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Der Allround-Wirkstoff für Ihre Gesundheit
Wissenschaftliche Studien zeigen vielfältige Wirkungen von Vitamin E: Es kann dazu beitragen, dass Blutgefäße und Haut langsamer altern, und es kann Gelenkbeschwerden und Entzündungen lindern
Vitamin E war in der Medizin schon für so manche Überraschung gut. Als Forscher dem lebenswichtigen Mikronährstoff 1922 erstmals auf die Spur kamen, galt er vor allem als "Fortpflanzungsvitamin". Die Wissenschaftler hatten nämlich beobachtet, dass Laborratten sich nicht vermehrten, wenn ihrem Futter ein bestimmter fettlöslicher Stoff fehlte. Wenig später wurde die fragliche Substanz isoliert und bekam den Namen Vitamin E, einfach aus systematischen Gründen, denn kurz zuvor war Vitamin D entdeckt worden. Der chemische Fachausdruck alpha-Tocopherol (von griechisch tokos = Geburt und pherein - tragen) sagt mehr über die Wirkung des Vitamins. Kurz darauf machten die Forscher die nächste Entdeckung: Vitamin E ist auch unentbehrlich für das Nervensystem, vor allem für das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln - und das nicht nur bei Nagetieren, sondern auch beim Menschen.
Bis heute fanden Wissenschaftler viele Hinweise auf positive Gesundheitseffekte. Die Ergebnisse stehen allerdings meist in Zusammenhang mit dem Einsatz von hoch dosiertem Vitamin E. Die Forscher gehen hier nämlich gezielt über die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Tagesmenge von 14 Milligramm (mg) hinaus.
Hoch dosiert heißt: Mengen zwischen 400 und 800 internationalen Einheiten ( I E ) pro Tag. Das entspricht einer Vitamin-E-Dosis zwischen 265 und 530 mg. Dieses Soll kann niemand allein über die Nahrung erreichen. Ein Vergleich: Um 300 mg Vitamin E zu sich zu nehmen, müssten Sie etwa 150 Milliliter Weizenkeimöl pro Tag schlucken. Leichter geht das mit speziellen Präparaten aus der Apotheke. Sie sind als Arzneimittel zugelassen und enthalten Vitamin E aus natürlichen Quellen. Synthetisch hergestelltes alpha-Tocopherol ist weniger rein als natürliches, es enthält zusätzlich einen Anteil von Molekülen, die natürlichem Vitamin E ähneln, aber eine etwas andere chemische Struktur besitzen. Diese Substanzen, die der Fachmann als Isomere bezeichnet, zeigen keine Wirkung.
Noch diskutieren die Wissenschaftler, was für die positiven Effekte von hoch dosiertem Vitamin E im Detail verantwortlich ist. Ein Teil der Wirkung beruht offenbar darauf, dass sich Vitamin F in der Zellmembran einlagert und dort die Zellen vor Schaden bewahrt. Unten finden Sie Beispiele, wie Vitamin E helfen kann.
Übrigens: Vitamin E gilt auch in großen Mengen als unbedenklich. Dennoch sollten Sie Ihre Vitamintherapie mit Ihrem Arzt oder Apotheker besprechen. Denn auch wenn Vitamin E gut verträglich ist, Erkrankungen wie Arteriosklorose und Rheuma sollte niemand auf eigene Faust behandeln. Gedacht ist Vitamin E zur unterstützenden Behandlung.
Vielfältige Wirkung, ein Prinzip: Radikalen-Schutz
Auf den ersten Blick wirkt Vitamin E wie ein Allheilmittel: Es soll die Alterung der Haut verzögern, Verengungen der Gefäße vorbeugen und die Symptome von Patienten mit Gelenkentzündungen verringern, so dass die Betroffenen mit weniger entzündungswidrigen Arzneimitteln auskommen. Der Grund für diese therapeutische Vielfalt: Allen Anwendungsgebieten von höher dosiertem Vitamin E liegt eine ähnliche Ursache zugrunde. Wenn die Haut Falten bekommt, wenn sich Ablagerungen in den Wänden der Blutgefäße bilden oder ein entzündetes Gelenk wehtut, sind immer aggressive Stoffe beteiligt, freie Radikale genannt. Sie entstehen vermehrt unter Einfluss von Strahlung, durch die Einwirkung von Zigarettenrauch, aber auch im normalen Stoffwechsel. Das Immunsystem bildet freie Radikale, um Krankheitskeime abzuwehren. Im Grunde ist das eine nützliche Sache, weil freie Radikale Zellen zerstören, was von Vorteil ist zur Abwehr von Bakterien und Viren. Andrerseits kann großer Schaden entstehen, wenn die freien Radikale die eigenen Zellen treffen: Zellwände gehen zugrunde, das Erbgut wird verändert, so dass sogar Krebs entstehen kann.
Bei rheumatischen Erkrankungen wie der chronischen Polyarthritis greift das Immunsystem aus ungeklärten Ursachen die eigenen Gelenke, genauer die Gelenkinnenhaut, an. Eine der Waffen des fehlgeleiteten Immunsystems sind freie Radikale, die das Gelenk allmählich zerstören.
Wer sich mit Vitamin E vor freien Radikalen schützen will, sollte ein hoch dosiertes Vitamin-E-Präparat einnehmen. Unterstützend wirken zudem auch andere Radikalenfänger-Substanzen wie Selen oder Betacarotin.
Eine Doppelrolle spielt Vitamin C. Es wirkt einerseits als Radikalenfänger,
und es regeneriert andererseits Vitamin E, das im Kampf gegen freie Radikale verbraucht wurde.
Deshalb sollten Sie zusätzlich zu Vitamin E etwa 200 bis 500 Milligramm Vitamin C in kleineren Dosen
über den Tag verteilt oder als Präparat mit verzögerter Freigabe (Retardpräparat) einnehmen.
Schmerzen sind das quälendste Symptom rheumatischer Erkrankungen.
Oft müssen die Patienten auf Dauer Schmerzmittel einnehmen, was im Einzelfall nicht ohne Risiko ist,
zum Beispiel für Magen und Nieren. Rheumatologen konnten in Studien beobachten,
dass hoch dosierte Gaben von Vitamin E den Schmerzmittelbedarf der Patienten senken können.
Vermuteter Hintergrund:
Neben der Funktion als "Radikalenfänger" bremst Vitamin E
möglicherweise die Ausschüttung von Entzündungseiweißen.
Außerdem gibt es Hinweise, dass hoch dosiertes Vitamin E den Gelenkverschleiß verlangsamen kann -
und so den Zeitpunkt für einen eventuell nötigen Gelenkersatz hinausschiebt.
Vorzeitige Hautalterung
Zu viel Sonnenstrahlung und Zigarettenrauch lassen die Haut vorzeitig altern.
Falten entstehen, und die Hornschicht verliert die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu binden.
Sie trocknet leichter aus, Schadstoffe dringen leichter ein,
so dass sich die Probleme wie in einem Teufelskreis verstärken.
Dem wirken Cremes mit höher dosiertem Vitamin E auf doppelte Weise entgegen.
Zum einen fängt es freie Radikale ab, die für die Hautalterung verantwortlich sind.
Zweitens kann die Haut dank Vitamin E mehr Feuchtigkeit binden.
Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
Kalkablagerungen in den Gefäßwänden können zu Durchblutungsstörungen führen -
besonders folgenschwer an den Beinen, am Herz und im Gehirn. Eine amerikanische Studie zeigt,
dass Vitamin E diesen Prozess verzögern kann; Patienten, die hoch dosiertes Vitamin E eingenommen hatten,
wiesen geringere kalkhaltige Wandablagerungen in der Halsschlagader auf als Probanden ohne Vitamintherapie.
Große Studien an Krankenschwestern und Ärzten deuten außerdem darauf hin,
dass Vitamin E das Risiko einer Erkrankung der Herzkranzgefäße senkt.
Mögliche Wirkung: Freie Radikate wandeln das Cholesterin im Blut so um,
dass es sich besonders leicht in die Gefäßwände einlagert.
Vitamin E verhindert die Schädigung der Gefäß-Innenwand durch freie Radikale.
Aus: Apothekenumschau, 15.5.2001, S.48f
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