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Ingrid Rasch

Stehlen ist ein vielschichtiges Problem. Wiedergutmachung, Ursachenforschung und Werteorientierung durch Gespräche helfen ebenso wie Hilfen bei der Befriedigung von Bedürfnissen - und nicht nur Bedürfnissen materieller Art.

Diplom-Psychologin Ingrid Rasch antwortet:

Wenn es schwierig ist, das siebte Gebot einzuhalten

Wie Eltern ihren Kindern, die stehlen, helfen können

Anfrage von Eltern: Wir haben seit einiger Zeit ein Problem in der Familie, das uns sehr bedrückt. Mit Freunden oder Bekannten mögen wir nicht darüber sprechen, weil es uns einfach peinlich ist. Es fällt uns auch schwer, davon zu schreiben.

Unser Sohn hat angefangen zu stehlen. Erst hat er mir und meiner Frau Geld aus dem Portemonnaie genommen. Dann hat er das Sparschwein seines kleinen Bruders geplündert und neulich sogar im Geschäft eine Diskette gestohlen. Der Junge ist jetzt erst 10 Jahre alt. Wohin soll das noch führen, wenn er in die Pubertät kommt? Alle Strafen nutzen nichts. Wir haben das Taschengeld schon lange gestrichen. Die Klassenfahrt soll er auch nicht mitmachen, weil er ja eine deutliche Konsequenz spüren muss. Wir sind völlig ratlos und wissen nicht, warum er sich so entwickelt, wo wir ihm in der Familie immer vorgelebt haben, ehrlich zu sein.

Ingrid Rasch: Ich möchte zunächst den Schluss Ihres Briefes aufgreifen, nämlich die Enttäuschung darüber, dass Ihr Beispiel und Vorbild offenkundig so wirkungslos geblieben ist. Ich bin überzeugt davon, dass Ihre elterliche Wertorientierung für Ihren Sohn außerordentlich wichtig ist, allerdings braucht er als Kind dazu noch einige Hilfen, die ihn diese Werte im konkreten Handeln erfahrbar werden lassen.

Sie haben nichts darüber geschrieben, ob und gegebenenfalls auf welche Weise Ihr Sohn den angerichteten Schaden wieder ausgeglichen hat. Eine komplette Streichung des Taschengeldes ist hier nicht günstig, weil es neue Geldknappheit hervorruft.

Besser ist es, eine Teilsumme auszuzahlen und ansonsten „Ratenzahlung“ zu vereinbaren. Am besten geben Sie Ihrem Sohn die Gelegenheit, durch außergewöhnliche Aufgaben (keine Alltagspflichten - die müssen unentgeltlich geschehen) sich Geld zu verdienen. Wenn ein Festtag mit Geschenken ansteht, können diese reduziert werden und das Geld zur Rückzahlung gutgeschrieben werden. Die Diskette sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Sohn in das Geschäft zurückbringen, auch wenn es vielleicht peinlich ist.

Solche Maßnahmen, die eine direkte und für Ihren Sohn erkennbare Konsequenz seines Fehlverhaltens darstellen, sind in der Regel nützlicher zur Verhaltensänderung als andere Strafen. Die Wiedergutmachung ermöglicht zudem, dass man miteinander „einen Strich unter die Sache“ machen kann. Nicht zuletzt wäre ein ruhiges Gespräch mit Ihrem Sohn nötig, bei dem Sie herausfinden können, wofür er das gestohlene Geld benutzt hat - will er vielleicht im Freundeskreis stärkere Anerkennung bekommen, verschafft er sich im Geldausgeben einen Ausgleich für Ärger und Enttäuschungen . . .?

Wenn Sie hier mehr von ihm erfahren, können Sie ihn darin unterstützen, andere Wege zur Befriedigung dieser Bedürfnisse zu finden. So können Sie nach meiner Einschätzung gelassen die Zeit der Pubertät auf sich zukommen lassen, in der es dann voraussichtlich um andere Arten von Auseinandersetzung auf dem Weg ins Erwachsenwerden geht.

Zwei Buchempfehlungen zu dieser Problematik:

© 2003 by Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, Heft 15/2003, mit freundlicher Genehmigung der Kirchenzeitung
 

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