Lebensschule | |||
Danke! Bitte! Kann ich helfen?
Achtsamkeit hat mit gegenseitiger Achtung zu tun. Das wollen wir doch alle.
„Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus!“
Das Leben ist leichter und wir bekommen es vielfach wieder zurück, wenn wir immer daran denken und auch so handeln.
Warum Höflichkeit und Aufmerksamkeit anderen gegenüber ganz und gar nicht spießig sind
Höflichkeit und Hilfsbereitschaft sind keineswegs „out“, sondern vielmehr lebensnotwendig für jede Gesellschaft. |
Antwort von Dr. Elmar Struck:
Sie können vielfach beobachten,
dass sich unser Denken über Erziehung und über Umgangsformen wieder zu wandeln beginnt.
Höflichkeit steht dabei wieder hoch im Kurs.
So manch einer der heute 50- bis 60-Jährigen hatte sich von seinen Eltern nicht nur in diesen Dingen deutlich abgesetzt.
So ist auch ihr Mann der Vorstellung gefolgt, dass sich durch eine offene,
direkte und unverstellte Rede die Beziehungen untereinander verbessern lassen.
Auf diese Haltung ist er stolz, so dass er kaum Rabatt auf seine Lebensphilosophie geben kann.
Leider ist diese Überzeugung nur manchmal richtig,
da das Gute oder gut Gemeinte öfter etwas Böses und das Böse gelegentlich etwas Gutes nach sich zieht.
Über mehr Anerkennung seiner ja durchaus guten Absicht
könnte ihr Mann sich leichter auch für Ihre Vorstellung öffnen.
Darüber hinaus könnte ihn der Hinweis zum Nachdenken anregen,
dass etwas an seinem Verhalten irgendwie auch „sehr deutsch“ anmutet.
Kommen nämlich Besucher aus dem westlichen Ausland oder gar aus Asien nach Deutschland,
sind sie oft erschrocken über die unhöflich rüde Art, die hier herrscht.
Umgekehrt erleben wir doch ein „merci“, ein „grazie“, ein „thank you“,
ein „excuse me“ in diesen Ländern als ausgesprochen angenehm.
Es wirkt auch keineswegs brav.
Insofern lässt sich Höflichkeit aus ganz anderen Motiven heraus entwickeln,
als denjenigen, die seinen Vater bewegt haben mögen.
Schließlich sehen wir heute immer deutlicher,
wie sehr wir alle voneinander abhängig sind und gerade wegen großer individueller Unterschiede
auf Formen der Höflichkeit, auf Bitten und Danken angewiesen sind.
Mit brav oder gar mit „deutsch“ hat das wenig zu tun, wie wir bei unseren Nachbarn sehen können.
Eher ist das Gegenteil ein nationales Charakteristikum.
Spätestens unsere Enkelkinder müssen von uns diese Formen,
müssen Bitte und Danke und anderes mehr wieder lernen.
Gesellschaftliche Vorstellungen der vergangenen Jahrzehnte waren - wie berechtigt auch immer -
zeitnotwendige aber vorübergehende Erscheinungen und kein Evangelium für alle Zeit.
Davon gibt es bekanntlich nur eines.
Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, Heft 49/2006
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