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"So was Ähnliches wie Makler"
Kaufmann in der Wohnungswirtschaft
Stefan Feller, 22, Frankfurt
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Wenn Stefan Feller seinen Ausbildungsberuf nennt, erntet er meist ratlose Blicke. Das Berufsbild "Kaufmann / Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft", wie es etwas umständlich heißt, ist wenig bekannt. Der 22-Jährige sagt deshalb oft zur Erläuterung: "So was ähnliches wie Makler." Auch wenn das den Beruf nicht gut beschreibt: "Die Leute stellen sich da etwas ganz Falsches vor."

Den Beruf des Kaufmanns in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gibt es erst seit fünf Jahren. Makler kann man damit auch werden, aber diese Berufsbezeichnung ist ohnehin nicht geschützt. "So kann sich jeder nennen", erklärt Stefan Feller, den FR-Fotograf Luigi Ungarisch vor einem Gebäude der Nassauischen Heimstätte ablichtete. Die meisten seiner 28 Mitschüler in der Berufsschule arbeiten bei Wohnungsverwaltern, Bauträgern oder Wohnungsbaugesellschaften, die wenigsten bei Immobilienmaklern.

"Den typischen Kaufmann für Grundstückswirtschaft gibt es eigentlich gar nicht", meint Stefan Feller. Der Beruf sei äußerst vielseitig. Von Bauplanung und -finanzierung über Mietrecht bis zur Wohnungsverwaltung gibt es viele Betätigungsfelder. Die Berufsaussichten und Verdienstmöglichkeiten sind gut. "Die Leute werden gesucht; es gehen ja auch immer mehr Banken in den Immobilienbereich."

Hinter Stefan Feller liegen jetzt zwei Jahre Ausbildung bei der Wohnungsbaugesellschaft Nassauische Heimstätte. Demnächst sind Prüfungen. Die Lerninhalte seien sehr umfangreich, das Pensum für die Prüfung groß, stöhnt er. In die Berufsschule gehen die Azubis während der gesamten Ausbildung ein- bis zweimal wöchentlich. Der Schwerpunkt liegt im Gebiet "Betriebslehre der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft". Andere Fächer sind Wirtschaftslehre, Datenverarbeitung und Rechnungswesen. Letzteres besteht vor allem aus Buchführung, die sich durch die ganze Ausbildung zieht - "ziemlich überflüssig", findet der angehende Kaufmann.

Realschüler und -schülerinnen brauchen drei Jahre für die Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft, Abiturienten nur zwei. Neben Lust an Verwaltungstätigkeiten sollte man keine Angst vor Zahlen haben und gerne mit Menschen umgehen.

Die Auszubildenden durchlaufen fast alle Abteilungen der Nassauischen Heimstätte. Das erste halbe Jahr verbringen sie in einer der Außenstellen, wo sie viel Kontakt zu den Mietern haben, Mietverträge aufsetzen, sich Beschwerden anhören oder Reparaturen organisieren. Im sozialen Wohnungsbau in Offenbach war der damals 20-Jährige mit vielen ungewohnten Situationen und eigenwilligen Menschen konfrontiert. "Das war schon lehrreich und interessant."

Nach der Ausbildung wird Stefan Feller erst einmal Betriebswirtschaft studieren, während des Studiums will er in seinem Ausbildungsbetrieb jobben. Aber auch später kann er sich gut vorstellen, "irgendwas im Bereich Wohnungsbau oder -planung zu machen." Und wo wohnt ein Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft? "Zu Hause bei den Eltern", sagt er lachend. Denn die Ausbildung machte es nicht leichter, eine Wohnung zu finden - eher sogar im Gegenteil: "Die Ansprüche sind schon hoch, man weiß jetzt, wo man wohnen will." io

  • Informationen zum Beruf geben Bernd Fichtner, Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt, Telefon 069 /21 97 - 12 30, oder die Ausbildungsleiterin der Nassauischen Heimstätte, Susanne Bickel, 069 / 60 69 - 4 11 .
FR vom 26.4.2001

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