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Bewerbung und Psychologie | |
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BEWERBUNGS-STRATEGIE | |
Überblick |
Erst die Softskills zeigen, was ein Bewerber wirklich wert ist
"Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache." Das Zitat stammt von dem antiken griechischen Dichter Archilochos, der damit wohl sagen wollte, dass der schlaue Fuchs vor der einzigen Waffe des Igels kapitulieren muss. Doch die Zeiten und Umstände haben sich geändert. Heute kommt der Igel oft nicht mehr heil über die Straße. Sein Risiko besteht darin, dass er sich auf eine Eigenschaft beziehungsweise einen Wettbewerbsvorteil verlässt.
Fuchs oder Igel? Generalist oder Spezialist? Kein Zweifel: Die Unternehmen brauchen Menschen, die von einer Sache möglichst viel verstehen. Deshalb sind ja auch eine solide Berufsausbildung oder ein fundiertes Studium gefragt. Andererseits gilt auch dies: Wer nur etwas über seinen Beruf weiß, weiß wenig über seinen Beruf. Personalberater haben den beruflichen Misserfolg in diesem Sinne längst auf die folgende Formel gebracht: "Hired by ability, fired by personality."
Persönlichkeit wird in diesem Zusammenhang über "weiche" Faktoren oder "Softskills" wie etwa soziale und interkulturelle Kompetenz, emotionale Belastbarkeit, Teamfähigkeit oder Flexibilität definiert, und genau diese Eigenschaften gewinnen bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften zunehmend an Bedeutung. Dies hängt damit zusammen, dass in unseren Tagen die einzige vorhersagbare Konstante der rasche und erbarmungslose Wandel ist.
"Innovation ist schöpferische Zerstörung", stellte der österreichische Nationalökonom Joseph A. Schumpeter bereits im Jahre 1911 fest. Innovationen bedrohen und entwerten nicht nur etablierte Technologien, sondern auch Strukturen, Prozesse, Denkmuster und Wissensbestände. Zeitlos nützlich und nutzbar bleiben bei dieser Entwicklung fachübergreifende Kompetenzen, und deshalb sind sie auch so gefragt.
Eine erfolgreiche Bewerbungsstrategie hat sich deshalb nicht nur an den geforderten Kenntnissen und Erfahrungen auszurichten, sondern muss auch Auskünfte über die gewünschten Schüsselqualifikationen oder "Softskills" geben. Wenn eine Diplomkauffrau oder ein Diplomkaufmann mit Schwerpunkt Rechnungswesen und Steuern gesucht wird, um "unser kleines Team zu verstärken", dann ist die Schlüsselqualifikation "Teamfähigkeit" im Zweifelsfall wichtiger als subtile Kenntnisse in der Konzernrechnungslegung.
Es gilt also - um bei diesem Beispiel zu bleiben - schon im Anschreiben das Interesse an Teamarbeit zu betonen und dies im tabellarischen Lebenslauf in irgendeiner Form zu dokumentieren. Dies gilt erst recht für das Vorstellungsgespräch. Wer hier nicht glaubwürdig vermitteln kann, dass er oder sie das Zeug dazu hat, einen konstruktiven Platz in einem Team zu finden, erhält bei aller fachlichen Qualifikation in der Regel eine Absage.
Für "Softskills" gilt freilich, was überall gilt: Man muss zuallererst sich selbst treu bleiben. Wer lieber allein arbeitet oder sich eher als "Einzelkämpfer" sieht, muss sich halt um Aufgaben bewerben, in denen genau diese Eigenschaft gefragt ist. Und wer nicht das Zeug zum großen Kommunikator hat, kann durch die Fähigkeit überzeugen, ein guter Zuhörer zu sein und die richtigen Fragen zu stellen.
Worauf kommt es bei der zu besetzenden Position eigentlich an? Mit dieser Frage beginnt jede erfolgreiche Bewerbungsaktion, und die richtige Antwort macht mindestens 50 Prozent des Erfolgs aus. Die Kunst des Fragens gehört zweifellos zu den ganz wichtigen Schlüsselqualifikationen, die gute Fach- und Führungskräfte auszeichnen.
Wer mehr als drei Mark Porto braucht, hat etwas falsch gemacht
Nein, es geht nicht um das, was gerade modisch angesagt ist, und schon gar nicht um inhaltsleere Formalismen. Es geht bei einer Bewerbung um Schlüsselqualifikationen, die jedes Unternehmen braucht, wenn es die Zukunft gewinnen will. Hier die zehn wichtigsten "Do's" und "Don'ts", die beim Abfassen einer Bewerbung beachtet werden sollten:
Jeder weiß, dass man bei der Korrektur selbst verfasster Texte bisweilen "blind" ist. Negativ angekreidet wird einem Bewerber deshalb nicht der Tippfehler, sondern der Verstoß gegen das "Vier-Augen-Prinzip". Bewerber, die es nicht für nötig halten, andere zu bitten, Korrektur zu lesen, handeln leichtfertig. Diese Haltung kann im späteren Job großen finanziellen Schaden anrichten.
"Gut gemeint" ist ein anderes Wort für "schlecht". Wenn jede Seite der Bewerbung in einer Plastikhülle steckt, kann der Empfänger den Vorlageneinzug vom Kopierer nicht benutzen. Dies ist ein Verstoß gegen die wichtige Schlüsselqualifikation "Serviceorientierung".
Der Handel bietet Bewerbungsmappen an, mit denen man sich aufgeklappt - auf drei Seiten nebeneinander - präsentieren kann. Das mag nett aussehen, ist aber sehr umständlich. Wer zehn Bewerber der engeren Wahl miteinander abgleichen möchte, braucht dazu den Fußboden. Auch hier wird vom Bewerber nicht serviceorientiert gedacht und gehandelt.
Manchen Bewerbungen ist anzusehen, dass sie schon viel auf Reisen waren. Zuweilen lassen sich die Notizen von früheren Adressaten auf dem Plastikdeckel entziffern, weil ein Kugelschreiber unbeabsichtigt seine Spuren hinterlassen hat. Man sollte sich also hin und wieder einen neuen Schnellhefter gönnen.
Der Computer macht's möglich und manche Bewerbung deshalb optisch "unmöglich". Arial, Courier und Times New Roman, ein wenig Farbe dazu und wichtige Informationen fett, kursiv, unterstrichen und auch mal im Rahmen. Nein - der "werbliche Auftritt" in eigener Sache muss auch optisch stimmen. Man sollte sich für einige gestalterische Stilmittel entscheiden und die dann auch "durchhalten". Grundsatz: Weniger ist mehr.
Immer wieder bleibt bei Rekrutierungsaktionen ein Foto zurück, das sich im Nachhinein keiner Unterlage mehr zuordnen lässt. Meist war es nur mit einer Büroklammer befestigt, die sich prompt mit anderen Bewerbungsunterlagen verhakt hat. Empfehlung: den Namen auf die Rückseite schreiben und das Foto oben rechts auf die Seite mit dem tabellarischen Lebenslauf kleben. Wer einen passablen Scanner und Drucker hat, kann selbstverständlich die moderne Technik nutzen.
Dieses "Don't" mag noch einmal verdeutlichen, dass es nicht um Formalismen geht. Das Anschreiben und die Bewerbungsunterlagen sind juristisch getrennt zu betrachtende Vorgänge. Das Anschreiben geht in den Besitz des Adressaten über, die Bewerbungsunterlagen werden diesem nur leihweise überlassen und können jederzeit zurückgefordert werden. Also: das Anschreiben auf die Bewerbungsmappe legen. Übrigens: Wenn jeder Bewerber sein Anschreiben einheftet, bedeutet dies für eine Personalabteilung eine erhebliche und vor allem lästige Mehrarbeit.
Wer bei den zur Zeit geltenden Tarifen mehr als 3,00 Mark Porto braucht, hat etwas falsch gemacht. Daraus ergibt sich auch, dass die Unterlagen nicht per Einschreiben zu versenden sind. Man stelle sich vor, jeder Bewerber wählte diesen Weg und der Eingang eines jeden Schriftstücks müsste quittiert werden. Klarer Verstoß gegen den Servicegedanken!
Absagen geben wichtige Hinweise
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