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Pharmazeutisch-technische Assistentin Iris Gutmann, 28, Frankfurt |
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Die junge Frau mit Brille, rotem Kurzhaarschnitt und weißem
Laborkittel arbeitet voll konzentriert. Mit einem flachen Stab holt sie etwas
Pulver aus einer kleinen Flasche und gibt es auf eine Elektrowaage, die das
Gewicht der Arznei Milligramm-genau feststellt. Das abgewogene Pulver gibt sie
dann in eine vorbereitete Schale, in der sich bereits ein Salbengrundstoff
befinden. Mit einem Mörser verreibt und vermischt sie alles sorgfältig.
Nachdem Iris Gutmann die Konsistenz der Paste für gut befunden hat, streicht
sie diese mit einem Spachtel in ein weißes Plastiktöpfchen und verschließt
es mit einem Deckel. Fertig ist die Augensalbe.
Cremes und Salben mixen gehört zur täglichen Arbeit der Pharmazeutischtechnischen Assistentin, kurz PTA. Die Etiketten erstellt Iris Gutmann mit dem Computer, der anhand der benutzten Substanzen auch den Preis errechnet. Ihre Kollegin Angelika Schulte befüllt gerade weiße Gelantine-Kapseln, die in einer flachen Haltungsvorrichtung stecken, mit einer Pipette. Eine weitere Mitarbeiterin, Andrea Mayer, schüttet etwas vom Inhalt eines soeben gelieferten Beutels vor sich auf den Tisch: Herzgespannkraut, eine Teedroge. "Bevor wir Präparate benutzten, prüfen wir immer, ob auch wirklich das drin ist, was drauf steht", erklärt Iris Gutmann. Die drei PTA haben viel zu tun. Sie arbeiten im Labor der gut besuchten Struwwelpeter Apotheke in der B-Ebene der Frankfurter Hauptwache. Iris Gutmann und Andrea Mayer absolvieren dort gerade ihr halbjähriges Pflichtpraktikum. Zwei Jahre schulische Ausbildung mit Abschlussexamen haben sie schon hinter sich. Mit der praktischen Prüfung im März schließen sie ihre Ausbildung ab. Iris weiß, was sie dann machen will: "Erst einmal einen festen Job in einer Apotheke in Frankfurt finden, dann vielleicht irgendwann in der Schweiz arbeiten." Viele ihrer Kolleginnen - den Beruf erlernen fast nur Frauen - sind in der Pharma-Industrie tätig oder studieren weiter Pharmazie. Iris Gutmann hat eine eher ungewöhnliche Laufbahn hinter sich. Nach fünf Jahren Studium ohne Abschluss hatte sie "die Nase voll von Büchern" und begann dann mit der Ausbildung. Das Pauken blieb ihr allerdings auch in der PTA-Lehranstalt Frankfurt nicht erspart: 18 Fächer werden gelehrt, darunter Chemie, Medizin, Botanik und Arzneimittelkunde. Nur Letzteres war der 28-Jährigen nicht angenehm, sagt sie. Hunderte von internationalen Arzneinamen, viele lateinischen Ursprungs, müssen die PTA kennen. Die Lehranstalt in der Stoofstraße ist eine Privatschule und kostet pro Monat 425 Mark Schulgeld. Weil es fast keine staatlichen Ausbildungsstätten mehr gibt, sind PTA Mangelware geworden, erklärt Schulleiter Klaus Stutzer von der Frankfurter PTA-Lehranstalt: "Der Markt ist leergefegt." Die hohe Investition lohnt sich deshalb: "Jede Abgängerin bekommt im Großraum Frankfurt einen Job." Auch die Schule weist niemanden ab, vorausgesetzt der Interessent besitzt mindestens einen Realschulabschluss. Iris Gutmann könnte sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Schon mit etwa 14 Jahren wusste sie nach einem Schulpraktikum in der Apotheke, dass sie dort arbeiten wollte. "Das Tolle ist die Kombination aus Laborarbeit und Kundenkontakt." PTAs verkaufen auch Medikamente im Laden. Entscheidend für die junge Frau war aber auch: "Als PTA kann man Beruf und Familie gut unter einen Hut bringen. Es gibt viele Teilzeitstellen." Weitere Informationen: PTA-Lehranstalt Frankfurt, Telefon 069 / 3 80 33 40. |
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FR vom 20.1.2000 |
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