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Busfahrer
Klaus Obst, 36, aus Offenbach
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Der bärtige Mann mit dem lila Turban sitzt in Gedanken versunken in der Mitte des Busses und schaut aus dem Fenster. Die Frau Mitte dreißig legt die Zeitung beiseite, kramt ihre Puderdose aus der Tasche und trägt Make-up auf. Nur Klaus Obst muss konzentriert bei der Arbeit sein, schaut in den Rück- und Seitenspiegel und erkennt das Auto, das vor ihm in die Straße biegt. "Ich muss immer aufpassen und in alle Richtungen schauen", sagt der 36jährige. "Als Busfahrer trage ich die Verantwortung für die Leute."

Dienstbeginn 5 Uhr: Obst geht seinen Bus ab, prüft die Reifen, den Öl- und Wasserstand. Er legt die Tachoscheibe ein, macht den Fahrkartendrucker fertig und fährt zur Haltebucht vor. Seine erste Tour führt ihn vom Busbahnhof Offenbach nach Langen und zurück. Drei Stunden wird der Busfahrer der Verkehrsgesellschaft Untermain (VU) unterwegs sein, über Landstraßen fahren und den zwölf Meter langen Bus durch die schmalen Gassen der kleinen Ortschaften steuern.

Vor sieben Jahren hat der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker seinen Job am Fließband einer Frankfurter Firma gekündigt. Er hatte Akkordarbeit geleistet. "Meine Vorgesetzten haben mir immer im Nacken gesessen", erzählt er. In der Zeitung las er, dass Busfahrer gesucht werden. Er meldete sich bei einer Fahrschule an und machte den Führerschein für Busse. Damit bewarb er sich bei der VU. Heute trägt er die Verantwortung für seine Fahrgäste und hat im Durchschnitt eine 38,5 Stundenwoche.

"Hier im Bus bin ich der Chef", sagt Obst. Zum Fließband wolle er nicht wieder zurück, auch wenn er jetzt an Wochenenden und Feiertagen arbeiten muss. Seinen Job will er gut machen. Für die "Firma", wie er die Verkehrsgesellschaft Untermain nennt. Dazu gehört vor allem Kundenfreundlichkeit: "Höflichkeit steht ganz oben", sagt er. Wenn etwa alte Menschen in den Bus steigen, wartet er, bis sie sich gesetzt haben. "Auf ein bis zwei Minuten kommt es nicht an", sagt er. Inzwischen kennt er seine Strecken in Offenbach und der Region gut, weiß wie lange er von Haltestelle zu Haltestelle braucht und wo er Zeit gutmachen kann.

Es gefällt ihm, wenn Stammgäste zusteigen und sich in die ersten Sitzreihen setzen. Steht Obst an der roten Ampel, findet er die Zeit für ein kurzes Gespräch. Selbst Radfahrer, denen er regelmäßig begegnet, grüßen ihn.

Lästig wird der Beruf nur, wenn Fahrgäste schwarzfahren wollen. "Das kommt immer wieder vor", sagt er. Wenn Diskussionen um die Tarifzonen beginnen, holt er "das Buch" raus, den dicken Wälzer, in dem die Preise genau aufgeschlüsselt sind. "Da steht's drin".

Nicht immer seien die Fahrgäste einsichtig. Gelegentlich muss er Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Vor allem wenn der Bus Verspätung hat. Wer das persönlich nimmt, habe den falschen Beruf gewählt. Sicher, auch Obst ärgert sich, wenn Fahrgäste ihn für Verspätungen verantwortlich machen. "Aber irgendwann steigen sie wieder aus, ich mache die Tür zu und die Sache ist erledigt".

Heinz Wolterstorff kennt die Probleme seiner 300 Fahrer gut. Er ist Betriebsleiter der Verkehrgesellschaft Untermain und sucht sich die Mitarbeiter genau aus. Der Busfahrer sei die Schnittstelle zum Kunden und oft auch für sie der Prellbock. "Unsere Fahrer müssen belastbar sein". Wolterstorff macht auch keinen Hehl daraus, dass es immer wieder zu Übergriffen auf Busfahrer kommt.

Obst Werdegang sei typisch für Busfahrer. Viele seiner Fahrer hätten vorher in anderen Berufen gearbeitet, und dann zu ihm gewechselt. Direkt von der Schule käme niemand. Bewerber müssen bereits den Personenbeförderungsschein für Omnisbusse mitbringen. Die VU bildet nicht selbst aus. Es folgt eine Probefahrt, eine ärztliche Untersuchung und schließlich das Gespräch mit Wolterstorff. Die Chancen auf einen Arbeitsplatz bei der VU stehen gut. "Wir suchen immer Fahrer", sagt der Betriebsleiter. Bewerbungsformulare gibt es in allen Geschäftsstellen der Verkehrsgesellschaft Untermain. (prszy)

Arbeitslose können sich bei ihrem zuständigen Arbeitsberater über die Kriterien für eine Umschulung informieren. Die Kosten für den Busführerschein übernimmt dann das Arbeitsamt.

FR vom 11.8.1999

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