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Goldschmiedin
Claudia Laisceddu, 19, Hofheim
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Er ist Künstler, Handwerker und Betriebswirt in einer Person: Der Goldschmied. Für Claudia Laisceddu ein Traumberuf. Direkt nach dem Abitur hat sie ihre Lehre in der Goldschmiede von Kurt Soucek in Hofheim begonnen. In den kommenden dreieinhalb Jahren lernt die 19-Jährige den Umgang mit edlen Metallen wie Gold, Silber, Platin, mit Perlen und Edelsteinen, lernt, wie ein Schmuckstück entworfen, aufgebaut und montiert wird.

Die theoretische Ausbildung läuft parallel zur praktischen. Alle zwei Monate besucht Claudia Laisceddu für vier Wochen die Zeichenakademie in Hanau. Hier steht für die Goldschmiedelehrlinge des Innungsgebietes Rhein-Main Material- und Edelsteinkunde, die viel Chemie und Physik beinhalten, Zeichnen und Gestalten von Entwürfen, Stilkunde und Mathematik auf dem Stundenplan. Gelehrt werden außerdem betriebswirtschaftliche Grundsätze, denn auch Goldschmiede müssen wirtschaftlich arbeiten können.

Da Goldschmiede keine Massenware herstellen sondern überwiegend Auftragsarbeit leisten, muss versucht werden, die Vorstellungen der Kunden, eigenen Ideen und die gegebenen Möglichkeiten miteinander zu vereinbaren. Ob Neuanfertigungen oder Umarbeitung bereits vorhandener Schmuckstücke, es entsteht zunächst eine Skizze oder ein Wachsmodell, die Herstellungskosten werden kalkuliert und mit dem Kunden abgestimmt. Erst dann fängt die eigentliche Arbeit des Goldschmieds an: Das Fertigen des Schmuckstücks.

Bis zu ihrer Gesellenprüfung ist für die Auszubildende aber noch nicht alles Gold, was glänzt. Bevor sie an kostbaren Materialien ihrer eigenen Kreativität freien Lauf lassen darf, steht Üben, Üben und nochmals Üben auf dem Programm. Feilen, Sägen, Hämmern, Löten und Versäubern, das alles will gelernt sein. An ihrem Arbeitsplatz, dem "Brett", eine Art kleine Werkbank, an der Goldschmiede in einer halbkreisförmigen Ausbuchtung sitzen, liegen Messing-, Kupfer- und Silberplatten zum Bearbeiten. "Am Anfang habe ich fast ausschließlich Sägeübungen gemacht und Spiralen und Kämme ausgesägt", erzählt Claudia Laisceddu. "Inzwischen kann ich schon Silberringe und kleine Würfel als Kettenanhänger machen."

Wichtig für den Beruf des Goldschmieds sind viel Geduld, handwerkliches Geschick, Kreativität und vor allem gute Augen. Abitur oder Realschulabschluss wird von den Bewerberinnen und Bewerbern nicht verlangt. "Ein guter Hauptschulabschluss reicht aus, wenn derjenige gute Manieren im Umgang mit den Kunden zeigt", sagt Kurt Soucek, selbst Goldschmied und Obermeister der Innung der Gold- und Silberschmiede und Juweliere des Rhein-Main Gebietes.

Goldschmiedin zu werden war schon immer Claudia Laisceddus Traumberuf . "Mit zehn Jahren war ich mal in so einer Werkstatt und das hat mir so gut gefallen, dass ich sofort wusste: Das mache ich später auch mal." Dass sie sich ihren Traum erfüllen konnte, ist nicht selbstverständlich. Die Tendenz, Auszubildende in den Goldschmiedebetrieben aufzunehmen, ist rückläufig. Im Gegensatz dazu steigt das Interesse. "Zur Zeit kommen auf eine Stelle circa 30 Bewerber", bestätigt Soucek.

Ein Geselle verdient ungefähr 1800 Mark im Monat, der Meister zwischen 2200 und 2500 Mark. Auch für Auszubildende sind die Verdienstmöglichkeiten nicht unbedingt ein Anreiz: Von 400 Mark im ersten Lehrjahr steigert sich ihr Gehalt bis zum dritten Jahr auf 700 Mark.

Claudia Laisceddu ist das egal: "Ich wusste ja vorher, dass ich nicht viel verdiene, und mir ist es viel wichtiger, dass ich einen Beruf lerne, der mir Freude macht." (jes)

Informationen und Beratung bei Innungs-Obermeister Kurt Soucek unter Telefon 06192 / 963638 .

FR vom 8.2.2001

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