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Metalldrücker
Lutz Klingeberger, 20, Bad Vilbel
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Mehrmals pro Woche hat sein Chef Leute am Telefon, die sich unter Drückerei eine Druckerei vorstellen. Jürgen Cloos klärt sie auf, dass die sechs Metalldrücker in der Bad Vilbeler Bergstraße "nur runde Sachen machen." Technisch ausgedrückt: Sie fertigen rotationssymmetrische Teile aus Blech. Der Handwerksbetrieb ist derzeit der einzige von vieren in der Innung Südhessen, der Nachwuchs ausbildet.

Lutz Klingeberger, frischgebackener Geselle, ist stolz, dass sein Beruf selten und "etwas Besonderes ist." Eigentlich wollte er Möbelrestaurator werden, spürte aber während eines Praktikums in der Schreinerei, dass er Holzstaub nicht gut verträgt. Seinen Kumpels musste der angehende Metalldrücker erklären: "Ihr kennt doch die Lampen in den Parks. Die runden Teile dafür, die stellen wir in großen Mengen her." Oder Abfallkörbe aus Aluminium, wie man sie aus Büros oder vom Flughafen kennt. Ferner kupferne Kirchturmspitzen, Trommelringe fürs Schlagzeug, Oblatenschalen sogar.

Ein Metalldrücker schneidet, biegt, zieht und drückt Blech zu Hohlkörpern. Oft ist die Form, die er herstellt, nicht das Endprodukt. In der Werkstatt werden die Teile von einem Dreher erst auf Maß gedreht, bevor sie an die Kunden weitergereicht werden. Auch das Gesellenstück von Lutz, ein Messingpokal, besteht aus fünf Elementen, die noch nicht zusammengelötet sind. Im ersten Arbeitsschritt hatte er einen Entwurf gezeichnet und danach ein Modell aus Eisen hergestellt. "Bei Holz hätte man später auf dem Messing die Maserung gesehen."

Das Modell, auch Drückfutter genannt, spannt Lutz in der Drückbank ein. Davor richtet er eine Scheibe aus, die aus einer Blechtafel zugeschnitten worden ist. Mit Scherenrolle und Drückstahl, zwei Werkzeugen, die riesigen Zangen ähnlich sehen, drückt er das Blech in Form, während die Scheibe rotiert. Besondere Geschicklichkeit ist gefragt, wenn das Metall ohne Futter, "quasi in der Luft", eingezogen werden muss.

Lutz hat vor der Innung der Graveure, Gürtler und Metalldrücker, Galvaniseure und Metallschleifer Südhessen als einziger seines Fachs die Prüfung abgelegt. All diese Berufe sollen demnächst in den des Metallgestalters eingehen. In der Berufsschule wurde Lutz "immer irgendwo dazu gesteckt". Im ersten Lehrjahr hat er mit den Gas- und Wasserinstallateuren, später mit Anlagen- und Apparatebauern in einer Klasse gesessen. Sein Meister beschäftigt ihn weiter und macht Mut, dass der Metalldrücker Zukunft hat, sofern er sich der technologischen Entwicklung nicht verschließt. Cloos hat für Drückteile aus Chrom-Nickel-Stahl einen computergesteuerten Automaten angeschafft.

In fünf Jahren will Lutz sich zur Meisterprüfung anmelden und sich selbst um Nachwuchs in der Zunft bemühen. Jetzt hat er erst einmal einen Ausbildungsplatz freigegeben (Telefon: 0 61 01 / 14 51). (af)

FR vom 10.9.1998

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