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Chauffeur
Volker Lösche, 26, Frankfurt
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Volker Lösche öffnet galant die Tür des dunkelblauen Mercedes der E-Klasse. Ein Herr im grauen Anzug steigt aus und verschwindet kurz darauf in der Europäischen Zentralbank.

Volker Lösche ist Chauffeur, einer von, so schätzt er, rund 40 in Frankfurt. Er bringt Investmentbanker von ihrem Hotel zu Geschäftsterminen, Mittagessen oder zum Flughafen, ganz nach Kundenwunsch. "Roadshows" nennen sich diese Fahrten. Aber auch Prominente mieten sich bei der Firma Interline eine Limousine. "Vor zwei Wochen haben wir Cindy Crawford gefahren", so der 26-Jährige. Manchmal rufen auch Privatleute an und engagieren den Chauffeur für Shoppingtouren. Oft gefragt seien auch Sightseeingtouren für japanische Touristen, beispielsweise nach Heidelberg. "Es ist ein schöner Job", schwärmt Volker Lösche. Er sei viel unterwegs, "wir fahren ja in ganz Deutschland, manchmal auch ins angrenzende Ausland nach Luxemburg oder Frankreich."

Gelernt hat der in grauem Anzug und rosa-kariertem Hemd gekleidete Mann Rollläden- und Jalousienbauer. "Aber das ging nicht mehr wegen meines Rückens, da musste ich mir was Bequemeres suchen."

Eine Ausbildung zum Chauffeur gibt es nicht. "Wenn Sie ein bisschen mit Leuten umgehen können, haben Sie das schnell raus", verrät er. Einige Voraussetzungen gibt es dennoch. Gute Benimmregeln, ein gepflegtes Äußeres und Englischkenntnisse. "Die müssen nicht hundertprozentig sein, aber man sollte sich mit den Kunden verständigen können." Ansonsten hat Volker Lösche einen Personenbeförderungsschein, ein polizeiliches Führungszeugnis und gute Ortskenntnisse. Eine Ortskenntnisprüfung musste er nicht ablegen. Der Grund: Diese wird erst vonnöten, wenn die Firma in einem Ort mit einer Einwohnerzahl von 50000 gemeldet ist. Doch die Firma Interline hat ihren Sitz in Eschborn.

Was macht einen guten Chauffeur sonst aus? Viel Feingefühl. Einerseits natürlich für die Gäste, andererseits für den Nobelwagen. Nur einfach auf das Gaspedal treten reiche nicht. "Ein ruhiges Abbremsen ist immer wichtig, schließlich sollen sich die Kunden durch mein Fahrverhalten nicht gestört fühlen."

Ein Einsteigergehalt liege bei 2500 Mark netto pro Monat. "Aufstiegschancen gibt es zwar kaum, die Gehaltsklasse kann aber steigen", so Volker Lösche. Geregelte Arbeitszeiten gibt es in der Regel nicht. Hier ist der Kunde eben noch König.

Warum ziehen Kunden die Limousine dem Taxi vor? Michael Fleißner, Partner des Geschäftsführers von der Firma Interline sieht es so: Der Chauffeur sei immer gut gekleidet, was man von einem Taxifahrer nicht unbedingt behaupten könne. Zudem gehe er auf Kundenwünsche ein, "der besorgt auch mal eine Zeitung oder ein Brötchen für den Fahrgast". Und dann natürlich die Englischkenntnisse, die für einen Taxifahrer kein Muss seien. Hinzu kommt die bequemere Ausstattung des Wagens, denn nicht jedes Taxi verfüge über eine Klimaanlage. Was vielleicht noch wichtiger ist: Die Limousine mit Chauffeur eignet sich einfach besser als Aushängeschild für die Geschäftsleute.
(prwie)

Interline sucht weiter Chauffeure. Kontakt-Telefon 06173 / 933669.

FR vom 8.6.2000

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