Lebensschule | |||
Schlagen ist falsch, ob es Kinder oder Erwachsene tun. Sich entschuldigen und über Probleme reden, sich verzeihen, weil man sich ja liebt, Stress von vornherein vermeiden durch gute Planung, falsche Erwartungen abbauen: es gibt viele Möglichkeiten, das Verhaltensmuster des Schlagens zu durchbrechen oder gar nicht erst entstehen zu lassen, vor allem, wenn man selbst mal geschlagen wurde.
Sekundenbruchteile später knallt es: Stress, Ärger und dann noch die furchtbar nervenden Kinder. Noch ein falsches Wort und die Hand rutscht aus. Zur Beruhigung: Unser Bild ist gestellt. (Foto: Boecker) |
Anfrage: Zu meinem eigenen Erschrecken habe ich heute meinen 5-jährigen Sohn heftig ins Gesicht geschlagen. Als ich mit unseren beiden Kindern (Sohn 5, Tochter 3 Jahre) von einem sehr anstrengenden und nervigen gemeinsamen Einkauf zurückkam, stritt er mal wieder mit seiner Schwester, sah mich provozierend an und kniff sie feste ins Gesicht. Dabei hatte ich mir so geschworen, meine Kinder nicht zu schlagen, und nun passiert es immer wieder mal. Ich schäme mich dafür, schließlich kann ich mich noch gut erinnern, wie schlimm es für mich als Kind war, geschlagen zu werden.
Antwort vom Diplom-Psychologen Walter Dreser:
Gut, dass Sie so offen über ihre Not sprechen.
Viele Eltern, die es ganz anders machen wollten als ihre Eltern, stellen verzweifelt fest,
wie sie in belastenden Situationen dann doch so heftig reagieren.
Bei Wut und Zorn nicht handgreiflich zu werden, misslingt nicht nur Kindern,
die erst lernen müssen, sich zu „zähmen“.
Auch Erwachsene, gerade wenn sie als Kinder selber geschlagen worden sind, verlieren die Beherrschung,
besonders dann, wenn die Kinder ihre empfindlichen Stellen treffen,
ihren Anspruch an Disziplin, ihr Harmoniebedürfnis und so weiter.
Einkäufe bedeuten für alle Beteiligten oft viel Stress.
Vielleicht hat ihr Sohn seinen Frust an der Schwester ausgelassen in dem Gefühl, ich ärgere die Mama,
die eben nicht genug Zeit für mich gehabt hat, indem ich die Schwester kneife.
Eine solche „Undankbarkeit“ in einer Situation, wo man sich doch für die Familie abgemüht hat,
kann das innere Fass zum Überlaufen bringen.
Was tun? Es bricht einem kein Zacken aus der Krone, wenn man sich in einer solchen Situation bei seinem Kind entschuldigt,
sagt, dass es einem leid tut. Dies kann auch eine Gelegenheit sein, darüber zu sprechen,
wie schwer es ist, mit der eigenen Wut und dem eigenen Zorn umzugehen. Kinder verzeihen in der Regel Fehler.
Es entlastet sie, zu erleben, dass nicht nur sie lernen müssen,
mit ihrer Wut anders umzugehen und sich immer wieder darum zu bemühen.
Auf Dauer ist es allerdings auch wichtig zu schauen, was kann man gegen den eigenen Stress tun.
Wie lassen sich zum Beispiel Einkaufssituationen auch ein Stück vorplanen,
dass sie nicht zu lang und zu anstrengend werden.
Ein positiver Abschluss zu Hause mit Zusammensitzen und Vorlesen
als Belohnung für „friedliches“ Verhalten kann eventuell vorher abgesprochen werden.
Eine häufige innere Stressquelle sind allerdings auch überhöhte Erwartungen an sich selber und die Kinder.
Die eigenen Erwartungen hier herunterzuschrauben, ist dabei ein wichtiger Schritt.
Und um liebevoll mit den Kindern umgehen zu können, sollten Sie auch liebevoll mit sicher selber umgehen,
sich selber dafür loben, was sie gut machen. Entlastend kann der Austausch mit wohlwollenden anderen Eltern sein.
Wut auf die Kinder darf sein, man muss sie sich von der Seele reden können, sich Luft machen können,
damit man nicht zu schlagen braucht. Gegebenenfalls empfiehlt sich auch das Gespräch mit Fachleuten,
wenn Sie merken, ich finde aus diesem Muster des Schlagens alleine keinen Ausweg.
Hilfen zum Thema bietet unter anderem der
Anregungen für die Arbeit mit Kindern im Kindergarten und auch für zu Hause zum Thema Wut enthält das Buch von
Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, Heft 10/2004
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