SPORT-Geschichte -Museum |
Deutsches Sport- und Olympiamuseum, Köln
Je näher Sie bei Ihrem Rundgang der Gegenwart kommen, desto größer werden die "Lücken", die unsere Ausstellung zwangsläufig haben muss. Der Sport ist Teil und damit auch Spiegel der Gesellschaft. Wie diese wird er von einer zunehmenden Vielfalt unterschiedlicher Lebensstile und sozialer Wirklichkeiten geprägt. Immer wieder drängen neue Sportarten auf den Markt oder es entstehen eigene "Szenen", die sich bewusst von einer etablierten Sportart absetzen, indem sie eigene Ziele und Regeln bis hin zur "Kleiderordnung" entwickeln.
Faszination Sport und Medienvielfalt! |
Unsere Ausstellung behandelt in Schwerpunkten die modernen Profisportarten. Sie haben eine längere historische Tradition, stehen im besonderen Interesse der Medien und prägen dadurch das Bild des modernen Sports stärker als der Breiten- und Gesundheitssport. Lange Zeit galten Spitzenathleten als ideale Idole und Werbeträger. Die zunehmende Kommerzialisierung hat aber auch fragwürdige Entwicklungen in Gang gesetzt. So verspricht die Vermarktung eines WM-Kampfes im Boxen hohen Gewinn. Inzwischen gibt es vier Verbände, die je eigene Titel vergeben und von den Kämpfen profitieren.
Ebenso ist die Frage berechtigt, ob der Sport eine gesellschaftlich integrative Funktion ausüben kann.
Das einheitliche Regelwerk scheint auf den ersten Blick zu garantieren,
dass Sportler aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten miteinander Sport treiben können.
Auf der anderen Seite bilden sich Sportvereine nach wie vor häufig innerhalb bestimmter sozialer Milieus.
Die Menschen wollen in ihrem Verein oftmals "unter sich" bleiben.
Jugendliche finden u.a. auch deshalb neue Sportarten und -szenen, um sich vom Bereich der Erwachsenen abzugrenzen.
So empfindet ein klassisch alpiner Bergsteiger in der Regel nur wenig Gemeinsamkeit mit einem "Free-Climber",
dem eine künstlich gestaltete Turnhallenwand genügt.
Auf Knopfdruck gibt es die schönsten Tore der Fußballgeschichte |
Fußball
Der Verein - der heilige Rasen - die Trainerbank - Tore, Tore, Tore:
Einige der Eckpfeiler, die Deutschlands beliebteste Sportart ausmachen, sind zu sehen.
Hier im Museum kann man z. B. alle "Tore des Monats" auf Knopfdruck auf einer riesigen Leinwand bestaunen,
historische Filmszenen können am Computer aufgerufen und wer Lust hat,
kann auch selbst im Eingangsbereich und auf dem Dach des Museums (siehe Foto) Fußball spielen
(übrigens auch Basketball, Handball oder sogar Tennis).
Boxen
Der Boxsport erregt nach wie vor die Gemüter.
Sei es, dass man darin einen animalischen Gewaltausbruch sieht,
der besser heute als morgen zu verbieten wäre, sei es, dass
man fasziniert ist vom kompromisslosen Kampf Mann gegen Mann (seit kurzem ja auch Frau gegen Frau)
oder vom Mythos des "Underdogs",
der sich aus dem sozialen Getto im halbseidenen Milieu der Box-Promoter
und verrauchten Hinterhof-Arenen nach oben durchschlägt -
und allzu häufig am Ende doch wieder fällt (der Stoff zahlreicher Spielfilme).
Der Boxring lockt. Am Sandsack kann man sich austoben! |
Hinzu kommt, dass gerade Boxer und Boxkämpfe immer wieder mit symbolischen Bedeutungen befrachtet werden, die weit über den sportlichen Wettbewerb hinausgehen. In den Augen, oder besser gesagt in den Ohren - in den 30er Jahren erlebte zunächst der Hörfunk seinen Aufstieg zum Massen-Medium - vieler Zeitgenossen standen sich nicht bloß Max Schmeling und Joe Louis gegenüber, sondern auch Weiß und Schwarz, nationalsozialistisches Deutschland und demokratisches Amerika.
Hingegen als Demonstration gegen die Rassendiskriminierung in Amerika wurde der Kampf von Cassius Clay alias Muhammed Ali gegen George Foreman als "Rumble in the Jungle" überhöht.
Identifikationsfiguren werden Sportler nicht nur durch außergewöhnliche Leistungen,
sondern auch durch gesellschaftliches Engagement.
Beredtes Beispiel dafür ist Muhammed Ali. Er ist der Boxer dieses Jahrhunderts,
nicht nur weil er das ungeschriebene Gesetz "they never come back" zwei Mal durchbrach,
d. h. den Titel des Weltmeisters im Schwergewicht wiedererrang, nachdem er ihn bereits verloren hatte.
Radsport-Windkanal |
Radsport
Hier faszinieren die für den Laien unglaublich erscheinenden Leistungen, die Spitzenathleten erreichen.
Nehmen Sie auf dem Rennrad Platz und versuchen Sie, die Geschwindigkeit von 56 km/h zu erreichen! Selbst wenn Sie es schaffen, denken Sie daran, dass Sie diese Leistung über eine Stunde hinweg durchhalten müssen, um den Stunden-Weltrekord zu gefährden.
Neben dem Radsport-Windkanal finden Sie eine Vitrine mit medizinischen Präparaten, die bei Doping-Fällen traurige Berühmtheit erlangt haben. Der Fall "Ben Johnson" hat 1988 ein schon seit längerem bestehendes Problem ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeil katapultiert. Immer wieder erschütterten seitdem spektakuläre Dopingfälle die Glaubwürdigkeit des Sports. Dieser muss die Einnahme der verbotenen Mittel bekämpfen, weil sonst ein Fundament sportlichen Leistungsvergleichs wegbräche, nämlich die Annahme, dass die Leistung eines Athleten ihm persönlich, seinem Körper, Verstand oder Willen, zugeschrieben werden kann. Wenn dies nicht gewährleistet bleibt, werden die Athleten zu Maschinen degradiert. Eine persönliche Identifikation mit Leistungen wäre nicht mehr möglich. Hinzu kommt, dass die Überschreitung von Leistungsgrenzen mit Hilfe von Medikamenten schwere Gesundheitsrisiken birgt.
Doping muss also als schwerer Verstoß gegen das Fair Play verfolgt und geahndet werden.
Auch in diesem Bereich sind die Olympischen Spiele ein Spiegel der Entwicklung. Einerseits gehört es zu den fundamentalen Prinzipien, das Doping zu bekämpfen - und das IOC verwendet sehr hohe Finanzmittel dafür - andererseits beruht der besondere Reiz der Spiele auch darauf, dass absolute Spitzenleistungen geboten werden. Etwas überspitzt stellt sich der Interessenkonflikt so dar: Dopingbekämpfung kann das IOC nur bezahlen, wenn bei den Olympischen Spielen Leistungen erbracht werden, die ohne Doping kaum noch möglich sind. Nationale Sportverbände verfolgen Doping-Sünder mit Recht sehr streng, aber ebenso streng kappen sie die finanzielle Förderung, wenn Trainer oder Athleten keine internationalen Erfolge vorweisen können. Auch bei anderen Prinzipien der Olympischen Idee zeichnen sich Konflikte mit der Wirklichkeit zusehends ab. "All games, all nations" - so der traditionelle Grundsatz - meint, dass alle weltweit verbreiteten Sportarten und alle Nationen vertreten sein sollen. Dies hat inzwischen zu gigantischen Weltfesten geführt, die nur noch in industriell hoch entwickelten Ländern durchgeführt werden können. In Sydney werden Athletinnen und Athleten aus fast 200 Staaten an den Start gehen. Bereits jetzt kann nicht mehr allen Nationen in allen Sportarten ein Startplatz garantiert werden. Es werden also in den besonders attraktiven Wettbewerben zunehmend Länder ausgeschlossen, weil sie nicht über Athleten verfügen, die höchstes olympisches Niveau erreichen. Diese Gedankenanstöße zeigen, dass es eine in sich geschlossene Olympische Idee nicht gibt und nie gegeben hat.
Die Stärke von Coubertins genialem Einfall beruht historisch gesehen darauf,
dass er offen war für sehr unterschiedliche Deutungen und Umsetzungen unter sehr verschiedenen Bedingungen.
Dies bedeutet aber auch, dass die
Diskussion über vermeintliche oder tatsächliche Krisen
der Olympischen Bewegung vermutlich niemals aufhören wird.
Motorsport
Fomel-1-Rennwagen und Filme für Motorsportfans |
Seit es motorgetriebene Fahrzeuge gibt, fährt man mit ihnen um die Wette, um die Überlegenheit des eigenen Produkts gegenüber der Konkurrenz zu beweisen und technische Neuentwicklungen zu testen. Spitzengeschwindigkeiten und erbitterte Platzkämpfe mit hohem Risiko begeistern die Massen. Die bewegten Bilder der Motorsport-Abteilung sollen einen Teil dieser Faszination zeigen. Offensichtlich sind alle Beteiligten bereit, um des Erfolges willen das Äußerste zu wagen.
Der Motorsport war von Anfang an ein kommerzielles Unterfangen. Potente Firmen investierten in Material und Fahrer, um damit Prestige und letztlich Marktanteile zu gewinnen. Da hier allein der Sieg zählt, begann ein gigantisches "Wettrüsten", dessen Finanzmittel nur noch von wenigen ganz Großen aufgebracht werden können. Die Technik ist so ausgefeilt, dass ein Formel-l-Bolide mit einem normalen PKW fast nichts mehr gemeinsam hat.
Kritiker fragen vor diesem Hintergrund immer wieder nach
Sinn und Verantwortbarkeit dieser gigantischen Maschinerie.
Chancen(un)gleichheit, Umweltverschmutzung, Unfallrisiko ... ; gerade angesichts der großen Beliebtheit
dieses Sports tragen alle Beteiligten eine große Verantwortung.
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