DEUTSCH Legasthenie |
aus: "Grundschule 2000", Beltz Verlag, S. 109 -115
Renate Valtin
Zusammenfassung empirischer Befunde zu Behandlungsmöglichkeiten bei LRS
Die vorliegenden empirischen Studien lassen sich klassifizieren in:
Programme, die gezielt bei den gestörten Teilleistungen des Lese- bzw. Rechtschreibprozesses ansetzen und Kindern Lösungstechniken an die Hand geben sind offenbar wirksamer als solche, bei denen die richtige Schreibweise des Gesamtwortes eingeübt wird. Breuninger (1980) hat gezeigt, dass ein Programm mit abgestuften Maßnahmen (Rechtschreibförderung, Elterntraining und Förderung des Selbstvertrauens bei emotional beeinträchtigten Kindern) wirkungsvoller ist als ein reines Rechtschreibtraining.
Ein beträchtlicher Teil der Kinder (etwa 40%) kommt durch schulischen Förderunterricht zu etwa durchschnittlichen Leistungen im Lesen und in der Rechtschreibung, auch ohne psychotherapeutische Intervention.
Schulischer Förderunterricht führt bei etwa einem Drittel der Kinder zu keiner Verbesserung. Geringe Fortschritte machen offenbar Kinder mit größeren Konzentrations- und Motivationsstörungen sowie Kinder mit schweren Entwicklungsverzögerungen.
Eine geringe Wirkung schulischer Fördermaßnahmen ist dann zu erwarten, wenn sie sich am klassischen Legastheniekonzept orientieren. Klicpera und Gasteiger-Klicpera (1993) haben bei Wiener Legasthenikern, die ein bzw. zwei Jahre lang eine Stunde pro Woche einen Legastheniker-Förderkurs besuchten, keinerlei Leistungszuwachs beobachten können. Bestimmte Elemente dieses Förderunterrichts machen einen Erfolg auch unwahrscheinlich: erheblicher Anteil an Funktionsübungen; häufiges lautes Lesen, vor allem von einzelnen Wörtern, wobei das Textverständnis wenig berücksichtigt wird; in der Rechtschreibung Übungen zur Vermeidung von Reversionen, die gar keine große Rolle spielen.
Erfolg versprechend erscheinen förderdiagnostische Maßnahmen, die den Entwicklungsstand der Kinder im Stufenmodell des Lesens und Schreibens berücksichtigen und nach dem Prinzip der Passung ausgewählt werden. Empirische Untersuchungen dazu fehlen jedoch bislang.
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