Eine neue Schule für alle | |||
Schule als Lebens- und Erfahrungsraum: Die Laborschule möchte ein Ort sein, wo Kinder und Jugendliche gern leben und lernen. Sie möchte ihnen wichtige Grunderfahrungen ermöglichen, die viele von ihnen sonst nicht machen könnten. Leben und Lernen sollen, soweit dies möglich und sinnvoll ist, eng aufeinander bezogen sein. Der Unterricht folgt dem Prinzip, Lernen an und aus der Erfahrung (und nicht primär aus Belehrung) zu ermöglichen. Die Schule ist mit Lerngelegenheiten ausgestattet, die solches Erfahrungslernen begünstigen. Darüber hinaus versteht die Schule sich als In-die-Stadt-hinein-Schule, die die nähere und weitere Umgebung, die Natur, die Kommune, die Region als Lernmöglichkeiten in ihre Arbeit einbezieht.
Mit Unterschieden leben: Die Schule will die Unterschiede zwischen den Kindern bewusst bejahen und als Bereicherung verstehen. Daraus ergibt sich eine weitgehende Individualisierung des Unterrichts, die Rücksicht auf das unterschiedliche Lerntempo der Kinder und ihre individuell verschiedenen Bedürfnisse und Fähigkeiten nimmt. LaborschülerInnen leben und lernen gemeinsam in leistungs-, teilweise auch altersheterogenen Gruppen. Die Schule will niemanden aussondern, es gibt auch kein "Sitzenbleiben" und keine äußere Leistungsdifferenzierung, an deren Stelle die Differenzierung der Angebote tritt.
Schule als Gesellschaft im Kleinen: Die Schule versteht sich zugleich als Gemeinschaft aller in ihr tätigen Personen, die einander in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptieren und achten. Die Verhaltensweisen, die von erwachsenen BürgerInnen unserer Gesellschaft erwartet werden, sollen hier im Alltag gelernt werden: das friedliche und vernünftige Regeln gemeinsamer Angelegenheiten. Solches Lernen geschieht durch Verantwortung und Beteiligung. In dieser "Gesellschaft im Kleinen" lernen die Einzelnen, für übernommene Aufgaben und zunehmend auch für den eigenen Lernweg verantwortlich einzustehen.
Stufung: Die Schule ist eine Brücke zwischen dem Leben des kleinen Kindes in der Familie und dem Leben des Erwachsenen in einer sehr komplexen Gesellschaft. Sie ist selbst in sich gestuft. Der Lernweg soll nicht einem Fließband gleichen, sondern einer Treppe. Viermal müssen die Kinder einen "großen Schritt" tun, der deutliche Veränderungen und jeweils mehr Verantwortung mit sich bringt.
Stufe I (Jahrgang 0-2): Offene Schuleingangsstufe
Integriertes Vorschuljahr: Die Aufnahme der Kinder im Vorschulalter ermöglicht ihnen einen „sanften“ Übergang vom Leben in der Familie zum Leben und Lernen in der Schule.
Offener Unterricht in altersgemischten Gruppen: In den ersten drei Jahren leben und lernen die 5- bis 8jährigen zusammen. Die Kleineren lernen von den Größeren und nicht nur von den Erwachsenen. Jedes Kind lernt nach seinem eigenen Arbeitsrhythmus, ohne Zeit-, Leistungs- und Zensurendruck.
Ganzheitliches Leben und Lernen „am Tag entlang“: Für die Kinder dieser Altersstufe gibt es keinen Stundenplan. Der Unterricht ist ungefächert. Der Tageslauf folgt einem Rhythmus, der den Bedürfnissen der Kinder Rechnung trägt. Spielen und Nach-draußen-Gehen kommen darin ebenso vor wie Lernen und Üben. Ruhe und Bewegung, Konzentration und Entspannung stehen in einem ausgewogenen Verhältnis.
Stufe II (Jahrgang 3/4)
Offener Unterricht: Beim Lernen und Üben der Kulturtechniken werden den Kindern Angebote und Hilfen entsprechend ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen geboten
Projekte: Ein großer Teil der Schulzeit dient dem ganzheitlichen, praktischen Lernen in Form von Gruppen- oder Jahrgangsprojekten, deren Ergebnisse öffentlich vorgestellt werden (Beispiele: Zirkusaufführung, öffentliche Lesung selbstgeschriebener Märchen und Geschichten, Theaterrevue, Film, Produktvorführung ...)
Spielerisches Lernen der ersten Fremdsprache: Alle Kinder lernen vom 3. Schuljahr an Englisch in altersgemäßer Form: spielend, agierend, kommunizierend ...
Stufe III (Jahrgang 5-7)
Lernen in Erfahrungsbereichen:
Der Unterricht ist noch nicht in Fächer gegliedert, sondern in größere Einheiten,
aus denen diese später hervorgehen:
Umgang von Menschen mit Menschen (Sozialwissenschaft);
Umgang mit Sachen: erfindend, gestaltend, spielend (Künste);
Umgang mit Sachen: beobachtend, messend, experimentierend (Naturwissenschaft);
Umgang mit Gedachtem, Gesprochenem und Geschriebenem (Sprache/n, Mathematik);
Umgang mit dem eigenen Körper (Sport und Spiel).
Angebotsdifferenzierung:
An die Stelle von Leistungsdifferenzierung tritt an der Laborschule die der Angebote.
Vom 5. Schuljahr an können die Kinder Französisch oder Latein als 2. Fremdsprache lernen.
Französisch wird noch einmal ab Jg. 7 angeboten („Spätbeginn“).
Parallel zur 2. Fremdsprache werden Kurse in praktischem Lernen angeboten.
Alle SchülerInnen können in „Wahlgrundkursen“ ihre besonderen Fähigkeiten und Neigungen erproben und ausbilden.
Projekte und Reisen: Der Unterricht in Erfahrungsbereichen und Fächern ist zum großen Teil zu übergreifenden, mehrwöchigen Einheiten zusammengefasst, die oft Projektform haben. Im 7. Schuljahr machen alle SchülerInnen eine 2-wöchige Sportreise. Vorher haben sie in einem mehrstufigen Haushaltscurriculum die Grundlagen der Selbstversorgung gelernt.
Stufe IV (Jahrgang 8-10)
Individuelle Abschlußprofile: Die Angebotsdifferenzierung in Wahl- und Leistungskursen erlaubt den Jugendlichen unterschiedliche Profilierungen. Als gleichrangige Angebote gibt es neben den klassischen „Hauptfächern“ auch Technik, Sport, Kunst, Theater ...
Einblicke in Arbeitswelt und Wirtschaftsstruktur:
LaborschülerInnen machen im 8. - 10. Schuljahr drei Praktika:
Im 8. Schuljahr sind sie drei Wochen in einem Produktionsbetrieb,
im 9. in einem Dienstleistungsbetrieb,
im 10. zwei Wochen in einem Betrieb eigener Wahl und eine Woche in der Schule, die sie später besuchen werden.
Semesterarbeiten: LaborschülerInnen fertigen in den oberen Jahrgängen insgesamt drei größere theoretische oder praktische Arbeiten an. Die Wahl des Themas und eines betreuenden Erwachsenen sowie die eigenständige Ausführung gehören zu dieser Aufgabe.
Learning for Europe: LaborschülerInnen verbringen im 9. Schuljahr drei Wochen in einem europäischen Land, wo Englisch die gemeinsame Verständigungsbasis ist. Für weitere drei Wochen sind ihre PartnerInnen in der Laborschule. Die Schulen sind im Rahmen der Comenius-Stiftung miteinander vernetzt. Sie führen beispielsweise während des Austauschs gemeinsame Projekte miteinander durch. Darüber hinaus können LaborschülerInnen auf freiwilliger Basis weitere Lernerfahrungen im Ausland machen (Arbeit mit polnischen Jugendlichen an einem gemeinsamen Ökologie- Projekt, Austausch mit einer Schule in Italien und der romanischen Schweiz).
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