netSCHOOL    
Lebensschule
 

  zurück zu Lebensschule

Walter Dreser

Rangkämpfe und die Suche nach sich selbst gehen manchmal mit unbedachten oder auch gezielten Beleidigungen oder Unterdrückung anderer einher, auf die man neidisch ist oder auf deren Kosten man Macht empfinden will, weil sie irgend eine Schwäche oder eine besondere Stärke zeigen. Es kann ein Teufelskreislauf entstehen, der aber von beiden Seiten unterbrochen werden kann und muss, denn beide Seiten sind daran beteiligt.

Gegenseitige Achtung muss oft erst gelernt werden und ist besonders schwer, wenn erlittene Verletzungen auf der einen Seite und Überlegenheit auf der anderen Seite im Spiel sind.

Mobbing in der Schulklasse

Aber selbstbewusste junge Menschen senden positive Signale in ihre Gruppe

Unser 14-jähriger Sohn besucht die 8. Klasse des Gymnasiums und kommt in letzter Zeit oft bedrückt nach Hause. Er werde gehänselt mit abwertenden Bemerkungen über seine Kleidung, manchmal würden in der Pause sogar mit seinen Sachen „Handball“ gespielt. Leistungsmäßig hat er genügend Erfolge, um eigentlich selbstbewusst zu sein. Wie können wir ihm helfen?

Antwort vom Diplom-Psychologen Walter Dreser:

Hänseln, Ausgrenzen und Abwerten einzelner Schüler oder Schülerinnen oder Gruppen, heute auch unter den Stichworten Mobbing oder Bullying diskutiert, ist sicher kein neues Phänomen. Für die Betroffenen kann es ein langer Leidensweg sein, deshalb ist es wichtig, solche Klagen ernst zu nehmen.

In dieser Altersgruppe sind Jugendliche von ihrer Entwicklung her sehr verunsichert, suchen nach dem eigenen Stand in der Gruppe, nach ihrem eigenen Selbstwert. Dabei sind sie aber auch enorm verletzlich, obwohl nach außen große Coolness gezeigt wird. Unterstützen Sie Ihren Sohn dadurch, dass Sie ihm aufmerksam zuhören, um auch ein Verständnis dafür zu gewinnen, was da passiert.

Achten Sie auch darauf, dass er seine Bestätigung nicht nur zu Hause, sondern auch von Gleichaltrigen bekommen kann, auch lernt, seinen Geschmack bezüglich Kleidung zu entwickeln und zu vertreten. Überlegen Sie mit ihm, wie auch er gute Beiträge zum Gruppenleben in der Klasse bringen kann, seine Kompetenz für gelungene Kontakte entwickelt. Auch Sport oder ein Selbstsicherheitstraining kann helfen, anders aufzutreten und andere Signale zu senden.

Suchen Sie aber auch nach Möglichkeit das Gespräch mit dem Klassenlehrer (vorausgesetzt, er hat ein Ohr dafür und einen Blick für solche Situationen) und auch mit anderen Eltern, damit die Situation beobachtet und verstanden wird.

Manchmal sind es nicht nur böswillige Reaktionen, sondern aus eigener Unsicherheit der anderen Beteiligten her resultierende Aktionen, um schulischer Langeweile entgegen zu wirken. Dabei wird dann oft nicht respektiert oder sogar ausgenutzt, dass es unterschiedliche Empfindlichkeit für Kränkung gibt.

Nicht selten sind leistungsmäßig erfolgreichere Kinder das „Opfer“ von Bemerkungen oder Aktionen von Mitschülern und Mitschülerinnen, die vielleicht gerade im Hinblick auf ihre Leistungen auch eher häufiger Kränkungen im Schulalltag erfahren.

Vorsichtig sollten Sie mit Ihrem Sohn auch überlegen, ob er vielleicht manchmal, auch ohne es selber bisher so zu sehen, andere kränkt, in dem er etwa Überlegenheit betont und so auch einen Beitrag zu einem wechselseitigem Unwohlfühlen und Entwerten liefert.

Im Umgang mit beiden „Parteien“ eines solchen Konfliktes ist es wichtig, Verständnis für die alterstypischen Schwierigkeiten auf der Suche nach dem eigenen Standpunkt und dem eigenen Wert zu besprechen und nicht durch vorschnelle Entwertung den Kreislauf anzuheizen. Andererseits gilt es, klare Fairnessregeln zu vereinbaren und ihre Einhaltung konsequent einzuüben.

Inzwischen gibt es auch Materialien für die Schule mit Anregungen, wie innerhalb der Schule mit diesem Thema umgegangen werden kann:

 
Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, Heft  29/30/2002
 

  zurück zu Lebensschule

 

oben home Inhalt:   Werner Plack web design:   hp maly 2007 zurück