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Physiotherapeutin
Gudrun Kammertöns, 44, Frankfurt
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Nein. Gudrun Kammertöns ist keine Sadistin. Auch wenn die Räume in ihrer Praxis an Folterkammern erinnern, sie ihren Patienten öfter Fesseln anlegt, um sie dann langsam in die Länge zu ziehen. Die 44jährige Frau in Weiß ist Physiotherapeutin, auf deutsch: Krankengymnastin. Und die greifen schon mal zu ungewöhnlichen Methoden, um ihre Kundschaft von quälenden Schmerzen zu befreien.

Die junge Patientin, die sich gerade auf der höhenverstellbaren Liege in Kammertöns Praxis niedergelassen hat, leidet an Verspannungen und Nackenschmerzen. Deshalb hat sie vom Arzt eine Behandlung am Schlingentisch verordnet bekommen. Jetzt hängen Hände, Arme und auch ihr Nacken in Leinenschlingen an Seilen, die an einem Metallgestell über ihr befestigt sind. "So sind die Körperteile völlig entspannt, und die Patientin lässt sich bewegen wie eine Marionette", erklärt Gudrun Kammertöns, fasst behutsam Kopf und Schulter der jungen Frau an und streckt den Trapezius, den verbindenden Muskel. "Muskelverspannungen zu lösen, verkürzte und verkrampfte Muskeln zu lockern und anschließend zu kräftigen, das gehört zu unseren Hauptaufgaben", so die Physiotherapeutin, die, wie sie selbst sagt, überwiegend "Schreibtischtäter" behandelt. In einer Bürostadt wie Frankfurt nicht weiter verwunderlich. "Viele, die den ganzen Tag sitzen, leiden unter Wirbelsäulenproblemen oder gar unter einem Bandscheibenvorfall".

Denen hilft Kammertöns dann mit gymnastischen Übungen und auch mit Wärmeanwendungen. Beispielsweise durch Fango-Packungen, die für die Durchblutung bestimmter Körperstellen sorgen und dadurch Muskellockerung bewirken. "Die braune Masse wird jeden Morgen von uns auf Temperatur gebracht", erklärt Kammertöns. Wie auf Pizzablechen liegt im Fango-Ofen der teigähnliche Mineralschlamm ausgerollt, der auf 50 Grad erwärmt wird. "Mit einem Messer schneiden wir entsprechend große Stücke zurecht, je nachdem, welches Körperteil behandelt werden soll", sagt die Krankengymnastin. Des abends werde der Brei dann wieder eingeschmolzen und dabei desinfiziert.

Während ihrer Ausbildung hat Kammertöns in alle Bereiche der krankengymnastischen Behandlungsmaßnahmen Einblick erhalten. In die innere Medizin, die Neurologie, die Kinderheilkunde, die Gynäkologie und natürlich in die Bereiche Orthopädie und Chirurgie. Denn überall findet die Physiotherapie Anwendung. "Wichtig ist, dass man nach der dreijährigen Grundausbildung weitere Schulungen besucht", sagt sie. Ihre eigenen Schwerpunkte liegen im orthopädischen, chirurgischen und neurologischen Bereich.

Rund 4000 Mark brutto könne eine angestellte Krankengymnastin verdienen. "Nach zwei Arbeitsjahren in einer Praxis kann man sich selbständig machen", erklärt die Fachfrau. Der Beruf sei ideal für Mütter: Man könne sich die Arbeitzeit "in der Regel wirklich sehr gut einteilen." Die zweifache Mutter spricht aus Erfahrung. (prita)

Informationen erteilen die staatlich anerkannte Schule für Physiotherapie an den Städtischen Kliniken Frankfurt-Höchst, Telefon 31 06 29 06 .

FR vom 7.4.1999

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