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Eine Lektion in Poesie wird vorbereitet
Graz, Wien: Droschl, 1998. 65 S., brosch.
1961 übersiedelte H. C. Artmann für mehrere Jahre
nach Schweden. Die Stationen waren Stockholm, Lund und Malmö, letzteres
bereits aus einem seiner ersten Bücher, "das suchen nach dem
gestrigen tag oder schnee auf einem heißen brotwecken" (1964),
bekannt. Ein kleines literarisches Teilergebnis dieses Aufenthalts liegt
nun in einer wohlfeilen, ansprechenden bibliophil aufbereiteten Ausgabe
unter dem Titel "Eine Lektion in Poesie wird vorbereitet" vor.
Kurzbiografie |
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Geboren am 12. Juni 1921 als Hans Carl Artmann in Wien. Autorenname: Ib Hansen. Volks-und Hauptschule. Drei Jahre lang als Büropraktikant tätig. Befasst sich bereits frühzeitig mit Sprachen. 1940 zum Wehrdienst eingezogen. 1941 Kriegsverletzung, danach bis zum Kriegsende in einer deutschen Strafkompanie. 1947 erste Veröffentlichungen im Hörfunk und in der Zeitschrift "Neue Wege". 1951 im Kreis des "Art Club". Ab 1952 Zusammenarbeit mit Gerhard Rühm und Konrad Bayer. Seit 1954 ausgedehnte Reisen durch ganz Europa. 1961-65 Aufenthalt in Schweden, dann bis 1969 in Berlin. Ab 1972 in Salzburg. 1973 Gründungsmitglied des "Anti P.E.N." und später Präsident der Grazer Autorenversammlung, aus der er 1978 austritt. 1991 Ehrendoktorat der Universität Salzburg. Lebte in Wien. Starb dort am 4.12.2000 (Aktuelles). Preise, Auszeichnungen
1974 Großer Österreichischer Staatspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur |
Auf 65 Seiten gibt dieses schön gestaltete Bändchen
Tagebuchaufzeichnungen, Arbeitspläne, Prosaskizzen, -texte,
Gedichtansätze, -variationen und endlich auch die Gedichte aus dieser
Zeit preis. Im ersten Teil, schwedisches Tagebuch, finden sich -
wenn auch nicht gerade in übermäßiger Anzahl - Hinweise auf einzelne
Arbeiten des Autors und Übersetzers. So etwa am Beginn: "3. 7. 63
Athanasio Kircher: Sphinx mystagoga ... ill. Amstelodami 1676
Die illustrationen zu diesem buch Kirchers will ich herausgeben. Die
bibliothek zu Lund besitzt ein schönes exemplar. Noch andere werke
Kirchers sind hier, so unter anderem die China illustrata u. eine
deutsche Übersetzung der Hall & Schallkunst ... oder so ähnlich./Fotostatkopior./"
Wünschenswert dazu wäre ein Kommentar, in dem man näheres über
Athanasio Kircher und die geplante Herausgeberschaft des Autors findet,
zumal zwei Seiten später von "Einem ms. entwurf zu K.'s
illustrationen" die Rede ist, den der Dichter gemacht hat.
Auch zu Artmann als Übersetzer von Carl von Linnés
"Lappländischer Reise" finden sich zwei Hinweise, eine
launige Überlegung zu und ein Zitat von Linné in der Artmannschen
Übersetzung.
Zudem wird dem Leser auch ein kleiner Einblick in das schwedische Leben
von Österreichs faszinierendstem Poeten und Dandy gegeben: "Hoffe,
dass morgen geld aus Frankfurt kommt. Bin vollkommen pleite, besitzer
einer handvoll 2 öre-stücke. Fananama!" Wer wissen will, was
dieser letzte Ausdruck wohl bedeuten mag, findet die Auflösung am Ende
des Buches, wo die schwedischen Ausdrücke und Sätze übersetzt sind.
Neben Privatem, eher Nebensächlichem, wie etwa der
Frage nach dem Preis eines Schaukelstuhls, finden sich auch launige
amüsant zu lesende Überlegungen: "Gibt es heutzutage noch hommes
du monde? Der unterschied zwischen einem homme du monde und dem dandy
[...] Recht interessante schlüsse. L'homme conservateur. Wie besser ist
doch 'conservateur' verglichen mit konservativ! Der dandy am rande des
abgrundes."
Während sich der erste Teil mit derlei begnügt, gewährt der zweite, bretonische
miszellen, einen Einblick in die Werkstatt des Dichters. Und daraus
stammt auch der Titel des Bandes, "Eine Lektion in Poesie wird
vorbereitet".
Hier zeigt Artmann, wie durch Variationen, Erweiterungen etc. Gedichte entstehen, dabei wird deutlich, was er am Beginn dieses Abschnitts behauptet: "es geht mir um die kleinen punktuellen Eindrücke, die vereinzelten Momente des Abenteuerlichen, Bizarren". Dies kann der Leser anhand dieser Dichtungen nachvollziehen, einzelne Stufen können nebeneinander bestehen, ohne einander aufzuheben, was jedoch nur möglich ist, weil der Dichter selbst meint: "Beide Arten der Darstellung, die harmonische wie die unfertige, sind für mich absolut gleichwertig."
Damit wird dieses schmale Bändchen zur Fundgrube für all jene, die mehr von der Dichtung H. C. Artmanns erfahren möchten.
Susanne Zobl
3. September 1998
Leseprobe | ||
quest with arther under looming shores 1964/67 sattel und eschenspeer unverletzlich ein klarer bach der seine das holz der birne ein heller raum für tausend die maulbeere die lerche die worte: die nähe des waldes eine lektion in poesie wird |
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2. ode
meine wahl: die helle, die blattzarte schlanke, |
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http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/artmann/leseprobe.html |
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