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Präsident
Franz Beckenbauer
 
siehe auch:     "Die Zeit", 25.4.01
Ich, Franz, Kaiser und Hofnarr

      Stationen (als Spieler):
1954-1958    SC München 06
1958-1977 FC Bayern München
1977-1980    Cosmos New York (USA)
1980-1982    Hamburger SV
1983 (Mai-Nov.) Cosmos New York
 
Stationen (als Trainer bzw. Funktionär):
1984 - 1990    DFB-Teamchef
1990 - 1991    Olympique Marseille (Trainer u. Techn. Direktor)
seit 1991    Vizepräsident bei Bayern München
Jan. - Juni 1994 Trainer bei Bayern München
seit Nov. 1994    Präsident Bayern München
1996    Trainer Bayern München
seit Okt. 1998    DFB-Vizepräsident und Chef des deutschen WM-Bewerbungskommitees für 2006
seit 2000    Präsident des Organisationskommitees für die WM 2006

Franz Beckenbauer, Mannschaftskapitän der deutschen Weltmeisterelf 1974 und fraglos einer der besten Fußballspieler aller Zeiten, schaffte 1990 auch als Trainer den größten Triumph, der im Fußball zu erzielen ist. Der 103fache Nationalspieler führte als Teamchef die DFB-Auswahl bei der "Mondiale" in Italien zum dritten Titelgewinn in der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes.

Nach dem Brasilianer Mario Zagalo war Beckenbauer der zweite Trainer, der zuvor bereits als Spieler ein WM-Finale gewonnen hatte. Schon als Aktiver war "Kaiser Franz" der weitaus erfolgreichste deutsche Fußballer. Der langjährige Kapitän des FC Bayern München und der Nationalmannschaft erreichte als erster DFB-Kicker 100 Länderspiele. Viele internationale Einsätze wären hinzugekommen, hätte er nicht 1977 mit 31 Jahren seinen Klub und die Bundesrepublik verlassen und seine Karriere in den USA fortgesetzt.

1954-1958: SC München 06
1958-1977: FC Bayern München

Franz Beckenbauer spielte von 1954-1958 beim SC München 06 im Stadtteil Giesing, in dem er auch geboren wurde und aufwuchs. Die Ohrfeige eines Spielers von 1860 München, die dieser dem 13jährigen Beckenbauer verabreichte, verhinderte seinen geplanten Wechsel zu den "Sechzigern", und so schloss er sich den Bayern an. Nachdem er 1964 einige Jugendländerspiele absolviert hatte, gehörte er ab der Saison 1964/65 zum Regionalliga-Aufgebot des FC Bayern und schaffte mit dem Klub gleich im ersten Jahr den Bundesliga-Aufstieg.

In München war damals der frühere jugoslawische Weltklassespieler Tschik Cajkovski sein erster großer Förderer. Auch seine späteren Trainer waren Fußball-Lehrer von Weltformat: Branko Zebec, Udo Lattek, Dettmar Cramer, Hennes Weisweiler und zum Schluss Ernst Happel. Schon wenige Wochen nach seinem Bundesliga-Einstand debütierte Franz Beckenbauer am 26. September 1965 beim entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden in Stockholm in der Nationalelf, für die er anschließend zwölf Jahre Leitfigur, Leistungsträger und in 50 Spielen Kapitän war.

Der Durchbruch zur Weltklasse gelang dem Münchner 1966 bei der Weltmeisterschaft in England. In den ersten Jahren seiner Länderspielkarriere wurde Beckenbauer, der bei Bayern längst die Rolle des letzten Mannes ausfüllte, im Mittelfeld eingesetzt. Auch bei seiner zweiten WM-Teilnahme 1970 in Mexiko musste er seinen Wunschposten noch Karl-Heinz Schnellinger überlassen. Erst als Helmut Schön Anfang der siebziger Jahre Beckenbauer hinter die Abwehr stellte, konnte der sich auch im DFB-Team zu seiner vollen Klasse entfalten.

Mit dem Libero und Kapitän Franz Beckenbauer, der, wie es Hans Blickensdörfer einmal formulierte, als Fußballer im Grunde ein spielender Trainer war, begannen die "Goldenen Siebziger Jahre" des deutschen Fußballs, der 1972 mit dem Gewinn der Europameisterschaft und 1974 mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft seine Höhepunkte erlebte. Auch der Europapokal-Hattrick des FC Bayern München fiel in diese Zeit.

Beckenbauer spielte den Libero-Part derart perfekt, dass allgemein die Ansicht herrschte, man hätte diese Position für ihn erfinden müssen, wenn es sie nicht bereits zuvor gegeben hätte. Der Münchner interpretierte die Rolle des letzten Mannes völlig neu und legte besonderes Gewicht auf die Offensive. Beckenbauer war als Libero gleichzeitig Spielgestalter der Mannschaft und dirigierte aus der Abwehr heraus die Geschicke seiner Elf. Unzählige Nachfolger suchten ihn zu kopieren, doch nie kam einer ganz an seine Klasse heran (am ehesten noch der Italiener Franco Baresi in den 80er und 90er Jahren).

1977-1980: Cosmos New York (USA)

1977 wechselte Franz Beckenbauer überraschend zu Cosmos New York in die US-Profiliga. Private Gründe veranlassten ihn zu diesem Schritt, den sein persönlicher Berater und väterlicher Freund Robert Schwan klug vorbereitet hatte. In den USA wurde er mit Cosmos dreimal Meister und bewirkte neben Pelé und einigen weiteren, meist alternden Weltstars eine wenn auch nur kurze Blütezeit des nordamerikanischen Fußballs.

Sportlich waren es dennoch verlorene Jahre ("Fußballerisch kannst' es vergessen"), aber Franz Beckenbauer fand in den USA die gesuchte Ruhe und entwickelte sich, wie er immer wieder betonte, persönlich sehr stark weiter. Im Amerika-Aufenthalt wird denn auch allgemein der Schlüssel für die Wandlung zur bestimmenden Persönlichkeit auch außerhalb des Spielfeldes und zum "Weltmann" gesehen.

1980-1982: Hamburger SV
1983 (Mai-Nov.): Cosmos New York

Weil er seine große sportliche Laufbahn nicht auf einer "Provinzbühne des Fußballs" beenden wollte, wagte Beckenbauer 1980 mit 35 Jahren die Rückkehr in die Bundesliga und verpflichtete sich für zwei Jahre beim Hamburger SV. Dort half er 1982 noch einmal die Deutsche Meisterschaft zu erringen, doch aufgrund andauernder Verletzungsprobleme blieb sein Comeback in der Bundesliga eher glücklos. Nach einem erneuten Kurzgastspiel bei Cosmos New York beendete er 1983 endgültig seine aktive Laufbahn.

1984 - 1990: DFB-Teamchef

Mit seiner Berufung zum "Teamchef" der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Juli 1984 betrat Beckenbauer berufliches Neuland. Er wurde als Nationaltrainer engagiert, obwohl er nie einen Trainer-Lehrgang besucht hatte und daher auch nicht die Lizenz des DFB besaß. Beckenbauer konnte mit seiner überzeugenden Arbeit auf Anhieb das nach dem schwachen Abschneiden der Nationalelf bei der Europameisterschaft 1984 angeschlagene Image des deutschen Fußballs wieder aufbessern und rückte den Fußball nicht zuletzt dank seiner starken Persönlichkeit bald wieder in den Mittelpunkt des Interesses.

Letztlich erreichte er "auch als Teamchef jene Leichtigkeit, die ihn als Spieler ausgezeichnet hatte" (FAZ). Allerdings musste er auch Lehrgeld zahlen, so bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko, als er nach unbedachten Äußerungen ins Kreuzfeuer der Kritik geriet und dem massiven Druck weitgehend hilflos gegenüberstand. Zudem gab es während des Turniers innerhalb der DFB-Auswahl Auseinandersetzungen um seinen Führungsstil.

Die Erfahrungen in Mexiko, wo das deutsche Team Vizeweltmeister wurde und dennoch kaum dazu beitrug, den Stellenwert des Fußball in der Bundesrepublik entsprechend zu steigern, bewirkten einen Wandel Beckenbauers, der Rücktrittsgedanken verwarf und sich fortan diplomatischer verhielt, geduldiger wurde und auch psychologisches Geschick bewies.

Zwischen 1986 und 1990 verlief dann der wichtigste Abschnitt der Tätigkeit Beckenbauers als Teamchef. Nach dem Rücktritt vieler Stammspieler begann er mit dem Aufbau einer neuen Nationalelf, die bald seine Handschrift trug, bei der Europameisterschaft 1988 im eigenen Land jedoch noch nicht ihren Leistungszenit erreichte und im Halbfinale am späteren Sieger Niederlande scheiterte.

Nach diesem Dämpfer setzte Beckenbauer sein Werk konsequent fort und erreichte 1990 in Italien mit dem Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft den absoluten Höhepunkt seiner Trainerkarriere. Die DFB-Auswahl zeigte als eine von ganz wenigen Mannschaften begeisternden Fußball, blieb ungeschlagen und setzte sich in der Neuauflage des 86er WM-Finales mit 1:0 gegen Argentinien durch.

Okt.1990 - 1991: Olympique Marseille (Trainer u. Techn. Direktor)

Obwohl Beckenbauer im September 1990 in einem SPORTS-Interview behauptet hatte, als Sportler und Trainer gebe es für ihn keine Ziele mehr und er wolle sich jetzt "in einem anderen Kreis verwirklichen", heuerte er genau 60 Tage nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft beim damals noch von Bernard Tapie geführten französischen Erstligisten Olympique Marseille an.

In Marseille, das von Beckenbauer nicht nur die Französische Meisterschaft, sondern mehr noch den Gewinn des Europapokals der Landesmeister erwartete, gab es anfangs einige Differenzen zwischen Tapie und seinem Cheftrainer. Beckenbauer machte seiner Unzufriedenheit vor allem in deutschen Medien immer wieder Luft, drohte sogar mit seinem vorzeitigen Abschied aus Marseille und wurde nach einer Unterredung mit Tapie zum Technischen Direktor befördert und war danach für die "strategischen Optionen" (Tapie) zuständig.

Die Trainingsarbeit durfte er an den Belgier Raymond Goethals abgeben. Zum Saisonende 1990/91 verließ Beckenbauer Frankreich wieder ("Meine Arbeit in Marseille blieb entgegen meiner Art und Absicht unvollendet") und nahm als einziges positives Fazit mit, dass er eine neue Mentalität kennen gelernt und auch ein wenig von ihr angenommen habe.

1991: Vizepräsident bei Bayern München
Jan. - Juni 1994: Trainer bei Bayern München

Nach seiner Rückkehr aus Frankreich zog sich Beckenbauer zunächst etwas vom Fußball zurück und wurde dann am 25. November 1991 zum Vizepräsidenten des FC Bayern München gewählt. Zum Jahreswechsel 1993/94 übernahm Beckenbauer als Nachfolger von Erich Ribbeck überraschend das Traineramt beim FC Bayern.

Beckenbauer trat mit dem Anspruch an, außer der Meisterschaft komme überhaupt nichts in Frage und gab als Bayern-Coach Eigenschaften zu erkennen, die man gar nicht bei ihm kannte: Er erwies sich als unermüdlicher und akribischer Arbeiter, der sich auch um das kleinste Detail selbst kümmerte und am Ende mit dem Titelgewinn belohnt wurde. So konnte er auch zu Recht behaupten: "Mein Erfolg besteht aus harter Arbeit und harter Planung, was glauben Sie denn?"

Nov. 1994: Präsident Bayern München

Nachdem er seinen Verein zur Meisterschaft geführt hatte, wurde Franz Beckenbauer im November 1994 zum Präsidenten des Klubs gewählt. Weil er eine nach seiner Einschätzung womöglich vereinsschädigende Diskussion um Präsidentschaftskandidaten verhindern wollte, stellte er sich selbst zur Wahl und wurde Vereinsboss. Wie auch bei anderen Positionen zuvor, erklärte er, er habe das Amt eigentlich nie angestrebt.

1996: Bayern München (Trainer)

Am 27. April 1996 löst der "Kaiser" den "König" ab. Für Trainer Otto Rehhagel übernimmt Präsident Franz Beckenbauer zum zweiten Mal das Traineramt beim FC Bayern. Bis zum Saisonende leitet Beckenbauer das Training. Als neuer Trainer für die Saison 1996/1997 wird Giovanni Trapattoni verpflichtet.

Okt. 1998: DFB-Vizepräsident und Chef des deutschen WM-Bewerbungskommitees für 2006

1998 folgte für Beckenbauer die Rückkehr zum DFB. Allerdings nicht als Trainer sondern als Funktionär. Beim DFB-Bundestag in Wiesbaden wird er zum Vizepräsident des Verbandes gewählt. Gleichzeitig beginnt der "Kaiser" sein Engagement als Chef des WM-Bewerbungskommitees für 2006. Um Sympathien für Deutschland als Gastgeber der Weltmeisterschaft 2006 zu gewinnen, reist die "Lichtgestalt" des deutschen Fußballs zwei Jahre lang rund um den Globus.

2000: Präsident des Organisationskommitees für die WM 2006

Der 6. Juli 2000 ist für den deutschen Fußball von großer Bedeutung. Denn dort vergibt das Exektivkomitee des Welt-Fußballverbandes FIFA die Fußball-WM 2006 an Deutschland. Die Entscheidung fällt mit 12 Stimmen für Deutschland und 11 Stimmen für das favorisierte Südafrika bei einer Enthaltung äußerst knapp aus. Als Vater des Erfolges gilt Franz Beckenbauer, der Präsident des deutschen Bewerbungskomitees. Darum wird der "Kaiser" auch vom DFB-Präsidium einstimmig zum Präsidenten des Organisationskomitees (OK) der Fußball-WM 2006 berufen. Das OK nimmt am 1.1.2001 seine Arbeit auf.

Quelle: http://www.fcbayern.de
 

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