllte Keyserlingks Wunsch, und Goldberg spielte nun dieses besondere Musikstück für den Grafen, der sich alsbald
erfrischt und weniger verkrampft fühlte. Er verlangte, dass ihm
jedes Mal, wenn er nicht schlafen konnte, dieselbe Musik vorgespielt würde. Goldberg musste ein in der Nähe gelegenes Zimmer beziehen und sich bereit halten, auf Wunsch die heilsame Komposition zu spielen. Graf Keyserlingk war über die positive Wirkung des Stücks in der Tat so erfreut, dass er Bach ein großzügiges Geldgeschenk machte. Das Musikwerk wurde zu Ehren des
gefälligen Cembalisten übrigens »Goldberg-Variationen« genannt.
1977 fragte Losanow in Iowa ein Auditorium von Pädagogen: »Glauben Sie, dass die großen Komponisten, Philosophen und Dichter der Vergangenheit das Yoga-System kannten und über Entspannung und andere psychophysische Einflüsse Bescheid wussten?« Er lächelte und beantwortete seine eigene Frage: »Aber sicher! Warum eigentlich nicht?«
Nun, vielleicht war ihnen nicht gerade der Yoga bekannt, aber Losanow hält es für wahrscheinlich, dass viele große Künstler und Philosophen der Vergangenheit durch wesentliche esoterische Traditionen mit dem gleichen antiken Wissen vertraut waren, aus dem auch der Yoga hervorging.
Losanow studierte in seinem Labor die »Goldberg-Variationen« und fand, dass vor allem die Aria am Anfang und am Ende einen meditativen Zustand hervorrufen kann, der sich durch die Verlangsamung der Körperfunktionen in vieler Hinsicht günstig auf den Körper auswirkt. Die Musikgeschichte vertritt die Ansicht, dass ein Großteil des Bachschen Werks als mentale Musik bezeichnet werden kann. Losanow und seine Mitarbeiter stellten fest, dass diese Art von Musik den Körper entspannt und den Geist »weckt«. Auch Musikstücke von anderen Komponisten des 16. bis 18. Jahrhunderts, die derselben musikalischen Tradition verpflichtet waren, rufen die gleichen Wirkungen hervor.
Die Vorstellung, dass Musik Körper und Geist beeinflussen kann, ist gewiss nicht neu.
Jahrhunderte lang haben Menschen auf der ganzen Welt Kinder mit Wiegenliedern in den Schlaf gesungen.
Jahrhunderte lang sangen die Menschen - bei der Ernte oder auf See -, um sich die schwere Arbeit zu erleichtern.
Jahrhunderte lang verwendeten die Menschen von Asien über den Vorderen Orient bis nach Südamerika Musik, um sich in außergewöhnliche
Bewusstseinszustände zu versetzen. Das Geheimnis bestand darin, genau die richtige Musik für die erwünschte Wirkung zu finden.
Die Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts, Stücke von Komponisten wie Bach, Vivaldi, Corelli und Händel, wurde in den Labors untersucht, und zwar vor allem die
langsamen oder Largo-Sätze der Barockkonzerte. In den langsamen Sätzen finden wir den vertrauten und offenbar wirkungsvollen
Rhythmus von sechzig Schlägen pro Minute wieder. Die Barockmusik hat oft eine
Basstimme, die wie ein langsamer menschlicher Pulsschlag
klingt. Während des Zuhörens »lauscht« auch der Körper und versucht, seine Funktionsrhythmen dem Taktschlag anzugleichen. Bei dieser einfachsten Form der Entspannung »entkrampft« sich der Körper, und der Geist wird wach und munter. Man braucht weder einem Muskel den Befehl zu geben, sich zu entspannen, noch
muss man sich konzentrieren oder ein Mantra aufsagen. Man braucht lediglich mit der Musik mitzugehen, und schon
wirkt Händel wie eine einfache entspannende
Meditation.
Eine Minute hat bekanntlich sechzig Sekunden, und vielleicht steckt mehr dahinter als eine willkürliche Unterteilung der Zeit. Der sowjetische Psychologe I.K. Platonow fand nämlich heraus, dass sogar ein Metronom, das sechzigmal pro Minute tickt, einen Einfluss auf die Aufnahmefähigkeit des Menschen hat: Die während des Tickens gesprochenen Worte setzen sich nachhaltiger im Gedächtnis fest. Auch bulgarische Schüler erhielten Kurse ohne Musik, der Stoff wurde lediglich rhythmisch vorgetragen. Sie bewältigten ihr Lernpensum, klagten jedoch gleichzeitig über Stress, Spannung und Müdigkeit.
Die entscheidende Wirkung der Musik im Superlearning besteht also in der »Tonmassage«, die den Druck schwerer geistiger Arbeit mindert und uns hilft, den Brennpunkt der Aufmerksamkeit von außen nach innen zu verlegen. Während des ganzen Konzerts fühlt sich der Schüler vollkommen Herr der Lage - er ist voll da und sich aller Vorgänge bewusst, er registriert sogar winzige Veränderungen beim Vortrag des Stoffes.
Es ist außerordentlich wichtig, welche Musik für Superlearning eingesetzt wird. Wenn sie nicht das erforderliche Klangmuster besitzt, stellt die erwünschte Veränderung des Bewusstseinszustands sich nicht ein, und die Ergebnisse bleiben dürftig. Losanow verwendet bei seinen Kursen nur die in seinen Labors getestete Barockmusik. Die Auswahl ist nicht subjektiv und hat absolut nichts mit musikalischen: Geschmack zu tun. Es geht allein darum, dass eben gerade diese Musik das für den speziellen Zweck geeignete Klangmuster aufweist (siehe Liste unten).
Losanow betont, dass nur dieser Musiktypus zum gewünschten Erfolg führt und kein anderer als Ersatz taugt. Im Institut wurden eine Reihe von langsamen Sätzen (sechzig Schläge pro Minute) im Viervierteltakt aus Barockkonzerten zusammengestellt zu einem halbstündigen Konzert. Den letzten Teil des Konzerts bildet gewöhnlich ein munterer, schnellerer Satz, der einen auf angenehme Weise aus dem träumerischen Zustand »zurückholt«. Eine solche Zusammenstellung von Stücken wäre für ein richtiges Orchesterkonzert völlig ungeeignet, weil zu wenige Tempowechsel vorkommen.
Amerikanische Werbeagenturen investierten eine Menge Geld in Untersuchungen über den
Einfluss von Musik und Rhythmus auf den Menschen, und man stellte fest, dass ein Rhythmus von zweiundsiebzig Schlägen pro Minute die Suggestibilität erhöht.
Wilson Key berichtet in seinem Buch "Subliminal Seduction" ("Unterschwellige Verführung"),
dass eine Reklame, vorgetragen im zweiundsiebziger Rhythmus, den Menschen die gleichen Symptome zum Beispiel pochende, dröhnende Kopfschmerzen - »suggeriert«, die das angepriesene Mittel angeblich heilt.
Viele Amerikaner, die ihren ersten Versuch mit der Schnelllernmethode machten, scheiterten an der dabei verwendeten Musik. Sie meinten, es handle sich um eine bloße Klangkulisse wie im Supermarkt. Sie probierten ein Konglomerat aus »Country-Western«, Volksmusik, klassischer Popmusik und »falschen« Barockstücken aus und erzielten natürlich schlechte Ergebnisse. Nur der ganz spezifische Klang und Rhythmus sowie die harmonische Struktur dieser besonderen Musik führt zu entspannter Wachheit.
Musiktherapie, psycho-akustische Forschung und die industrielle Werbung interessieren sich für die Wirkung der Musik auf den Menschen - mit unterschiedlicher Zielsetzung allerdings.
So gibt es heute bereits Platten zur allgemeinen Entspannung, zum Beispiel Steven Halperns Spectrum Suite, die allerdings nicht den richtigen Rhythmus zum Lernen hat. Halpern, Psychologe und Direktor des Spectrum Research Institute, versuchte auch wie die Forscher der University of California, Los Angeles, mit Hilfe der Kirlian-Fotografie die Wirkung der Musik auf den Körper sichtbar zu machen. Dieses fotografische Verfahren, organische oder anorganische Objekte unter dem Einfluss hochfrequenter Ströme aufzunehmen, macht die »selbstleuchtenden Entladungskanäle«, die sogenannte »Aura« des fotografierten Gegenstandes sichtbar, die sich beim Menschen entsprechend seinem psychophysischen Zustand in Größe, Form und Farbe verändern kann. Vor einigen Jahren starteten wir selbst einen Versuch. Wir machten ein Kirlian-Foto von Lynn Schroeders Finger bevor bzw. während sie dem Dritten Brandenburgischen Konzert lauschte. Auf dem ersten Bild wirkt die Aura um den Finger wirr und spärlich. Während die Musik spielte, wurde die Form jedoch geradezu »klassisch« mit ihren zart gezeichneten Umrissen und den schimmernden Farben.
Wie Robert Palmer in der New York Times schreibt, ist die Verwendung von Musik zur Veränderung des Bewusstseinszustands zu einem der wichtigsten musikalischen Trends der siebziger Jahre geworden.( Vgl. dazu P. M. Hamel, Durch Musik zum Selbst, Bern und München 1976) Manche Jazzmusiker und Popgruppen wie »Tangerine Dream« experimentieren in ihrer Musik mit bewusstseinsverändernden Mitteln wie rhythmischen und modalen Wiederholungen, die zu Entspannung, Kontemplation, Euphorie und ähnlichen psychischen Zuständen führen.
Die Schamanen Zentralasiens, die Jajouka-Musiker von Nordmarokko und bestimmte indische und orientalische Musiker kannten musikalische Methoden, die zu so bewusstseinsverändernden Phänomenen führten wie Trance, Schmerzkontrolle und der Fähigkeit, ohne Verletzung auf glühenden Kohlen zu gehen. In der Dritten Welt war laut Palmer diese Art von Musik der älteste, nichtchemische Weg zu Satori, das heißt zur Erleuchtung.
Gegenwärtige Laboruntersuchungen zeigen, dass bestimmte Trommelschläge den Rhythmus der Gehirnwellen und die Atmung beeinflussen und dadurch als Schrittmacher für biochemisch bedingte Bewusstseinsveränderungen dienen.
Die These, dass verschiedene Arten von Musik auch völlig unterschiedliche Wirkungen
hervorrufen, von denen manche als positiv zu bezeichnen sind, andere nicht,
passt auch zu den Yoga-Theorien über Musik. I.K. Taimni stellt in "The Science of Yoga" fest,
dass zwischen Schwingung und Bewusstsein auf allen Oktaven eine Beziehung besteht.
Da gemäß der Yoga-Theorie jeder
Bewusstseinsstufe eine bestimmte Schwingung entspricht, kann ein bestimmter
Bewusstseinszustand herbeigeführt werden, indem man genau jene Tonschwingungen erzeugt, die mit dem gewünschten Gemütszustand entsprechen.
Auf diesem Prinzip beruht die
Mantra-Meditation, das heißt die Klangmeditation oder das »Toning«. Aber die Wirkung der Musik auf den Geist vollzieht sich laut Taimni nicht nur in einer Richtung. Wenn sich unser Gemütszustand ändert, dann ändern sich auch die Schwingungen, die von
uns ausgehen, und diese veränderten Schwingungen können sich wiederum auf alles in unserer Umgebung, von Pflanzen bis zu Menschen, auswirken.
Die Wissenschaft konnte in den letzten Jahren und Jahrzehnten so manches klären, was mit
Bewusstseinsprozessen, Lernvermögen etc. zusammenhängt, aber was unser Gedächtnis zum Supergedächtnis macht, was unsere Fähigkeiten in ungeahntem Maße steigern kann - diesen »Stein der Weisen« hat sie nicht entdeckt. Es gibt zum Beispiel einen Aspekt des Atmens, den Losanow und seine Mitarbeiter gar nicht erwähnen,
der jedoch das Wesentliche aller traditionellen Atemübungen und des Yoga selbst ausmacht:
Rhythmisches Atmen, heißt es, sei in erster Linie deshalb so wichtig, weil dadurch eine
ganz bestimmte Energie gewonnen bzw. aktiviert wird. Eine solche Energie jedoch - das ist der Haken - erkennt die westliche Wissenschaft offiziell nicht an. Dennoch beruhen die Systeme,
von denen das Superlearning zum großen Teil abgeleitet wurde, auf dieser
Energievorstellung. Ob es sich dabei nur um eine große Metapher handelt oder ob mehr »dran« ist, erfahren wir vielleicht, wenn wir diese
Vorstellung genauer untersuchen.
Die meisten östlichen Philosophien vertreten die Anschauung, dass wir in einem hellen, vitalen Meer von Energie leben. Die Yogis nennen sie »Prana«, die chinesische Akupunktur kennt dieselbe Energie unter dem Namen »Chi«. Diese Energie ist in der Atmosphäre und zirkuliert nach Annahme der chinesischen Medizin auch in bestimmten Körperbahnen. So wie wir die Nahrung transformieren, so transformieren wir auch das Prana, um uns am Leben zu erhalten und uns weiterzuentwickeln. Durch eine bestimmte Atemtechnik können wir der Luft eine größere Menge Prana entnehmen als normalerweise. Der Körper lädt sich mit Prana auf wie eine Batterie mit Strom. Die Yogis behaupten nun, dass diese Energie dem Körper seine Vitalität verleiht und das Bewusstsein »nährt«. Vom Gehirn absorbiertes Prana führt zur Entfaltung geistiger Fähigkeiten und psychischer Kräfte. Wir brauchen Prana angeblich genauso zum Leben wie Sauerstoff, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Wenn wir uns dieser Tatsache jedoch bewusst werden und lernen, diese Energie gezielt einzusetzen, entwickelt sich unser Geist in ungeahnter Weise.
Der indische Philosoph Gopi Krishna regte wissenschaftliche Institute in Europa und in den Vereinigten Staaten an, diese Energie und die von ihr freigesetzte Kundalini-Kraft zu untersuchen, die, so sagt er, das »Geheimnis« des Yoga und aller anderen spirituellen Disziplinen sowie der esoterischen Psychologie sei, der Schlüssel zur Genialität, zu künstlerischer Begabung, wissenschaftlicher und intellektueller Kreativität sowie zu außergewöhnlicher Langlebigkeit bei guter Gesundheit.
Der pranische Strom soll angeblich sowohl durch Emotionen, Töne und Musik wie auch durch Essen und Trinken zu beeinflussen sein. Gibt es wirklich eine solche Energie, die uns Klugheit, Talente und Gesundheit verleihen kann?
Auch in der westlichen Ideengeschichte taucht immer wieder der Gedanke einer alles durchdringenden vitalen Energie auf- der »Od-Kraft«, »Kraft X«, »Orgon«, »Ätherkraft« und wie sie sonst noch genannt wurde. Heute beschäftigen sich Wissenschaftler in vielen Ländern mit dieser anscheinend unverwüstlichen Hypothese.
»Die Entdeckung des ASW-Energie wird ebenso bedeutend, wenn nicht noch bedeutender sein als die Entdeckung der Atomenergie«, sagte Dr. L.L. Wassiliew, der Begründer der sowjetischen Parapsychologie. Eine »andere« Energie aufzuspüren, war denn auch das erste Ziel der damaligen sowjetischen Psi-Forschung. 1968 verkündeten sowjetische Wissenschaftler, dass sie ein neues Energiesystem im Körper entdeckt hätten. Sie legten hübsche Aufnahmen von glitzernden Pünktchen, winzigen Lichtkugeln und Energieströmen vor, die durch den Körper flossen und ihn wie die Aurora borealis umzuckten. Sie nannten diese Energie »Bioplasma«. Mit Hilfe der Hochfrequenz-Fotografie konnten sie diese Energie, die offensichtlich entlang den Akupunktur-Bahnen abstrahlte, im Bild festhalten.
Das war ein entscheidender Durchbruch. Die westliche Wissenschaft hatte die Akupunktur nie ernst genommen, weil sie keine Energie, keine Punkte oder Bahnen im Körper feststellen konnte. Indem sie sich westlicher Forschungsmethoden bedienten, gelang den sowjetischen Forschem wenigstens zu ihrer eigenen Genugtuung der Nachweis, dass es eine im Körper kreisende Art von Energie gibt, und zwar in denselben Bahnen, die von der chinesischen Medizin vor mehr als viertausend Jahren beschrieben wurde. Das Bioplasma der Sowjets schien dem altchinesischen Chi und dem indischen Prana zu entsprechen. Die Russen stellten fest, dass diese Energie durch eine bestimmte Atmung gesteigert werden kann und dem Einfluss vieler Phänomene wie Magnetismus, Sonnenflecken, Licht und Ton unterliegt.
Auch in anderen Ländern machte man Entdeckungen über eine »besondere« Kraft. Die tschechischen Forscher nennen sie »psychotronische« Energie und haben angeblich Wege gefunden, sie zu speichem und zu nutzen. Sie meinen, dass Heilungen, verschiedene übersinnliche Fähigkeiten und sogar der Rapport, der unmittelbare psychische Kontakt zwischen zwei Menschen, auf dieser Energie beruhen. Im All-India Institute of Medical Sciences in Indien hat man untersucht, ob die vom Yoga postulierte Energie tatsächlich das Lernvermögen und die Wahrnehmung steigern kann. Menschen und Tiere wurden Tests unterzogen, wobei sogar Ratten Yoga praktizierten, indem sie in Glaszylindern auf dem Kopf standen! Die Versuchsergebnisse bestätigten, daß Yoga-Energie-Übungen wirklich Stress überwinden und die Aufnahmefähigkeit vergrößern können.
Auch koreanische Wissenschaftler versuchten, einen unbekannten Energiekreislauf im Körper nachzuweisen, und spritzten daher Versuchspersonen radioaktiven Phosphor: Das Präparat breitete sich im Körper aus, und zwar entlang den angeblich nicht existierenden Akupunkturbahnen. Ein bekannter japanischer Wissenschaftler, Dr. Hiroshi Motoyama, experimentierte auf ähnliche Weise. Er brachte Streifen flüssiger Kristalle (in den USA als eine Art Fieberthermometer verwendet) an den Armen von Versuchspersonen an. Dann erwärmte er einen Akupunkturpunkt und beobachtete, wie die Energiebahnen in den wechselnden Farben der wärmeempfmdlichen flüssigen Kristalle »aufleuchteten«.
Einige hervorragende amerikanische Wissenschaftler, die mit den alten Vorstellungen von Akupunktur und Prana nichts im Sinn hatten, sind ebenfalls zu der Ansicht gelangt, dass es noch unerforschte Körperenergien geben muss. Die Physiologin Dr. Barbara Brown, Pionierin des Biofeedback, fand in ihrer Arbeit eine Bestätigung für die Behauptung der Yogis, dass man die Kontrolle der unwillkürlichen Körperfunktionen erlernen kann. Aber wie wirkt der Geist auf den Körper, wie kontrolliert er ihn? Wäre es möglich, dass der Mechanismus des Biofeedback, wie immer dieser funktioniert, Hand in Hand geht mit einer bisher noch nicht beschriebenen Energie? Dr. Brown gibt in ihrem Buch" New Mind, New Body" die Antwort: »Es würde nicht überraschen, sollten neuartige Formen der Körperenergie entdeckt werden.«
Dr. Harold Burr von der Yale University stellte bereits vor mehreren Jahrzehnten fest, dass alle Lebewesen von einem Energienetz, von elektrodynamischen Feldern umgeben sind, die man mit einem Voltmeter messen kann. In diesen »Lebensfeldern«, wie er sie nannte, hat man seiner Ansicht nach das Bindeglied zwischen Geist, Körper und Kosmos zu sehen. Er und seine Mitarbeiter konnten anhand von Felder-Messungen sogar die Veränderung von Bewusstseinszuständen feststellen. Dr. Burr entdeckte in diesem Zusammenhang noch etwas anderes, was für das Verständnis des Lebens im allgemeinen und von Superlearning im besonderen außerordentlich wichtig ist. Er fand, dass physische Veränderungen wie etwa Veränderungen der Gehirnwellen oder des Pulsschlags, das Resultat von Änderungen dieser Energiefelder sind und nicht umgekehrt. So kam er zu der Überzeugung, dass diese Lebensfelder das Medium sind, durch welches der Geist auf den Körper einwirkt.
Die Beweise häufen sich von allen Seiten, dass es in uns sowie zwischen uns und unserer Umgebung einen Energieaustausch gibt, der im Westen im allgemeinen unerkannt blieb und der eine auffallende Ähnlichkeit mit der grundlegenden Energie aufweist, die man im Osten schon immer anerkannt hatte. Pandit Gopi Krishna spricht für viele östliche Philosophien, wenn er diese Energie als die Basis des Lebens bezeichnet. Sie ist die tragende Kraft der Superleistung. Alle stimmen darin überein, dass man diese Energie durch Atmung, Rhythmus und Ton »aufladen« und steigern kann. Wie wir gesehen haben, verwendet das Superlearning Atmung, Rhythmus und Ton, um Supergedächtnis und übersinnliche Fähigkeiten auszulösen. Wer den Drang nach »Höherem« verspürt, wird der Erforschung all dieser Dinge (pulsierende Magnetfelder, Atmung, »vitale« Nahrung, Ton, Licht), die jene »andere« Energie angeblich steigern, Interesse entgegenbringen.
Wie der Physiker Fritjof Capra in seinem Buch "Der kosmische Reigen" so einleuchtend schildert, begegnen sich moderne Physik und östliche Philosophie nun auf halbem Wege. Die alten Weisheitslehren des Ostens gehen in die physikalischen Theorien des Westens ein. Heute gilt es nicht mehr als abwegig, den Yoga als eine Wissenschaft zu betrachten, was er für jene, die ihn ausüben, schon immer war.
(Fortsetzung) Der »Geheimfaktor« der Barockmusik
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