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Franchising | [ Franchising Inhalt ] |
Im Westen der USA, in dem Ort San Bernardino, betrat im Jahre 1954 ein Vertreter für Milchmixgeräte ein Restaurant. Nach dem Verkaufsgespräch reiste er nicht wie sonst sofort weiter, sondern blieb in seinem Wagen sitzen und beobachtete das Restaurant den ganzen Tag mit immer zunehmendem Erstaunen. Die Kunden gaben sich die Türklinke in die Hand. Dieser Ansturm ließ den Vertreter nicht ruhen. Nur wenige Wochen nach diesem Ereignis wurde er bei den Besitzern vorstellig und erwarb kurz darauf die Lizenz zur Vermarktung dieses Restaurant-Typs. Am 2. März 1955 gründete der ehemalige Vertreter seine eigene Firma.
Der Eintrag ins Handelsregister lautete: McDonalds.
Ray Kroc, der Milchmixgeräte-Vertreter, legte damit den Grundstein zu einem Unternehmen, dessen Name heute fast automatisch mit Franchising verbunden wird. Die Hamburger-Kette ist eines der weltweit erfolgreichsten und auch eines der größten Franchise-Systeme weltweit. Mit Hilfe von Ray Krocs Geschäftskonzept haben sich über 10.000 Existenzgründer selbständig gemacht.
Der Wortstamm "franchise" kommt aus dem Französischen und bedeutete im Mittelalter die Überlassung von Privilegien gegen Geld oder gegen Leistung von Diensten. So überließ Frankreich zum Beispiel Kaufleuten das Recht, Messen zu veranstalten, und die englische Krone gab Vertrauensleuten das Privileg der Steuereinnahme. Im vorigen Jahrhundert wurden in den USA unter dem Namen "Franchising" Rechte zur Erschließung des Kontinents vergeben, so konzessionierte man etwa die Eisenbahnstrecken.
Der Begriff "Franchise", so, wie er heute gebraucht wird, stammt - wie könnte es anders sein - aus dem angloamerikanischen Wirtschaftsvokabular. Unter einem Franchise-System wird jetzt eine Absatzorganisation verstanden, in der auf der einen Seite der Franchise-Geber die Planung, Durchführung und Kontrolle eines bestimmten Betriebstyps vornimmt. Der Betriebstyp kann zum Beispiel ein Heimwerkermarkt, ein Lastwagen mit Tiefkühlkost oder ein Büro sein. Auf der anderen Seite der Absatzorganisation übernehmen selbständige Franchise-Nehmer unter der Anleitung und unter dem Namen des Franchise-Gebers den Vertrieb von Produkten oder Dienstleistungen.
Die offizielle Definition von Franchising:
Franchising erklärt sich nur durch eine zugegebenermaßen sperrige Definition. Hiernach ist Franchising ein vertikal-kooperativ organisiertes Absatzsystem rechtlich selbständiger Unternehmen auf der Basis eines vertraglichen Dauerschuldverhältnisses. Dieses System tritt am Markt einheitlich auf und wird geprägt durch das arbeitsteilige Leistungsprogramm der Systempartner sowie durch ein Weisungs- und Kontrollsystem eines systemkonformen Verhaltens. Das Leistungsprogramm des Franchise-Gebers ist das Franchise-Paket. Es besteht aus einem Beschaffungs-, Absatz- und Organisationskonzept, dem Nutzungsrecht an Schutzrechten, der Ausbildung des Franchise-Nehmers und der Verpflichtung des Franchise-Gebers, den Franchise-Nehmer aktiv und laufend zu unterstützen und das Konzept ständig weiterzuentwickeln.
Der Franchise-Nehmer ist im eigenen Namen und für eigene Rechnung tätig; er hat das Recht und die Pflicht, das Franchise-Paket gegen Entgelt zu nutzen. Als Leistungsbeitrag liefert er Arbeit, Kapital und Information.
Verschiedene Franchise - Typen
In den letzten Jahren ist eine deutliche Wandlung in der Franchise-Landschaft zu erkennen. Neben warenfixierten Systemkonzepten sind eine Vielzahl von Dienstleistungspartnern auf den Plan getreten, die der heutigen eher service-orientierten Zeit Rechnung tragen. Franchise kann daher auch bedeuten, dass der Geber ein Dienstleistungskonzept mit einer entsprechenden Werbe- und Finanzierungskonzeption anbietet.
Demnach existieren folgende Franchise-Typen:
Der Franchise-Nehmer verpflichtet sich, nur bestimmte Waren in seinem Geschäft zu verkaufen. Das Geschäft des Franchise-Nehmers trägt nicht dessen Namen, sondern den Markennamen des Franchise-Gebers (Beispiel: Baumarkt).
Der Franchise-Nehmer bietet Dienstleistungen unter der Geschäftsbezeichnung des Gebers an und verpflichtet sich, bestimmte Richtlinien und Vorgaben einzuhalten (Beispiele: Musikschule, Hotelkette).
Nach Anweisungen und nach dem Produktionskonzept des Franchise-Gebers stellt der Nehmer eine bestimmte Ware selbst her und verkauft diese unter dem Warenzeichen des Franchise-Gebers (Beispiel: Getränkeabfüllbetrieb).
Geeignet ist Franchising sowohl für Existenzgründer (als Franchise-Nehmer) als
auch für ein bestehendes Unternehmen in einem stetig wachsenden,
wettbewerbsintensiven Markt (als Franchise-Geber).
Franchising zielt auf all jene Existenzgründer, die nicht - wie Bill
Gates - eine geniale eigene Geschäftsidee haben. Leistungswillige
Existenzgründer brauchen eine zündende Geschäftsidee. Genau dieses
bietet Franchising, vorausgesetzt, Franchise-Geber arbeiten seriös und
packen ein Franchisepaket zusammen, das tatsächlich alle praktischen
Dinge für ein erfolgreiches Unternehmertum im Wettbewerb beinhaltet.
Hierzu zählen ein erprobtes Marketingkonzept, ein markantes
Unternehmensprofil, eine bekannte Marke und ein positives Image des
Unternehmens, ein reicher Erfahrungsschatz, der gesicherte
Know-how-Transfer vom Geber zum Nehmer, Unterstützung beim Aufbau des
eigenen Standortes und Betriebes, die laufende betriebswirtschaftliche
Beratung und Unterstützung sowie die permanente Weiterentwicklung der
Geschäftsidee. Im Idealfall wird ein schon bestehender Betrieb übernommen.
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