Systematische Irreführung der Menschen durch konservative Lehrerverbände

Der Deutsche Lehrerverband behauptet in Anlehnung an die PISA-Ergebnisse in einer Pressemitteilung vom 7.12.2007: „Frage nach der Schulstruktur ist nicht überflüssig, sondern eindeutig beantwortet. Gesamtschulen schöpfen das Potenzial ihrer Schüler nicht aus.“

"Die Integrierte Gesamtschule in Deutschland stagniert auf niedrigem Niveau. Sie rangiert mindestens ein Lernjahr hinter der Realschule und rund drei Lernjahre hinter dem Gymnasium. Dass die Hauptschule noch etwas schwächere Ergebnisse als die IGS hat, ist vor allem mit ihrer unvergleichlich schwierigen Schülerklientel zu erklären. Die Aufmerksamkeit der Schulpolitik sollte deshalb vor allem der Hauptschule gelten, aber nicht generell der Strukturfrage. Letztere ist eindeutig beantwortet, zumal die Gesamtschule nicht einmal in der Lage scheint, die Potentiale ihrer Schülerschaft auszuschöpfen." Das sagt Lehrerverbandschef Josef Kraus.

Es wird bewusst der Eindruck erzeugt, dass die Integrierte Gesamtschule gleichbedeutend sei mit dem integrierten Schulsystem in Finnland, Schweden oder der Laborschule Bielefeld. Das ist natürlich völlig falsch! Niemand, der ein integriertes Schulsystem für alle Schüler nach den erfolgreichen Beispielen in Finnland oder Bielefeld fordert, will eine Integrierte Gesamtschule. Das ist etwas völlig anderes! In einem wirklich integrierten System werden die guten Schüler genau so gefördert wie die nicht so guten. Alle werden besser!
Hier werden bewusst die Begriffe „integriertes System“, „Gesamtschule“, „Einheitsschule“ und häufig auch „Gemeinschaftsschule“ oder „Eine Schule für alle“ vermischt, damit der Normalbürger glaubt, sie seien alle dasselbe. Wie nennt man Informationen wider besseres eigenes Wissen? Oder ist da kein Wissen?
Entsprechendes gilt für die vom Deutschen Philologenverband am 3.12.2007 veröffentlichte Forsa-Umfrage mit dem Ergebnis einer deutlichen Befürwortung des gegliederten Schulsystems durch die Bevölkerung. Wenn die Menschen nicht wissen, wie und warum das integrierte System in Finnland oder Bielefeld so erfolgreich funktioniert, und wenn ihnen suggeriert wird, dass das unserer Integrierten Gesamtschule entspricht, ist natürlich kein anderes Meinungsbild zu erwarten. Was ist von einer solchen „Meinungsfindung“ zu halten?
Ähnlich wird mit der Migrantenproblematik und den Finanzproblemen umgegangen. Der hohe Ausländeranteil an deutschen Schulen sei schuld an schlechteren PISA-Ergebnissen. Ausländer sind nicht dümmer. Der soziale Hintergrund ist oft problematisch. Wie man innerhalb sogar unseres Systems erfolgreich damit umgeht, zeigt z.B. die Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmund in einem sozialen Brennpunkt.
Dass in Deutschland kein Geld für mehr Lehrer und bessere Schulen vorhanden sei, ist natürlich keine Tatsache, sondern eine Frage des gesellschaftlichen und politischen Willens. Jeder Bildungsökonom zeigt problemlos auf, wie sich jeder in Bildung investierte Euro für einen Staat und jeden Bürger mehrfach rentiert, Steuereinnahmen wachsen, Sozialausgaben sinken. Unsere Investitionen in Bildung sind stark steigerungsfähig! Wer über das bestmögliche Bildungssystem auf diese Weise diskutiert und die meist unwissenden Medien, die Streit gerne publizieren, dafür ausnutzt, wer mit Vorurteilen, Fehlinformation und Unwissen arbeitet, wird seiner großen Verantwortung für die Menschen nicht gerecht, sondern verfolgt ausschließlich eigene Interessen.
Die Menschen - und ganz besonders die Kinder und Jugendlichen - haben ein Recht auf ein erfolgreiches Bildungssystem. Die Fakten zählen!   Ergebnisorientierte Entscheidungen sind gefragt, keine falschen ideologischen Diskussionen!