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Ingrid Rasch

Stark werden ist manchmal besonders für Jungen schwer. Dabei hat jeder seine besonderen Fähigkeiten, die aber von den anderen und jedem selbst erkannt werden müssen, um eine starke Persönlichkeit zu werden. Das ist vor allem wichtig, wenn das äußere Erscheinungsbild eher Schwäche signalisiert. Das gilt für Jungen und Mädchen gleichermaßen. Für Väter oder Mütter ist es natürlich besonders schwer, wenn sie selbst eigene Probleme in diesem Zusammenhang mit sich herum schleppen.

Diplom-Psychologin Ingrid Rasch antwortet:

Das Selbstbewusstsein stärken

Wenn Jungen keine „richtigen“ Jungs sind

Anfrage: Mein Problem ist sicher viel kleiner als das von vielen anderen Menschen. Aber ich habe mich trotzdem entschlossen, bei Ihnen anzufragen, weil es mich sehr beschäftigt. Unser Sohn ist kein „richtiger“ Junge, wie man so sagt. Er ist ein zartes Kind und nicht besonders groß. Er ist schnell wehleidig, heult gleich los, wenn er sich nur mal eben gestoßen hat oder schreit hysterisch herum. Mich regt das manchmal auf, aber meinen Mann noch viel mehr. Die Klassenkameraden hänseln ihn schon und nennen ihn Weichei. Dann tut er mir richtig leid, aber noch viel schlimmer finde ich, dass mein Mann ihn Feigling oder Heulsuse nennt. Er meint es gut mit ihm und wünscht sich, dass er ein richtiger Junge wird, und er möchte ihm auch ersparen, dass er so gehänselt wird. Ihm selbst ist es als Kind nämlich so gegangen. Wenn mein Mann ihn dann härter anfasst, kommt der Junge immer zu mir. So geht es doch auch nicht, finde ich. Ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen.

Frau Rasch: Ich bin der Meinung, dass das geschilderte Problem sehr wohl einer Anfrage wert ist, und es spricht von elterlichem Verantwortungsbewusstsein, dass Sie sich hier Sorgen machen. Sie selbst haben schon festgestellt, dass Mahnungen oder Vorhaltungen, auch wenn sie noch so gut gemeint sind und positiven Motiven entspringen, nicht weiterhelfen. Wer sich oft hilflos, schwach und unterlegen fühlt, braucht Erfahrungen von Stärke, von Gelingen, von Anerkennung. Durch solche Erfahrungen kann Selbstsicherheit entstehen und Selbstbewusstsein gestärkt werden. Nachfolgend benenne ich einige Gedanken, die möglicherweise weiterhelfen können:

Hat Ihr Sohn Interessen oder Neigungen, die er besonders pflegen könnte, etwa musische oder kreative Talente, deren Pflege ihm Anerkennung einbringen könnte? Ist er ein Schüler, dessen Leistung Achtung verdient? Ist er ein besonders einfühlsames Kind?

Wenn es Ihnen beiden gelingt, die Stärken und Begabungen Ihres Sohnes bewusster wahrzunehmen, sie zu fördern und zu unterstützen, kann er möglicherweise nach und nach das beschriebene Verhalten aufgeben, das Ihnen Sorge macht.

Ganz besonders wichtig finde ich, dass Ihr Sohn eben dies vom Vater erfährt. Nicht zuletzt könnte vielleicht eine sportliche Betätigung - sofern Sie ihn dafür erwärmen können - ihm die Erfahrung von körperlicher Kraft, Sicherheit und Widerstandsfähigkeit geben.

Zum Schluss noch zwei Bücher, die weiterhelfen können:

© 2003 by Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, 50/2003, mit freundlicher Genehmigung der Kirchenzeitung
 

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