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Vorfeld-Lotse Mathis Birenheide, 35 Jahre, Frankfurt |
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In dem nüchternen Raum mit seinen High-Tech-Anlagen sieht
es ein wenig aus wie in der Kommandozentrale von Raumschiff Enterprise. Der
Supervisor sitzt hinter seiner Mannschaft, die die Schaltpulte bedient. Die
großen Fensterflächen davor eröffnen ihnen den Blick in die
"unendlichen Weiten" des Frankfurter Flughafens.
Die Vorfeld-Lotsen (Apron Controller-AC) im obersten Geschoss des sogenannten alten Towers haben ihre Schützlinge - die ein- und ausrollenden Flugzeuge und Betriebsfahrzeuge - direkt im Blick. Eine junge Frau, ein Mikrophon in der Hand, springt kurz auf und beobachtet eine Maschine, die langsam auf dem Vorfeld zwischen Piste und Flughafengebäuden zu ihrem Gate rollt, mit dem Fernglas. Was auch mit diesem wichtigsten Hilfsmittel nicht sichtbar ist, bringen Außenkameras auf die Monitore. Im Team der vier dicht nebeneinander vor den Computern hockenden Controller, mit Mikrophon und Kopfhörer, herrscht äußerste Konzentration und Betriebsamkeit. Das Dröhnen der Flugzeugmotoren dringt nicht in den Raum. Aber es herrscht ein ständiges Stimmengewirr von Funkgesprächen und Kommandos. "Ein Vorfeld-Lotse muss X Sachen gleichzeitig zusammenbringen - im Funkverkehr mit den Piloten zuhören und antworten; mit Hilfe von Kamera, Fernglas, Radar die Maschinen beobachten und steuern; rechts und links darauf achten, was machen die Kollegen". Matthis Birenheide, selber Apron Controller (AC), weiß, wovon er da spricht. "Man ist ständig auf 180. Man muss erst lernen, abends abzuschalten". Die Verantwortung sei groß, Entscheidungen müssten innerhalb von Sekunden getroffen werden, sagt Birenheide. Aber diesen "Stress" mag er an seinem Beruf, und natürlich das Flughafenflair. Das Durchschnittsalter der etwa 70 Vorfeld-Lotsen in Frankfurt liegt bei 33,6 Jahren. Hohe Konzentrationsfähigkeit ist ein absolutes Muss. In Stoßzeiten hat ein AC bis zu 30 Flugzeuge auf seiner Funkfrequenz. Da ist ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen gefragt. "Man macht sich im Kopf einen Entwurf, wo sind die gerade, wie führe ich den, wohin den", erzählt Birenheide. Dass sich in Frankfurt Apron-Controller losgelöst von der Flugsicherung um die Vorfeld-Kontrolle und die Positionen- und Gate-Vergabe kümmern, sei eine Besonderheit, die der FAG ein Optimieren der Platzvergabe ermögliche. Die Übergabe der Verantwortung für die Flugzeuge zwischen der gegenüber, im neuen Tower, untergebrachten Flugsicherung und der Vorfeld-Kontrolle erfolgt fließend durch den Wechsel der Funkfrequenzen. Landet ein Flieger, kümmert sich AC 3 um eventuell benötigte Schlepper und die gelb-schwarzen Fahrzeuge mit dem "Follow Me"-Signal. Rollt die Maschine dann von der Piste auf das Vorfeld, wechselt der Pilot die Funkfrequenz und erfährt von AC 1 die Parkposition. Zumeist besteht dann schon Sichtkontakt oder eine Anzeige auf dem Bodenradarbild. AC 3 führt das Flugzeug über die entsprechenden Rollbahnen zu seinem Platz. (presp)
Wer gerne im Tower direkt unter dem Flugplatzdrehfeuer
arbeiten möchte, der muss zunächst eine rund zweijährige Ausbildung zum
Vorfeld-Lotsen durchlaufen. Im Frühsommer will die FAG wieder vier oder fünf
Nachwuchskräfte einstellen. Bewerber zwischen 18 und 23 Jahren können sich
an folgende Kontaktadresse wenden: FAG-Personalbereich |
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FR vom 13.4.1999 |
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