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Ingrid Rasch

Mithelfen im Haushalt ist echtes Lebenstraining. Gemeinschaftliche Pflichterfüllung hilft bei der Wertschätzung des sonst oft als selbstverständlich Angesehenen, das sowieso meist bei der Mutter hängen bleibt. Gleichberechtigung und Selbstverantwortung kann man gut schon im Kleinen lernen und üben.

Diplom-Psychologin Ingrid Rasch antwortet:

Helfen ist Pflicht, Motzen ist erlaubt

Kinder helfen im Haushalt
Auch wenn sie dabei nicht immer fröhlich sind - Kinder, die im Haushalt helfen, bekommen ein gutes Rüstzeug für das Leben. (Foto: Boecker)
Wenn Kinder im Haushalt mithelfen, lernen sie wichtige Dinge für ihr Leben

Frage: Wir suchen Ihren Rat in einer Frage, die vielleicht nicht so wichtig erscheint, aber das Problem belastet uns als Eltern sehr: Bei uns gibt es in letzter Zeit ständig Streit und Ärger, weil unsere Kinder nicht im Haushalt mithelfen wollen.

Ich war früher zeitweise berufstätig, da ging es noch, aber jetzt bin ich zu Hause, und die Kinder meinen, jetzt könnte ich doch alles machen und sie bedienen. Mein Mann unterstützt mich nur halbherzig, wenn ich von den Kindern verlange zu helfen und meint, es wäre doch wichtiger, dass sie für die Schule lernen. Ich bin jetzt ganz verunsichert wie ich mich verhalten soll und suche Ihren Rat.

Ingrid Rasch: Die Mithilfe von Kindern im Haushalt halte ich aus unterschiedlichen Gründen für ausgesprochen wichtig. Die Beteiligung an Alltagspflichten lässt Kinder (etwa ab fünf Jahren) und Jugendliche unmittelbar erfahren und einüben was es heißt, aktiv - ein jeder nach seinen Kräften und Möglichkeiten - zum Gelingen eines guten Zusammenlebens beizutragen.

Ganz nebenbei gibt es dabei viel Praktisches zu lernen, das für das spätere eigenständige Leben nützlich und wichtig ist. Nicht zuletzt wächst im praktischen Tun die Wertschätzung für Dinge, die manchmal als selbstverständlich wahrgenommen werden, zum Beispiel dass die Wäsche gewaschen ist oder ein Essen auf dem Tisch steht.

Sicher wird der Umfang und die Häufigkeit der Mithilfe unterschiedlich sein, je nachdem ob beide Elternteile berufstätig sind oder nicht; die grundsätzliche Wichtigkeit der Einbindung von Kindern in haushaltliche Pflichten sehe ich davon aber nicht berührt. Auch die Tatsache schulischer Verpflichtungen ändert meines Erachtens nichts daran. Natürlich muss sich Art und Umfang der Pflichten nach Alter und Möglichkeiten der Kinder richten.

Es ist nicht schlecht, wenn die Kinder die Gelegenheit haben, zwischen verschiedenen Aufgaben auszuwählen. Bei Geschwistern hat sich ein wechselnder Turnus bewährt. Ganz wichtig: Legen Sie die Absprachen fest - am besten schriftlich und gut sichtbar für die Kinder. Es ist selbstverständlich, dass Sie als Erwachsene immer wieder mal an die übernommene Aufgabe erinnern müssen. Und es ist für die Kinder erlaubt, gelegentlich zu schimpfen und zu „motzen“. Ich empfehle, daran zu denken, dass kein Mensch, auch kein Erwachsener, seine Pflichten immer mit strahlendem Gesicht erfüllt.

Nicht zuletzt sei gesagt, dass Kinder - gleich welchen Alters - Bedankung und Lob brauchen für ihre Leistungen und die ausdrückliche Mitteilung, wie wichtig ihr Einsatz für die Gemeinschaft ist.

© 2006 by Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, Heft 8/2006, mit freundlicher Genehmigung der Kirchenzeitung
 

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