SPORT-Geschichte -Museum |
Deutsches Sport- und Olympiamuseum, Köln
Soweit die "reine Lehre" der Vorstandssitzungen und Verbandszeitschriften.
In der Praxis handelten die Vereine weit weniger ideologisch,
wie die zahlreichen "Turn- und Sportvereine (TuS)" aus dieser Zeit beweisen.
So werden im Geiste der Zeit andere "Argumente" gesucht,
z.B. war das Turnen "deutsch und national", der Sport "englisch",
Olympische Spiele gar "international".
Tatsächlich hatte der Sport von England aus einen Siegeszug über den Kontinent angetreten,
dessen Auswirkungen noch heute deutlich spürbar sind.
Sie betreten jetzt ein englisches Wettbüro. Um wetten zu können, sind zwei Voraussetzungen unverzichtbar:
Der Sieger muss nach objektiven Maßstäben ermittelt werden.
Der Ausgang des Wettbewerbs muss offen sein.
Das Messen von Leistungen nach Metern oder Sekunden stammt daher ebenso aus dem englischen Sport, wie das "Handikap". Es bedeutete ursprünglich, dass der Reiter des schnelleren Pferdes mit der "Hand an der Kappe" reiten musste, damit ein Rennen wieder spannend wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Sport zunächst ein Privileg des Adels. Nur er verfügte über die dazu notwendige Freizeit und das Geld. Manche Sportarten oder Clubs haben ihren elitären Charakter bis heute bewahrt. Als auch die Arbeiterklasse zum Sport drängte, entstand der Begriff des Amateurs. Dieser verhinderte, dass über Klassenschranken hinweg sportliche Wettkämpfe durchgeführt wurden, denn ursprünglich verlor schon seinen Amateurstatus, wer irgendeiner gewerblichen Arbeit nachging, ganz zu schweigen von denen, die um Preisgelder kämpften.
Durch die Olympische Bewegung wurde der Amateur-Gedanke mit pädagogischen Zielen verknüpft. Man glaubte, dass sportliche Leistungen und Wettkämpfe dann eine Schule charakterlicher Vervollkommnung seien, wenn sie ausschließlich "zum höheren Ruhme des Sports", also ohne Streben nach materiellem Gewinn durchgeführt würden. Die Haltung war rigoros: Nahm ein Athlet Geld an, dann folgte daraus sein Ausschluss.
Vom Rhein aus sieht man den historischen Ursprung des Gebäudes als Lagerhaus. Der Gitterzaun auf dem Dach begrenzt die beiden großen Spielflächen dort. |
In fast allen europäischen Ländern verbreitete sich der Sport sehr rasch. Wie in England blieben dabei die gesellschaftlichen Klassen weitgehend unter sich. So entstand in Deutschland neben der bürgerlichen Sportbewegung auch ein eigener Arbeiter-Sportverband.
Allen gemeinsam war ein moderner Leistungsgedanke. Die Sportler strebten nach immer neuen Rekorden unter vereinheitlichten Bedingungen. Dies ging einher mit der Spezialisierung der Athleten. Die Leistungsentwicklung seit dieser Zeit ist beeindruckend. Beim ersten Marathonlauf über die Distanz von 42,195 km 1908 in London benötigte der Sieger Hayes (USA) noch 2:55:18,4 Std. Vier Jahre später in Stockholm kam der Südafrikaner McArthur fast 20 Minuten früher ins Ziel (2:36:54,8 Std.). Heutige Spitzenläufer sind um weitere 30 Minuten schneller. Ähnliche Beispiele ließen sich auch aus anderen Sportarten nennen. Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts erlebten die Leistungen eine mehr oder weniger kontinuierliche Steigerung. Die Intensivierung der Dopingkontrollen hat in vielen Bereichen zu einer Stagnation geführt, was Zweifel an manchen der derzeit gültigen Rekorde aufkommen lässt.
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