Wie werde ich ein Lebenskünstler?
Nachdenken über das Sein und das NichtseinWenn du denkst, dass du denkst, wenn du fühlst, dass du fühlst, dann ...
Wer bin ich? Was soll ich? Warum bin ich? Was ist der Sinn des Lebens und des Todes?
Wie funktioniert die Wirklichkeit? -
"Der, dem Lebenskunst zugeschrieben werden kann, zeichnet sich dadurch aus, dass er ein erfülltes Leben führt. Er ist gründlicher als Andere, da er sich und sein Leben zu reflektieren und die 'Gründe' des Lebens zu verstehen sucht. Er ist vielleicht weitblickender als Andere, da er im weiten Horizont der Vielfalt gemachter und möglicher Erfahrungen lebt, leidenschaftlich und abgeklärt zugleich; einer, dem man Klugheit zutauen kann, der aber neugierig genug bleibt, um immer wieder neue, ungewisse Erfahrungen zu riskieren; einer, der in jeder Hinsicht unterwegs ist. So steht er mitten im Leben und zugleich weit außerhalb, um die Dinge und sich selbst von Außen zu sehen, eine ebenso schmerzliche wie lustvolle Erfahrung." (S. 94)
Die Lebenskunst des Menschen besteht also zu einem großen Teil darin,
mit der Gegensätzlichkeit und mit den Widersprüchen des Lebens umgehen zu können
und ganz persönlich für sich selbst einen Weg gefunden zu haben:
Fragen zu stellen und gleichzeitig zu wissen, dass sie nie endgültig beantwortet werden können,
Antworten zu finden, die nur teilweise befriedigen, Probleme zu erkennen oder zu empfinden,
deren Lösungen nie vollkommen sind,
aber dennoch mit den eigenen Antworten und Lösungen zu guten Ergebnissen
und einer Zufriedenheit zu kommen, die für eine ständige Weiterentwicklung offen bleiben.
"Der Zwiespalt kennzeichnet das Dasein des Menschen nicht nur, wenn sich dieser im Zusammenhang der Natur betrachtet. Er reicht tief in die menschliche Existenz selber hinein. (...) Die durchgängige Widersprüchlichkeit in Wesen und Dasein des Menschen bringt es mit sich, dass dieser sich nicht eindeutig erfassen kann, ja dass er in einer grundhaften Ungewissheit lebt. 'Wir trachten nach der Wahrheit und finden in uns nur Ungewissheit.' 'Der Mensch ist nichts als ein Wesen voller Irrtum, der natürlich und unaustilgbar ist. Nichts zeigt ihm die Wahrheit.' 'Wir brennen vor Begier, einen festen Stand und eine letzte beständige Grundlage zu finden, um darauf einen Turm zu erbauen, der sich ins Unendliche erhebt; aber unser ganzes Fundament birst und die Erde öffnet sich bis zu den Abgründen.' Nichts kann der Mensch von sich selber her sicher erkennen. 'Ich sehe ringsum nichts als Dunkelheiten.' 'Es ist unbegreiflich, dass Gott sei, und unbegreiflich, dass er nicht sei; dass es, zusammen mit dem Leibe, eine Seele gebe, und dass wir keine Seelen haben; dass die Welt geschaffen sei und dass sie nicht geschaffen sei.' Alles also bleibt im Widerspruch. Daher ruft Pascal den Menschen zu: 'Erkennet, was für ein Paradox ihr für euch selbst seid!' (...) 'Das Herz hat seine Vernunftgründe, die die Vernunft nicht kennt. (...) So wird für Pascal zuletzt zur eigentlich philosophischen Aufgabe, sich dem Glauben (an Gott) zu beugen. 'Der letzte Schritt der Vernunft ist es anzuerkennen, dass es eine Unendlichkeit von Dingen gibt, die sie übersteigen.' 'Nichts ist der Vernunft so gemäß wie diese Verleugnung der Vernunft. 'Es geschieht nur durch die schlichte Unterwerfung der Vernunft, dass wir uns wahrhaftig erkennen können.' Im universalen Scheitern bleibt nur die Selbstaufgabe des Denkens." (S. 128ff) Die Schwierigkeiten des Menschen mit den Gegensätzen und Widersprüchen unseres Lebens, mit seinen eingeschränkten Möglichkeiten damit fertig zu werden sollten uns nicht schon am Anfang unseres Weges in und durch die Welt der Philosophie verzweifeln lassen, sondern müssen uns dazu ermuntern unseren eigenen Weg in dieser Welt zu suchen und zu finden. Denn es gehört zu unserer elementaren Lebensaufgabe zu erkennen, dass es ganz natürlich ist, dass die Welt, in der wir leben, voller Gegensätze und Widersprüche ist, ja dass daraus gerade die Vielfalt und Vielschichtigkeit des Lebens resultiert, die das Leben so interessant und lebenswert macht, auch wenn es gleichzeitig dadurch umso schwieriger wird sich darin zurecht zu finden! Wir müssen von Anfang an wissen, dass es nur heißen kann: Der Weg ist das Ziel!Schülerinnen und Schülern kann das Fach "Philosophie" grundlegende Orientierung und Hilfestellung bei ihrer individuellen Lebensbewältigung und ihrem eigenen Weltverständnis geben. Ihnen können über hier erlangte Fähigkeiten wichtige Erkenntnisse und Erfahrungsmöglichkeiten eröffnet werden. Querverbindungen zu allen Wissenschaften und Lebensbereichen ermöglichen dann ein ganzheitliches Lernen und Denken, das ihnen als ganzen Menschen wesentliche Lebenshilfe sein kann. Für Schülerinnen und Schüler ist es dabei sicher interessant zu wissen, welche Vorstellung die Schule vom Fach "Philosophie" hat und welche Inhalte und Fähigkeiten ihnen die Schule vermitteln will. So heißt es in den Richtlinien für die gymnasiale Oberstufe in Nordrhein-Westfalen für Philosophie zur Beschreibung des Faches: "Philosophie fragt methodisch nach allgemeinen Grundlagen unserer Wirklichkeitsannahmen und unserer Lebens- und Handlungsorientierungen; sie reflektiert deren Voraussetzungen und Konsequenzen. Dazu gehören Fragen nach dem Ganzen, nach dem Wesen der Dinge, nach obersten Zielen und Zwecken, nach Sinn, nach dem Selbstverständnis des Menschen und der sozialen und politischen Ordnungen, nach den Kriterien der Wahrheit und nach der Gültigkeit von Normen. (...) In den Fächern der gymnasialen Oberstufe sind Ausbildung, Sicherung und kritische Reflexion der personalen und sozialen Identität Ziel des Unterrichts. Im Philosophieunterricht werden Fragen der personalen und sozialen Identität in argumentativer Weise so aufgegriffen und behandelt, dass hier letzte Begründungszusammenhänge ausdrücklich thematisiert und diskutiert werden. Insofern leistet die Philosophie einen spezifischen Beitrag zu dem Zielfeld 'Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung'." (S. 26f) Bei der Erläuterung der Lernbereiche erfährt man, welche Lernziele angestrebt werden:
"Der Philosophieunterricht soll in seiner
erkenntnistheoretisch-wissenschaftstheoretischen Dimension (Lernbereich I)
den Schülern Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher und
nichtwissenschaftlicher Deutungen von Wirklichkeit erschließen,
die Fragen nach der Gewissheit von Erkenntnissen untersuchen,
den Sinn für logische Richtigkeit und argumentative Kohärenz schärfen
und die Formen und Möglichkeiten menschlicher Kommunikation reflektieren.
Damit hilft er dem Schüler,
sich nach dem Komplex divergierender Theorien und Meinungen zu orientieren
und eine begründete Position zu finden." (S. 29)
Das Nachdenken über "Gott und die Welt", über alles, was das
Leben und den Tod betrifft, über alles, was wir wissen oder (noch) nicht wissen
- , ist also Wesen und Aufgabe der Philosophie. Daher gehören auch alle Themen und
Probleme, mit denen wir uns in Bildung und Wissenschaft auseinandersetzen,
grundsätzlich zur "Mutter aller Wissenschaften",
der Philosophie.
Alle Fachbereiche und Wissenschaften haben eine elementare Verbindung zur Philosophie und umgekehrt.
Wir müssen nur ständig bereit sein diese Verbindungen herzustellen und im Sinne einer besseren Erkenntnis,
eines wirklichen Verstehens ein wahrhaft ganzheitliches vernetztes Lernen zu ermöglichen!
"Die Fähigkeit uns zu wundern ist das Einzige, was wir brauchen, um gute Philosophen zu werden.
Alle kleinen Kinder haben diese Fähigkeiten, das ist ja wohl klar.
Nach wenigen Monaten werden sie in eine nagelneue Wirklichkeit geschubst.
Aber wenn sie dann heranwachsen, scheint diese Fähigkeit abzunehmen. Woher kann das kommen?
Kann Sofie Amundsen diese Frage beantworten?
Also: Wenn ein kleines Baby reden könnte, würde es sicher erzählen,
in was für eine seltsame Welt es gekommen ist.
Denn obwohl das Kind nicht sprechen kann, sehen wir,
wie es um sich zeigt und neugierig die Gegenstände im Zimmer anfasst. (...)
Diese Frage ist an uns alle gerichtet. Und jeder muss sie für sich entscheiden!
Der natürlichen Neugier nachzugehen und sie sich ein Leben lang zu erhalten,
ist auch ein wesentlicher Motor des Lernens.
Schülerinnen und Schüler befinden sich also in einem natürlichen Prozess,
der ihrem Leben besonders angemessen ist. Wenn sie nun erkennen,
wie wichtig es ist Fragen in viele Richtungen zu stellen
und die Antworten in vielen Fachbereichen zu suchen,
da alles Wissen ein Ganzes ist und der Mensch nur als ganzer Mensch fragt und lernt,
werden sie erkennen, dass sie universell und ganzheitlich lernen müssen,
um wirklich erfolgreich verstehen zu können.
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