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Schiffsführer
Siegbert Schröder, 33 Jahre, Frankfurt
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Als Schiffsführer muss man ein echtes Allround-Talent sein", sagt Siegbert Schröder, Schiffsführer des Frankfurter Personendampfers FMS Nautilus. Kapitän, so erklärt er, sagt heute kein Mensch mehr. Seit 1990 schippert Schröder die Gäste der Nauheimer-Linie zu den zahlreichen Ausflugszielen der Umgebung und sorgt für ihr Wohlergehen an Bord.

Seine Aufgabenpalette ist breit gefächert: Maschinen warten, Wände streichen und Schäden reparieren gehören ebenso dazu, wie die sichere Steuerung des Schiffes bei jedem Wetter, die Koordination der übrigen Besatzung, aber auch die Betreuung der Gäste. Besuchen diese den Schiffsführer in seinem Cockpit, erklärt Schröder ihnen geduldig die Armaturen und Radargeräte, aber auch die Burgen und Schlösser entlang der Ausflugsroute.

"Der Job ist toll, weil man sehr selbständig arbeiten kann und immer wieder etwas neues erlebt", schwärmt Schröder. "In der Hochsaison opfert man aber auch viel Freizeit", sagt der Familienvater, "und nicht jede Frau macht diesen Rhythmus mit". Dabei ist dieser in der Personenschifffahrt schon viel geregelter als in der Frachtschifffahrt, in der Schröder sieben Jahre lang arbeitete. Wochenlang war er unterwegs, seine damalige Freundin sah er nur, wenn diese ihm am Wochenende an irgendeine x-beliebige Anlegestelle nachreisen konnte. Heute ist er höchstens mal zwei Tage außer Haus.

Trotz geringer Freizeit empfiehlt Schröder seinen Beruf aus vollem Herzen weiter. Und das nicht nur, weil ihm die Liebe zum Wasser sozusagen im Blut liegt: Bis zu seinem sechsten Lebensjahr lebte Schröder auf dem Frachter, auf dem sein Vater arbeitete. "Wer einmal in der Schifffahrt tätig ist", findet er, "kommt davon nicht mehr los." Natürlich, so räumt der Schiffsführer ein, liegt das auch daran, dass man an Land schwerlich einen ähnlich abwechslungsreichen, selbständigen und dabei gutbezahlten Job fände. Sein monatliches Grundgehalt als Schiffsführer liegt bei rund 4400 Mark, was sich infolge zahlreicher Überstunden noch steigert.

Bis dahin muss man sich allerdings einige Jahre in der Schiffahrts-Hierarchie emporarbeiten. Auch Schröder begann einmal als Schiffsjunge und besuchte die heute einzige deutsche Schifffahrtsschule in Duisburg-Homberg, wo er nach drei Jahren seinen Matrosenbrief erwarb. Mindestens fünf Jahre Erfahrung auf dem Wasser sind erforderlich bis man zum Schiffsführer aufsteigen kann.

"Heute ist es nicht leicht, in den Beruf hineinzukommen", meint Schröder, "nur noch wenige Firmen bilden für die Schifffahrt aus". Wer Interesse an dem Beruf hat, sollte sich also frühzeitig bei entsprechenden Firmen nach Ausbildungsplätzen erkundigen. Für Schröder jedenfalls ist klar: "Ich würde den Job immer wieder machen." (prea)

Weitere Informationen bei der Schifferberufsschule Rhein, Bürgermeister-Wendelplatz 1, Duisburg-Homberg, Telefon 0 20 66 - 2 18 91 - 0 .

FR vom 10.6.1999

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