SPORT-Geschichte -Museum |
Deutsches Sport- und Olympiamuseum, Köln
Olympische Spiele in Deutschland
Nach wie vor gilt die Teilnahme an Olympischen Spielen als Traumziel vieler Athletinnen und Athleten. Aber nicht nur für die Aktiven, auch für Zuschauer und Funktionäre sind die im vierjährigen Rhythmus wiederkehrenden Feste Höhepunkte des sportlichen Geschehens. In keinem anderen Ereignis spiegeln sich die Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit des Sports so deutlich wider.
Originalschuh von 100m-Olympia- sieger Armin Hary mit Zielfoto 1960 (10,2 sec) |
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Originalschuh des Laufwunders Emil Zatopek |
Originalschuhe des Basketballriesen O'Neal, Größe 58 |
Das Deutsche Sport- und Olympia-Museum widmet aus diesem Grund den beiden Spielen von Berlin 1936 und München 1972 je eigene Abteilungen. Pierre de Coubertin gründete 1894 das Internationale Olympische Komitee. Er war damit nicht der erste, der einem Sportfest den Namen Olympische Spiele gab, aber nur ihm gelang es durch taktisches Geschick und Beharrlichkeit, das zarte Pflänzchen trotz anfänglicher Rückschlage am Leben zu erhalten. Erst 1912 glückte der eigentliche Durchbruch.
Berlin 1936 Spiele im Schatten der Politik
Die Atmosphäre dieses Raumes ist dunkel. Tatsächlich warf das in Deutschland herrschende nationalsozialistische Regime einen schweren Schatten auf das sportliche Geschehen. Allerdings gelang es den Machthabern im Vorfeld und während der Spiele sehr gut, ihr wahres Gesicht zu verschleiern. Vereinzelte Boykottaufrufe konnten sich nicht durchsetzen, weil viele Verantwortliche im Sport dem Traum erlagen, Olympische Spiele seien prinzipiell unpolitisch und weil die Nationalsozialisten dem äußeren Schein nach die Achtung der Olympischen Regeln gewährleisteten.
Erstmals nutzte ein totalitäres Regime
die Olympischen Spiele systematisch zu Propaganda-Zwecken nach innen und außen
und stellte dafür den gesamten Staatsapparat zur Verfügung.
Basierend auf einer Idee von Carl Diem gelang es erstmals,
einen Olympischen Fackellauf durchzuführen und damit eine symbolische Verbindung
zur griechischen Antike herzustellen.
Allerdings versank bei den Reden und Festlichkeiten entlang des Weges der Fackel
die Olympische Idee vielfach in der nationalsozialistischen Propaganda.
Die meisten Zeitgenossen empfanden das Geschehen in Berlin als unerreichten Höhepunkt der bisherigen Entwicklung des Weltsports. Sportliche Leistungen, Zuschauerbegeisterung, Berichterstattung in den neuen Medien, festliches Rahmenprogramm - alles geriet im Sinne des Olympischen Mottos "citius, altius, fortius".
Der "Erste -" und der "Zweite Blick" sind bei kaum einem Sportereignis so widersprüchlich. So blicken Sie zunächst auf die Stars der Spiele: Jesse Owens, Rudolf Ismayr u. a. Dagegen ist die zweite Ebene Sportlerinnen und Sportlern gewidmet, die zu Opfern des Gewaltregimes wurden, weil sie als Juden ausgeschlossen wurden (G. Bergmann), weil sie politischer Verfolgung unterlagen (W. Seelenbinder) oder weil sie als Soldaten für den Größenwahn der Machthaber mit dem Leben bezahlen mussten (T Merkens).
Auch in Berlin wurden die Grenzen menschlicher Leistung weiter nach oben verschoben. Dies gilt nicht nur für die sportlichen Wettkämpfe, sondern auch für den Film Leni Riefenstahls, der technisch und inszenatorisch neue Maßstäbe setzte.
Freilich wird deutlich, dass der Begriff "Leistung" keinen Wert an sich umschreibt.
Es kommt darauf an, zu welchem Zweck eine Leistung vollbracht wird und wem sie nützt.
Vor diesem Hintergrund geraten besonders die "Leistungen" der Organisatoren und Funktionäre ins Zwielicht, die die politische Instrumentalisierung der Spiele nicht sahen oder nicht sehen wollten. Jedem, der sich mit olympischer Geschichte befasst, wird an dieser Stelle der Name von Carl Diem, dem Vordenker und Organisator der Spiele von Berlin, begegnen. Von der Zeit des Kaiserreichs über die Weimarer Republik und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft bis hin zur Bundesrepublik wer er in führender Stellung im deutschen Sport tätig und somit auch in ständigem Kontakt mit den jeweiligen Regierungen, tätig. Allein dieser Blickwinkel legt die Vermutung nahe, dass sein Lebenslauf nicht frei von Widersprüchlichkeiten geblieben sein kann. Der umfangreiche Nachlass des genialen Gestalters und Organisators enthält beredte Zeugnisse für Diems internationale Einstellung und den Beitrag der Olympischen Spiele zum Weltfrieden. Ebenso finden sich bedenkliche militaristische Umdeutungen des Leistungssports als Schule von Entschlusskraft und Opferbereitschaft. Nach 1945 galt es - nun in der demokratischen Bundesrepublik - am Wiederaufbau des Sports und an der Rückkehr in die olympische Familie mitzuarbeiten.
Helmut Bantz (rechts), Olympiasieger 1952 im Pferdsprung mit seiner Goldmedaille, seiner Kleidung und seinem Buch |
so flog er im Hecht über das Pferd |
München 1972 "Die heiteren Spiele"
Im April 1966 vergab das IOC die Spiele zur Feier der XX. Olympiade nach München. Als Chef des Organisationskomitees ging Willi Daume, der "Visionär", daran, seinen Traum eines olympischen "Gesamtkunstwerks " zu verwirklichen. Den dunklen Farben und dem schwermütigen Pathos der Spiele von 1936 wurde bewusst ein von Otl Aicher entworfenes ästhetisches Konzept gegenübergestellt, das Heiterkeit und Weltoffenheit der demokratischen Bundesrepublik zeigen sollte. Um die Sprachbarrieren der Besucher aus aller Weit zu überbrücken, wurden die Sport-Piktogramme entworfen, die noch heute den Weg zu vielen Sportstätten weisen.
Wie alle Olympischen Spiele hatte München auch emotional große Momente des Sports zu bieten, wie die Video-Sequenz deutlich macht. Neu war allerdings, dass das Fernsehen sie in Farbe in zahlreiche Wohnzimmer transportierte.
Neben anderen Erinnerungsstücken erfolgreicher Athleten finden Sie zwei Jackets: Erstmals trat die DDR mit einer eigenständigen Mannschaft an und belegte den dritten Platz der inoffiziellen Nationenwertung.
Die Politik hatte auch 1972 den Sport fest im Griff. In der Nacht vom 4. auf den 5. September endete der Traum von den "heiteren Spielen" durch das Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft, dem 17 Menschen zum Opfer fielen.
Für Willi Daume waren Olympische Spiele ein Fest nicht nur sportlicher, sondern aller menschlicher Leistungen. Daher waren nicht nur die besten Sportler der Weit dabei, sondern auch Wissenschaftler und Künstler. So präsentierte die kühne Architektur des Münchner Olympiastadions der Weit die Gestaltungskraft und technologische Leistungsfähigkeit seiner Planer und Erbauer. Hierfür stehen in der Ausstellung die Teile der Sitzplätze und des Olympia-Daches. In München wurde mit dem "Golym" erstmals ein Computer zur Verwaltung der Ergebnisse und als Informationsquelle für die Medien eingesetzt. Am Horizont der sportlichen Leistungen erschien ein dunkler Stern, der heute die Legitimation des Sports insgesamt bedroht: Erstmals wurden bei Olympischen Spielen Dopingkontrollen durchgeführt.
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