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Bahnkunden-Betreuerin Danielle Rosinski, 21 Jahre, Wolfhagen |
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Das Schönste an meiner Arbeit ist der Kontakt mit den
Reisenden", beschreibt Danielle Rosinski ihre Tätigkeit als
Kundenbetreuerin im Nahverkehr der Deutschen Bahn, kurz KIN genannt. Ein
nettes Gespräch über den kranken Hund oder die verstorbene Katze eines
Stammkunden sind für die 21jährige ebenso selbstverständlich wie die
freundliche Begrüßungsansage zu Beginn der Fahrt, Auskünfte über Anschlussmöglichkeiten
oder der Verleih eines Handys.
"Aber auch technische Kenntnisse sind notwendig, will man Teamleiter eines Regionalexpresses werden", erklärt Rosinski, die seit zwei Jahren eigenständig "ihren" Zug betreut. "Ich muss den Sicherheits-Check für die Bremsen durchführen können und wissen, wie man eine Lok anschließt." Wie man das macht, lernen die KINs in einem sechswöchigen Seminar der Deutschen Bahn, in dem sie sich zum "Teamleiter" oder zur "Teamleiterin" qualifizieren können. "Wir haben einige Tage lang nichts anderes getan, als Loks an- und abzukoppeln. Bis es saß", erinnert sich Rosinski. Nun pendelt die junge Frau täglich zwischen Frankfurt und Kassel hin und her. Manchmal geht es auch nach Göttingen oder Bebra. Ihr Gehalt liegt bei rund 2500 Mark, zwei Prozent des Fahrkartengeldes kommen noch dazu. Schichtarbeit, Wochenenddienst und frühes Aufstehen gehören zum Alltag. "Das ist ein Vorteil und ein Nachteil zugleich", findet Rosinski, "ich muß zwar oft früh raus, bin dafür aber zeitig zu Hause." Und ist es nicht anstrengend, immer freundlich zu sein, auch wenn man noch so müde ist? "Freundlichkeit am frühen Morgen ist natürlich nicht jedermanns Sache", räumt Rosinski ein, "aber wenn die Fahrgäste entgegenkommend sind, ist es gar nicht so schwer." Und das treffe auf die meisten zu. Insbesondere nach Feierabend, wenn die Berufstätigen entspannt Richtung Heimat fahren, ergäben sich oft angenehme Gespräche. Ihr nettestes Erlebnis bei der Bahn? "Ganz klar", strahlt die junge Frau, "hier habe ich meinen Freund kennengelernt." Schade sei bloß, dass sie sich aufgrund ihres Schichtdienstes so selten sehen. Auf den meisten Reisen besteht das Team lediglich aus zwei Personen: dem Lokführer und der Teamleiterin selbst. "Verstärkung gibt es erst, wenn der Zug aus mehr als sieben Waggons besteht", sagt sie, "das ist auf meinen Strecken häufig nicht der Fall." So muss die Teamleiterin alles erledigen, was während einer Fahrt anfällt. Die Fahrkartenkontrolle, die Suche nach Fundsachen, aber auch die grobe Reinigung der Waggons zählen zu ihrer Aufgabenpalette. "Manchmal gibt es natürlich auch Ärger", gibt die Kundenbetreuerin zu, "manche Fahrgäste sind zu faul, ihren Fahrschein aus ihrer Tasche zu holen, manche werden sehr aufdringlich." Einmal, so berichtet sie, habe ein Fahrgast sie sogar tätlich angegriffen, als sie seinen Fahrschein verlangte. "Aber das ist zum Glück eine große Ausnahme." Außerdem, so ein Sprecher der Deutschen Bahn, gäbe es in jedem Zug eine Streife des Bahnschutzes, die im Notfall Hilfe leistet. (prea)
Wer sich für die Tätigkeit des/der KIN interessiert und
über einen Realschulabschluss verfügt, erhält weitere Informationen bei der
Deutschen Bahn unter der |
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FR vom 16.6.1999 |
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