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Sachbearbeiterin in der Logistik
Katrin Schanze, 30, Frankfurt
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Das Förderband dreht ratternd seine Runden. Ein Paket nach dem anderen läuft hinter Katrin Schanzes Rücken vorbei, während sie Daten in den Computer eingibt. Dass ihr Arbeitsplatz bei der Neckermann Versand AG in der Leitstelle der Kontrollabteilung zwischen Zeitkreisförderer und Kartons eingerichtet ist, stört die 30-Jährige nicht. "Es ist zwar laut, aber dafür wird es hier nie langweilig." Die Sachbearbeiterin wertet Reklamationen aus, die auf Fehler beim Verpacken zurückgehen. Doch wenn sich hinter ihrem Schreibtisch die Pakete stapeln, dann packt sie auch Mal mit an.

Mehr als 20 Millionen Warensendungen bringt Neckermann als drittgrößtes Versandunternehmen in Deutschland jährlich auf den Weg. Bevor die Pakete das Haus verlassen, werden in der Kontrollabteilung die Inhalte mit den Positionen auf den Rechnungen verglichen. Das war auch die erste Tätigkeit, der Katrin Schanze nachging, als sie vor bald zehn Jahren bei Neckermann anfing. Die gelernte Köchin aus Ostdeutschland war nach der Wende in den Westen gezogen. Auf der Suche nach einem Job hatte sie in einer Zeitung das Stellenangebot für Kontrolleure gefunden und sich beworben. Gleich zu Beginn hatte die junge Frau Interesse bekundet, bei Neckermann "weiter zu kommen". Das Traditionsunternehmen, das jetzt im Juni sein 50-jähriges Bestehen feiert, fördert motivierte Mitarbeiter gern: Die besten Gruppenleiter sind die, die die Tätigkeit ihrer Untergebenen selbst von der Pieke auf kennen gelernt haben. Schanze bekam nach knapp zwei Jahren ihre Chance, als die Stelle einer Sachbearbeiterin in der Logistik frei wurde.

Die meiste Zeit des Tages verbringt sie an ihrem Schreibtisch und beschäftigt sich mit Zahlen. Sie erfasst am Computer, wer von den 250 Mitarbeitern in ihrer Schicht an seinem Arbeitsplatz ist und welchen Grund es hat, wenn einmal jemand fehlt. Das Material für die Aufstellung liefern ihr die Abteilungsleiter. Schanze führt Statistik darüber, wie viele Sendungen am Tag über die Förderbänder laufen. Sie wertet aus, weshalb Kunden Pakete reklamieren: Fehlte ein Artikel, hatte die Hose eine falsche Farbe, oder ist ein Produkt zu viel im Karton gewesen? "Es gibt nichts an meiner Arbeit, was mir keinen Spaß macht", sagt die Sachbearbeiterin.

Gute Deutschkenntnisse, Zahlenverständnis und Zuverlässigkeit sind Voraussetzungen, die Schanze bei dieser Tätigkeit für unverzichtbar hält. Dass die Wahl-Frankfurterin sie erfüllt, macht sie auch zu einer Kandidatin für weitere Aufgaben im Haus: Sie besucht zurzeit einen Förderkreis für angehende Gruppenleiter. In dieser Position könnte sie bei Neckermann zwischen 4500 und 5000 Mark brutto im Monat verdienen. Kontrolleure in der Logistik steigen heute mit rund 3000 Mark ein - wobei die Möglichkeit besteht, sich über besondere Leistungen eine Prämie von bis zu 400 Mark zu sichern.

Katrin Schanzes Weg ist typisch für viele Mitarbeiter in der Logistik von Versandunternehmen. Eine geregelte Ausbildung zur Fachkraft für Lagerwirtschaft gibt es erst seit drei Jahren. Neckermann hat kürzlich die ersten beiden Absolventen im eigenen Haus übernommen. Pro Jahr bietet Neckermann in Frankfurt zwei neue Ausbildungsplätze an. Voraussetzungen sind ein Realschulabschluss, ein gutes Zahlenverständnis, organisatorisches Interesse und Teamfähigkeit. Auf dem Lehrplan stehen Warenlagerung und Warenfluss, Transport, kaufmännisches Rechnen, Lagerwesen und logistische Prozesse.

FR vom 23.5.2000

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