Denken, Lernen, Selbstlernen |
An eigene Erfolge anknüpfen (voriger Abschnitt)
Unterschiedliche Lernarten
Wie du sicher weißt, gibt es verschiedene Arten des Lernens. Für jeden Menschen ist jede Art des Lernens möglich, doch die
Fähigkeiten zu den einzelnen
Arten sind verschieden stark ausgebildet. Claudia lernt am besten durch
Lesen,
du vielleicht am besten durch Zuhören oder Sehen.
Wir unterscheiden der Einfachheit halber drei Lerntypen:
Vielfalt der
Lerntypen
Diese drei Lerntypen kommen in reiner Form natürlich nie vor. In jedem
gesunden Menschen sind unter anderen immer alle drei Anlagen vorhanden.
Sicher möchtest du nun gern wissen, zu welchem Lerntyp du am meisten
neigst,
welche Lernwege du am liebsten benutzt und welche Lernarten dir den größten
Erfolg bringen.
Solltest auch du zu den Leuten gehören, die besonders gut durch Lesen lernen können, ist es für dich besonders nützlich die im Unterricht besprochenen
Stoffgebiete durch Lesen von Artikeln aus Zeitschriften und Sachbüchern zu ergänzen. Was in der Schule besprochen wurde, solltest du zu Hause nochmals genau im Buch
nachlesen.
Radiosendungen auswählen
Wenn du zum Lerntyp Hören zählst, nimm dir einmal eine Programmzeitschriftvor und sieh nach, was der Schul- und Jugendfunk alles zu bieten hat. Du wirst überrascht sein, wie abwechslungsreich und spannend Lernen durch Hören sein kann. Wer Gehörtes leicht behalten kann, ist in der Schule oft im Vorteil, da dort sehr viel durch die Erklärungen des Lehrers gelernt wird.
Lernstoff hörbar machen, laut lesen, Tonband einsetzen
Wer zum Lerntyp Hörenzählt, soll versuchen, seinen Lernstoff überwiegend durch Hören aufzunehmen.
Das fängt schon damit an, dass man das Kapitel über die Biene, das morgen
abgefragt wird, laut und deutlich liest. Schneidet man dabei gleichzeitig auf
Tonband mit, kann man sich später beim Abspielen des Bandes ganz auf Hören einstellen. Kommt man beispielsweise mit einer Rechenaufgabe nicht zurecht, ist es
für den Lerntyp Hören besser, sich die Aufgabe von einem Mitschüler in dessen eigenen Worten erklären zu
lassen, als immer wieder die Rechenregel im Mathebuch nachzulesen.
Skizzen anfertigen Bildliches Vorstellungsvermögen schulen
Für den Lerntyp Sehen ist es besonders wichtig, Skizzen und Zeichnungen im Schulbuch eingehend zu
betrachten und auch selbst solche anzufertigen.
Ebenso sollten Bilder, Filme und Dias als Lernhilfen eingebaut werden. Sollte Sehen
ein besonders wirkungsvoller Lernweg für dich sein, sieht es in der Schule nicht so günstig für dich aus. Obwohl Filme, Dias, Folien und Modelle verstärkt
eingesetzt werden, musst du trotzdem hauptsächlich durch Hören und Lesen lernen.
Deshalb musst du dir selbst ein bisschen weiterhelfen. Versuche, dir bei den
Erklärungen des Lehrers die Dinge und Vorgänge, von denen er spricht, vorzustellen.
Begriffe mit originellen Bildern verbinden
Mache dir in Gedanken ein Bild. Beim Vokabellernen kannst du dir zu den einzelnen Wörtern lustige originelle Bilder ausdenken. Sicherlich fallen dir genügend lustige Eselsbrücken ein.
Wenn du dir in Mathematik den Schnitt durch eine Kugel nicht vorstellen
kannst,
nimm doch als Kugelersatz einen Apfel und schneide ihn durch. Und schon ist
auch für den Lerntyp Sehen der Schnitt durch eine Kugel kein Problem mehr, weil der Lernstoff für den
Lernweg Sehen aufbereitet wurde.
Benutze künftig besonders die Lernwege, die deinen Lerntyp prägen.
(S. 19f)
Was nicht im Gedächtnis bleibt
Kennst du die Quälerei mit einigen Vokabeln, die du immer wieder verwechselst,die du schon wie oft
in Tests falsch geschrieben und anschließend verbessert hast, die dir aber einfach
nicht ins Langzeitgedächtnis, das heißt für lange Zeit
ins Gedächtnis gelangen?
Wahrscheinlich sind dir diese Wörter nicht häufig genug begegnet, es sind noch
keine alten Bekannten geworden. Je häufiger man jemanden trifft, umso besser wird dieser Jemand zu einem alten Bekannten. Und so lassen wir jetzt
schwierige Lernstoffe zu alten Bekannten werden: durch das Lernplakat.
Die Plakatidee: Schwieriger Lernstoff in Kurzfassung auf ein Lernplakat
Das Lernplakat ist ein großer Zettel, ein Bogen Packpapier oder ein Stück einer Tapetenrolle. Auf dieses Papier schreibst du mit dicken Filzstiften solche Vokabeln, Formeln, Geschichtszahlen oder was sonst dir als schwieriger Paukstoff erscheint. Wenn du noch Lust und Zeit hast, malst du ein Strichmännchen dazu, klebst ein passendes Foto auf oder zeichnest etwas, was dir zu diesem Lernstoff einfällt. Fertig ist dein Lernplakat.
Jetzt hängst du es an deinem Arbeitsplatz auf, über deinem Bett, neben dem
Spiegel oder auf der Toilettentür - von innen allerdings. Kurz, an einer Stelle, an
der du dich regelmäßig aufhältst oder die dir oft ins Auge fällt.
Jedes Mal, wenn du das Plakat siehst, wirst du an den Lernstoff
erinnert, fragst dich dadurch spontan wieder ab, wiederholst dabei bereits
Vergessenes und begegnest den Lerninhalten so oft,
dass sie innerhalb von zwei bis drei Wochen zu alten Bekannten werden.
Nach drei Wochen wechseln
Spätestens nach drei Wochen wechselst du das Plakat aus, denn nach dieser Zeit verliert es die Wirkung; außerdem sollen ja weitere Lerninhalte ins Langzeitgedächtnis wandern können.
Du kannst auch deine Top-Star-Plakate zu Lernplakaten umgestalten. Wenn zum Beispiel dein Favorit aus dem Fußball- oder Showgeschäft
von dir eine Sprechblase erhält, durch die er dir schwierige mathematische, physikalische oder chemische Formeln zuflüstert oder deine allerliebsten Vokabeln
aufsagt, wirst du deutlich spüren, wie wirkungsvoll solche Lernplakate sind. Ganz besonders, wenn bei dir der Lernweg Sehen gut ausgeprägt ist.
Am besten, du probierst es aus und malst dir ein Probier-Plakat. Vielleicht hast du auch weitere und bessere Plakatideen!
(S. 23)
Thomas sitzt vor seinen Hausaufgaben und döst vor sich hin. Da geht die Tür auf, und Mutter ruft: »Hast du denn immer noch nicht angefangen!? Du könntest doch schon fast fertig sein!«
Kommt dir so etwas bekannt vor? Sicherlich hast auch du dich schon oft dabei ertappt, dass es dir schwer fiel, mit den Hausaufgaben anzufangen.
Da sitzt du vor deinen Büchern und spielst mit dem Radiergummi, blickst durchs Fenster,
malst Männchen ins Erdkundebuch, träumst vor dich hin oder fängst gar erst einmal damit an, das Micky-Maus-Heft durchzulesen, das
zufällig in deiner Englischgrammatik liegt.
Diese Schwierigkeit, möglichst gleich nach dem Hinsetzen mit den Hausaufgaben anzufangen, ist ganz natürlich und lässt sich leicht erklären.
Zunächst einmal muss sich das Gehirn überhaupt auf Lernen einstellen. Es muss sich
lösen von dem, was du kurz vorher getan hast, ob das nun Musikhören, Einkaufen oder Schwimmen war. Diese
Umstellung kann nicht schlagartig erfolgen, sondern braucht Zeit.
Wie du weißt, auch Sportler können nicht gleich Höchstleistungen erbringen, sondern benötigen eine Anwärmzeit.
Genauso sollten wir beim Lernen eine Anwärmzeit berücksichtigen und bewusst
einplanen, die unser Gehirn in Hochform bringt. Wissenschaftler haben festgestellt, dass wir in der ersten Viertelstunde verhältnismäßig wenig leisten können, wie folgendes Schaubild zeigt:
Anfangs geringe Leistungsfähigkeit
An der senkrechten Achse kannst du die Leistungsfähigkeit ablesen, an der waagerechten die Zeit in Minuten. Während der ersten Minuten zeigt die Kurve eine geringe Leistungsfähigkeit an, die schnell steigt und nach fünfzehn Minuten einen hohen Stand erreicht.
Zehn bis fünfzehn Minuten Anwärmzeit
Jetzt sagen zwar viele Leute: »Erledige zuerst das Schwierigste, dann hast du's anschließend um so leichter!« Aber, weil du nun weißt, dass du in den ersten fünfzehn Minuten noch nicht besonders leistungsfähig
bist, musst du für diese Anwärmzeit einen geeigneten Lernstoff aussuchen - nämlich einen
möglichst leichten. Außerdem sollte dieser Lernstoff für dich persönlich interessant sein, z.B. aus dem Fach, das dir besonders
Spaß macht.
So überforderst du dich nicht und schaffst dir dadurch einen gelungenen Lerneinstieg
und bist nun in der Lage, auch schwierigere Aufgaben zügig zu lösen.
Einteilung der Hausaufgaben in Portionen
Schwierigkeiten, die Menge der Aufgaben zu bewältigen
Nachdem du in der vorigen Etappe erfahren hast, warum du beim Lernen immer mit etwas Leichtem beginnen sollst, bekommst du nun in der dritten Etappe eine weitere wichtige
Hilfe für den Lerneinstieg.
Heute ist wieder einmal ein schlimmer Tag für Thomas. Er hat so viele Hausaufgaben zu machen und stöhnt: »Bis ich damit fertig bin ... « Kennst du nicht
auch dieses unangenehme Gefühl, wenn du überhaupt kein Weiterkommen, kein Ende siehst, weil dir der Berg der Aufgaben fast unüberwindlich erscheint?
Halten wir uns einmal das wohl berühmteste Radrennen der Weit vor Augen,
die Tour de France. Es umfasst eine Gesamtstrecke von einigen tausend Kilometern Länge. Kein Fahrer wird auch nur im Traum daran denken, diese
Strecke in einem Stück abzufahren. Vielmehr hat die Rennleitung die ganze
Tour in zwar anstrengende, aber machbare Tagesetappen eingeteilt. Der
Fahrer weiß also ganz genau, wie viel Kilometer in jeder einzelnen Etappe zu
bewältigen sind.
Aufgaben in Portionen einteilen
In ähnliche Etappen oder Portionen solltest auch du deine Hausaufgaben regelmäßig einteilen. Dazu nimmst du dir zuerst einmal dein Hausaufgaben heft vor und überlegst, wie sich diese Aufgaben in sinnvolle und überschaubare Portionen einteilen lassen.
Arbeitszeit pro Portion 15-30 Minuten
Dabei sollte jede Portion so gewählt werden, dass sie in etwa fünfzehn bis dreißig Minuten Arbeitszeit zu schaffen ist.
Hierfür schreibst du jede einzelne Aufgabe auf einen Zettel, der etwa so groß istwie eine halbe
Postkarte. Auf diesem Zettel steht aber nicht nur z.B. »Englisch«, sondern wenn du vielleicht
Vokabeln zu lernen hast, eine Übersetzung
schreiben musst und ein Grammatikkapitel durchlesen sollst, so sind allein
dies drei einzelne Aufgaben, also auch drei Zettel:
Englisch: Vokabeln Lektion 7a |
---|
Englisch: Übersetzen L 11, Satz 6-10 |
Englisch: Grammatik § 4, Seite 12 |
Portionen auf Zettel schreiben und an Pinwand hängen
Keinesfalls kommt es hier auf möglichst schön beschriftete oder millimetergenau geschnittene Zettelchen an. Dieser Lerntipp soll ja helfen, die
Arbeitszeit zu verkürzen und die Lernfähigkeit zu verbessern.
Damit nun diese Zettel zwischen all den Büchern auf dem Schreibtisch nicht verloren gehen, sondern jederzeit
gut sichtbar und überschaubar sind,
befestigen wir sie mit großen Stecknadeln an einer Pinwand. Das ist eine Tafel
aus dicker Pappe, Kork oder Styropor und sollte etwa so groß sein wie dein
aufgeklappter Schulatlas. Portionen einteilen, aufschreiben und an die
Pinwand hängen sollte zusammen höchstens fünf bis acht Minuten dauern.
Sobald du dann eine dieser Portionen erledigt hast, nimm den entsprechenden
Zettel von deiner Pinwand ab. Dabei kannst du dir dann sagen: »So, das ist geschafft!« Normalerweise wird dabei ein
kleines Erfolgserlebnis zu spüren sein, genau so wie im großen beim Radrennfahrer, der eine Tagesetappe hinter
sich gebracht hat. Dieses Erfolgserlebnis ist äußerst wichtig, weil es dich zum
Weiterarbeiten anspornt.
Sichtbare Erfolge spornen an
Besorge dir nun im Laufe des Tages eine Pinwand und Stecknadeln und schneide dir gleich schon die
nötigen Zettel zurecht. Die Aufgaben, die du für morgen
erledigen musst, kannst du dann gleich in Portionen eingeteilt auf die Zettel schreiben.
Natürlich ist das ein Trick mit Selbstüberlistung; aber er funktioniert. Du solltest das einmal testen!
(S. 11f)
Jeder Arbeitsablauf ist in drei Phasen, d.h. Abschnitte gegliedert. Man unterscheidet die Einstiegsphase, die Hauptarbeits- oder Konzentrationsphase und die Schluss- oder Endspurtphase.
Leichte und schwierige Aufgaben ordnen
In der mittleren Phase (nach zirka fünfzehn Minuten Anwärmzeit) sollten die
schwierigsten Aufgaben erledigt werden, gegen Ende wieder etwas leichtere
und zum Schluss noch einmal eine etwas härtere Nuss. So kannst du in der Schlussphase die berühmte
Endspurtsituation besser ausnutzen.
Bei der Reihenfolge der Hausaufgaben muss aber noch etwas anderes
berücksichtigt werden. Verfolge einmal dieses Gespräch:
Mutter: »So, Thomas, auf ins Bett! Morgen ist wieder ein anstrengender Schultag.«
Thomas: »Ich muss aber erst noch Geschichte und Erdkunde durchlesen und die Vokabeln kurz wiederholen!«
Mutter: »Wie bitte? Ich denke, du hast alles fertig?! Bevor du ins Kino gegangen bist, hast du mir doch erzählt, du hättest alle Aufgaben gemacht!?«
Thomas: » Ja, hab' ich auch. Ich habe alles Schriftliche längst fertig. Und das
bisschen Mündliche geht doch jetzt ganz schnell!«
Mündliches oft wichtiger als Schriftliches
Bekannt? Ja, die mündlichen Aufgaben werden gern als weniger wichtige
Beigabe auf später verschoben. Man macht sie am Abend oder morgens im Schulbus oder ab und zu auch gar nicht - in der Hoffnung, dass der Lehrer schon einen anderen dran nimmt.
Ist das Mündliche tatsächlich weniger wichtig als das Schriftliche, und ist es wirklich sinnvoll, das Schriftliche und Mündliche als
zwei getrennte Blöcke anzusehen, so, als hätten sie nichts miteinander zu tun?
Zunächst fällt doch auf, wie eintönig eine solche Arbeitsweise ist: Zuerst werden Vokabeln
geschrieben, dann der Aufsatz geschrieben, eine
Übersetzung geschrieben - kurz, es wird in einem fort geschrieben.
Um dem abzuhelfen, gibt es einen verblüffend einfachen Tipp, dessen Anwendung fast immer eine sichtbare Leistungssteigerung zur Folge hat: die
SM-Formel!
Mündliches und Schriftliches abwechseln
Hierbei steht »S« für Schriftliches und »M« für Mündliches. Diese S und M werden in die
Arbeitsverlaufkurve eingesetzt. Die Größe der Buchstaben soll anzeigen, wie schwierig und umfangreich eine Aufgabe ist.
(Fortsetzung) Klassenarbeiten sinnvoll vorbereiten
zurück zu Denken, Lernen, Selbstlernen